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Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Einmarsch in Polen. Seitdem versucht er, auch Garten zu verheizen. Weil Garten der einzige Zeuge des Mordes war. Er hat uns in Norwegen ins Partisanengebiet geschickt. Und er ist auch schuld, daß wir jetzt in diesem Schlamassel sitzen.« Meyer trat dicht an Kramer heran. »Wenn Irene in die Hand der Russen fällt«, sagte er nachdrücklich, »so können Sie Planitz dafür danken.«
    Einen Augenblick war Kramer sprachlos. Sein nüchterner, klarer Verstand wollte es einfach nicht glauben, daß es in Deutschland Menschen gab, die aus niedrigsten persönlichen Motiven Menschen in den Tod schickten.
    Sein Blick glitt hilfesuchend zu Garten. »Stimmt das?« Seine Stimme war leise, kaum mehr als ein Flüstern.
    »Ja.«
    Kramer holte tief Luft. »Gehen wir«, sagte er dumpf.
    »Nein.« Garten hielt ihn am Arm zurück. »Planitz ist meine Angelegenheit. Ich will ihn alleine sprechen.«
    »Gut.« Kramer riß seine Pistolentasche auf und zog die Waffe heraus. »Vielleicht werden Sie sie brauchen. Ich werde Ihnen jederzeit bescheinigen, daß es Notwehr gewesen ist.«
    Garten wies die Pistole zurück. Dann wandte er sich um und ging auf die Kate zu.
    Fritz Garten blieb einen Augenblick vor der Tür der Kate stehen. Dann stieß er sie mit einem Ruck auf und trat hinein.
    Planitz hockte auf einem rohen Holzschemel und starrte Garten entgeistert an. »Sie?« Langsam stellte er sich auf die Füße.
    Fritz Garten zog sorgfältig die Tür hinter sich zu. »Ja, ich«, sagte er hart. »Sie haben mich doch gesucht. Jetzt haben Sie mich gefunden.«
    Schritt um Schritt trat er auf Planitz zu.
    Der dicke Bereichsleiter wich vor ihm zurück, bis er mit dem Rücken gegen die Wand stieß.
    »Was wollen Sie?« flüsterte er angstvoll. »Was haben Sie mit mir vor? Ich schreie nach der Wache.« Er hob abwehrend beide Hände vors Gesicht.
    »Warum denn?« Garten blieb dicht vor dem Mann in der braunen Uniform stehen. »Ich will ja nichts von Ihnen. Aber Sie anscheinend von mir. Sie sind mir doch bis nach Rußland nachgelaufen.«
    Planitz ließ langsam die Hände sinken. »Ich hatte nicht die Absicht, Sie zu treffen«, sagte er unsicher. »Ich bin auf einer Inspektionsreise in das Einsatzgebiet meiner Theatertruppen. Es ist reiner Zufall.«
    »Ach nein«, unterbrach Garten spöttisch. »Genauso ein Zufall wie damals in Posen, als ich Sie bei meiner Frau überraschte, was?«
    »Miriam war Jüdin«, verteidigte sich Planitz. »Es war meine Pflicht als Kulturbeauftragter …« Er verhedderte sich, als er die Drohung in Gartens Blick sah.
    »Sie haben sie umgebracht«, sagte Garten. Seine Stimme war leise. Kaum mehr als ein Flüstern. Ein kaltes, schneidendes Flüstern. »Und irgendwann lasse ich Sie dafür hängen. Planitz. Das schwöre ich Ihnen.«
    »Ihnen wird man gerade glauben, Sie Schmierenkomödiant!« brüllte Planitz.
    Garten zögerte nur einen kleinen Augenblick. Dann knallte er Planitz die Faust in das schwammige Gesicht.
    »Damit Sie es genau wissen«, sagte Garten dann ruhig. »Ich könnte Ihnen den Mord an Miriam wirklich nicht beweisen. Ich habe es nie gekonnt. Der junge Soldat, der damals dabei war, ist gefallen.«
    Er lächelte Planitz an. Ein spöttisches, grausames Lächeln. »Sie hätten sich also Ihre ganzen Anstrengungen sparen können. Ich konnte Ihnen nie schaden, Planitz.«
    Planitz wischte sich mit der Hand über das Gesicht. »Sie Schuft«, stöhnte er. »Sie erbärmlicher Schuft! Aber warten Sie nur, wenn wir hier wieder raus sind …«
    Gartens Lächeln blieb. »Wir kommen hier nie wieder raus. Höchstens in Richtung Sibirien. Und das ist das einzig Schöne an dieser verdammten Situation: daß Sie mit drinstecken.«
    »Alarm!« brüllte Müller. Die Trillerpfeife schrillte durch das schlafende Dorf, ging im Bersten der Granaten unter.
    Als die Kompanie sich sammelte, ging Hauptfeldwebel Müller in Kramers Quartier.
    »Was machen wir mit den Fronttheaterleuten?« fragte Müller, als sie aus der Tür traten.
    »Die sollen im Steinhaus bleiben. Zusammen mit unseren Verwundeten. Lassen Sie ein paar Waffen da – für alle Fälle.«
    Müller nickte. »Wir sind ja bald wieder zurück.«
    »Hoffentlich«, sagte Kramer.
    Das Schießen hatte aufgehört. Fritz Garten trat vom Fenster des Steinhauses zurück, in dem die Zurückgebliebenen untergebracht worden waren.
    »Hoffen wir, daß die Russen sich zurückgezogen haben.«
    Eine Zeitlang war es still. Nur ab und zu ein leises Stöhnen der Verwundeten, die entlang der Wand auf den

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