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Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Planitz.
    Und dann bellte seine Pistole zum zweitenmal …
    In diesem Augenblick sprang die Tür auf und krachte gegen die Wand. Der Lauf einer Maschinenpistole stieß in das Zimmer.
    Planitz riß seine Pistole hoch. Er wollte schießen. Aber die Todesangst lähmte seine Muskeln.
    Partisanen, dachte er nur noch. Das Ende. »Nicht schießen«, stammelte er in das Dunkel, »bitte nicht schießen!«
    Er sank vor dem Lauf der MP in die Knie und hob die Hände vor das Gesicht.
    »Was ist denn das für ein komischer Vogel?« fragte Kramer. Er trat zwei Schritte ins Zimmer und stieß Planitz' Pistole mit dem Fuß in die Ecke.
    »Deutsche«, stammelte Planitz. Langsam ließ er die Hände von seinem Gesicht sinken. Sein Blick fiel auf Doelles' dreckige Knobelbecher. »Deutsche …«
    Ohnmächtig sackte Planitz zur Seite.
    Eine halbe Stunde später hatten Müller und Jupp Doelles die Häuser des kleinen Dorfes durchsucht. Außer ein paar alten Leuten und einem Dutzend Kinder fanden sie nichts.
    »Müller, lassen Sie die Kompanie nachrücken«, sagte Leutnant Kramer zu seinem Spieß. »Wir bleiben über Nacht hier.«
    Die Kompanie zog einen Ring um das kleine Dorf. In rasch ausgeworfenen Schützenlöchern gingen MG- und Granatwerfertrupps in Stellung. Die Fahrzeuge wurden unter Bäumen und Hausdächern gegen Fliegersicht getarnt.
    Fritz Garten und Walter Meyer rissen Sträucher und Zweige ab. Die Mädchen des Theaterensembles drapierten sie über Kühlerhaube und Dach des Autobusses.
    »Gut«, lobte Kramer, als er vorbeikam. »Ihr macht das, als wenn ihr's gelernt hättet.«
    »Na, irgend was muß man doch dazulernen bei Preußens«, meinte Sonja spöttisch.
    »Ich wollte Sie noch etwas fragen.« Fritz Garten nahm den Arm des jungen Kompanieführers und trat mit ihm ein paar Schritte vom Bus weg.
    »Ja, bitte.« Kramer blieb stehen und steckte sich eine Zigarette an. Dabei schirmte er die Streichholzflamme mit beiden Händen ab.
    »Wie sieht's aus?« fragte Garten leise. »Kommen wir hier noch mal lebend raus oder nicht? Bitte, seien Sie ehrlich.«
    Kramer nahm einen Zug von seiner Zigarette. »Was nützt Ehrlichkeit, wenn einem das Wissen fehlt?« sagte er dann. »Ich habe keine Verbindung mit anderen Einheiten. Ich weiß nicht, wie weit der Russe durchgebrochen ist. Ob wir schon eingekesselt sind oder nicht.« Wieder ein nervöser Zug aus der Zigarette, wobei er sie mit der Hand abschirmte. »Wir können nur hoffen, daß wir irgendwo ein Loch finden. Oder daß wir uns durchschlagen.«
    Garten nickte. Langsam begann er, zum Bus zurückzugehen.
    »Also nur noch eine Frage des Glücks«, sagte er, als sie das Fahrzeug fast erreicht hatten.
    »Oder des Unglücks«, ergänzte Kramer. »Wir wissen genau …«
    Er unterbrach sich, sah auf einen hellen, glimmenden Punkt, der dicht vor ihnen aus der Dunkelheit leuchtete.
    »Zigarette aus!« sagte er scharf. »Wollen Sie uns die Russen auf den Hals hetzen?«
    Walter Meyer warf schuldbewußt die Zigarette zu Boden und trat sie aus. »Entschuldigen Sie. Kann man ja nicht wissen.«
    »Schon gut«, winkte Kramer ab. Dann wandte er sich wieder an Garten. »Übrigens, einen komischen Vogel haben wir hier im Dorf gefunden, er fuchtelte gerade mit seiner Kanone rum, als wir ihn griffen. Hat 'ne braune Uniform an. Stellen Sie sich mal vor: ein Parteionkel im tiefsten Rußland. Das kriegt man auch nicht alle Tage geboten!«
    »Sind Sie sicher, daß er von der Partei ist?« fragte Meyer zweifelnd.
    »Ich bin ganz sicher. Ich habe mir seine Papiere angesehen. Das ist ein Kerl von der Reichskulturkammer. Parnitz heißt er, oder so ähnlich.«
    »Etwa Planitz?« sagte Meyer gespannt. »Kurt Planitz?«
    Der Leutnant nickte. »Richtig. Planitz. Der war's.« Er wandte sich zu Meyer. »Kennen Sie den etwa?«
    Meyer nickte stumm. Für ein paar Sekunden war er zu wütend zum Sprechen. Und als seine Kehle wieder frei war, klang seine Stimme belegt und heiser. »Wo ist der Kerl?« Er packte Kramer am Ärmel. »Wo haben Sie ihn gelassen?«
    Kramer schüttelte die Hand ab. »Was ist denn mit dem Mann?« fragte er. Sein Blick wanderte von Meyer zu Garten.
    Fritz Garten lehnte an der Wand des Hauses, in dessen Nähe der Bus stand. Er hatte die Augen geschlossen. Seine Hände zuckten nervös. »Wo ist er?« fragte er schließlich.
    »Dort drüben. Im zweiten Haus«, sagte Kramer. »Aber jetzt sagen Sie mir bitte …«
    »Planitz ist unser Bereichsleiter«, erklärte Meyer. »Er hat Gartens Frau ermordet. Beim

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