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Fronttheater

Fronttheater

Titel: Fronttheater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ob der Iwan schon drinsitzt. Wenn nicht, machen wir da für die Nacht Quartier.«
    »Soll ich mitkommen?« fragte Garten.
    Kramer schüttelte den Kopf. »Bleiben Sie bei Ihrer Truppe. Sie müssen doch auf die Mädchen aufpassen.«
    Mit einem kurzen Nicken wandte er sich um und ging zur Kolonnenspitze. Da hörte er hinter sich eine Stimme.
    »Peter!«
    Irene sprang aus dem Autobus und lief hinter ihm her. Sie packte ihn beim Arm. »Warum mußt du selbst auf diesen Spähtrupp gehen?« fragte sie angstvoll. »Kannst du nicht … Ich meine, einer von den Unteroffizieren könnte das doch genausogut machen.«
    Kramer sah das Mädchen schweigend an.
    Irene senkte den Kopf. Ihre Finger lösten sich von seinem Arm, fuhren streichelnd über den rauhen Stoff des Ärmels. »Ich habe so Angst um dich, Peter«, flüsterte sie. »Ich muß immer denken …«
    Kramer strich ihr zart über das dunkle Haar. »Ich bin bald wieder zurück«, sagte er. »Mach dir keine Sorgen.«
    Er wartete, bis Irene zum Bus zurückgegangen war. Dann wandte er sich an seine Männer: »Zehn Mann für Spähtrupp!«
    Hauptfeldwebel Müller, Jupp Doelles und acht andere Landser hängten wortlos ihre Waffen um und traten vor ihren Kompaniechef.
    Eine Viertelstunde später hatten sie die Waldgrenze erreicht. Vor ihnen dehnte sich eine flache Mulde. An einer Straßenkreuzung in der Mitte der Mulde lag das kleine Dorf.
    Es war stockdunkel. Kein Lichtschein in den Fenstern. Ein fahler Halbmond tauchte die geduckten Katen in ein dünnes, gespenstisches Licht.
    »Sieht nicht sehr freundlich aus«, flüsterte Leutnant Kramer, als er das Nachtglas wieder von den Augen nahm. »Ist mir zu ruhig.«
    »Wie heißt denn das Kaff?« fragte Hauptfeldwebel Müller leise.
    »Stawenkow«, sagte Kramer ebenso leise. Er steckte das Glas fort und griff nach seiner Maschinenpistole.
    »Müller und Doelles! Ihr kommt mit. Mal sehen, was da unten los ist. Der Rest geht in Stellung und gibt uns Feuerschutz, wenn's schiefgeht.«
    Die drei Männer waren nur ein paar Schritte aus dem Wald herausgetreten, als Doelles Kramer plötzlich beim Arm packte.
    »Da unten!« flüsterte er und deutet mit der Hand. »Da rennt doch jemand!«
    »Hinlegen!«
    Kramer warf sich als erster auf die Erde, riß das Glas an die Augen.
    Fast zum Greifen nah war die Gestalt, die da in schlaffem, müden Trott die Straße entlangtorkelte, auf das Dorf zu.
    »Sieht aus wie ein Parteibonze aus Deutschland«, murmelte Kramer.
    »Wahrscheinlich 'n Melder von den Partisanen«, flüsterte Doelles.
    Kramer hörte, wie Doelles den Sicherungsflügel seiner Waffe herumlegte.
    »Nicht schießen!«
    Der Mann torkelte weiter auf die Häuser zu. An der Straßengabelung blieb er einen Augenblick stehen, als ob er sich orientieren wollte. Dann taumelte er weiter. Mit letzter Kraft lief er auf die zweite Kate zu, stieß die Tür auf.
    »Weiter«, flüsterte Kramer.
    Wie Schatten erhoben sich die drei Männer und schlichen auf das Dorf zu …
    Bereichsleiter Kurt Planitz blieb keuchend an der Hüttentür stehen. Einen Augenblick lehnte er sich gegen die Wand und schloß die Augen, um wieder zu Atem zu kommen.
    Dicht vor ihm schimmerte plötzlich ein dünner Lichtschein durch eine Ritze. Dann knarrte eine Tür. Das Gesicht eines alten, weißbärtigen Mannes erschien in der Spalte und starrte Planitz an.
    »Wo ist Arisch?« Planitz riß die Tür ganz auf und drängte sich in den anderen Raum.
    Zwei Betten. In dem einen saß ein sechsjähriger Junge und sah mit großen, angstvollen Augen auf den zerlumpten Deutschen.
    »Ich brauche was zum Anziehen.« Planitz packte den alten Mann am Hemd und drängte ihn weiter zurück. Der Russe verstand ihn nicht, starrte ihn nur angstvoll an.
    »Kleider!« brüllte Planitz. »Wo hast du deine Klamotten!« Planitz riß die Pistole heraus und richtete sie auf die Brust des Alten. »Klamotten her, oder …«
    Das Kind schrie auf, stürzte aus dem Bett und klammerte sich an den alten Mann.
    Mit einem Fußtritt schleuderte Planitz den Jungen in die Ecke, zielte mit seiner Waffe auf die Brust des Kindes.
    »Njet!« Mit einem verzweifelten Satz warf sich der Alte vor seinen Enkel, griff nach der Pistole.
    Planitz drückte ab. Ohne Überlegung. Ohne zu zielen. Er schoß einfach.
    Der Alte zuckte zusammen. Ein kleiner, schwarzer Fleck war an der Schulter seines Kittels, färbte sich rot …
    Mit einem angstvollen Schrei sprang der kleine Junge auf die Füße, riß die Tür auf.
    »Hierbleiben!« brüllte

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