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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
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bis ich mich entschieden hatte und suchte sich dann ebenfalls etwas aus. Als die Bedienung, eine quirlige Frau Anfang zwanzig, mit einem Adler-Tattoo auf dem Oberarm und einer schwarz gefärbten Dreadlock-Mähne, erschien, bestellte Sophie einen Salat mit Putenfleischstreifen und Dominic und ich eine Pizza, die hier super war, denn sie wurde jeden Tag frisch im Steinofen gebacken. Als Getränk wählte ich einen Weißwein, Dominic ein alkoholfreies Bier und Sophie ein stilles Wasser. „Also, was ist los?“, fragte ich, nachdem ich mich kurz umgeschaut hatte, ob nicht irgendjemand Bekanntes in der Nähe saß. „Dieser Blome wird an unserer nächsten Redaktionskonferenz teilnehmen, hast du nicht die Mail von Lars bekommen?“
    „Ne, ich hab’ noch nicht in mein Postfach geguckt“, erwiderte ich und blickte ihn aufmunternd an. „Offensichtlich ist da tatsächlich etwas im Busch“, fuhr mein Kollege fort und rückte seine randlose Brille auf der Nase zurecht. „Wir müssen etwas unternehmen!“ Ich war sehr erstaunt, denn so kannte ich Dominic nicht. Er war ein sehr zurückhaltender Mensch, der sich am liebsten aus allem raushielt. Die Bedienung brachte unsere Getränke und als sie wieder weg war, prosteten wir uns zu. „Dominic hat recht“, sagte Sophie, „danach will er uns bei der Arbeit beobachten und sich alles angucken.“ Sie nippte freudlos an ihrem Wasserglas: „Die Suppe müssen wir ihm versalzen.“ Unser Essen kam, und Dominic und ich machten uns hungrig über die Pizzen her, während Sophie nur lustlos in ihrem Salat herumstocherte, als ob sie nach einer versteckten Schnecke suchen würde. Wie mich das nervte! Dieser Magerwahn der meisten Frauen, die ich kannte, war wirklich die Pest. Die konnten einem wirklich den Appetit verderben, außerdem kam man sich im Vergleich zu denen immer total verfressen vor. Trotzdem ließ ich mir die Pizza, die mit besonders viel zäh zerfließendem Käse belegt war, schmecken. So weit kommt es noch! Wir diskutierten ausgiebig, wie wir diesen Blome loswerden konnten und bestellten noch eine Runde Getränke. Sophie ließ sich von mir sogar überreden, auch einen Weißwein zu bestellen, und da sie keinen Alkohol gewohnt war, wirkte sie schon nach ein paar Schlucken süß beschwipst. Wir beschlossen, uns so richtig doof zu stellen, was Dominic mit „das wird uns ja nicht so schwer fallen“ selbstironisch kommentierte, und die blödesten Themen für die Juniausgabe vorzustellen. „Es müsste noch ein schlimmes technisches Problem geben“, schlug Sophie, deren Wangen schon leicht gerötet waren, kichernd vor. „Wie wäre es, wenn wir Leon bitten, da etwas zu drehen?“, erwiderte Dominic. „Was hat der denn damit zu tun?“, antwortete ich etwas zu impulsiv und die beiden sahen mich erstaunt an. „Was hast du denn gegen den?“, fragten meine Kollegen wie aus einem Munde. Ich schluckte trocken: „Nichts! Ihr müsst ja auch nicht mit ihm zusammenwohnen.“ Ich nahm meine Tasche, um ein Portemonnaie herauszuholen: „Okay!“, sagte ich versöhnlich. „Fragen wir ihn, ob da was geht. Vielleicht ein kompletter Serverausfall?“
     

 10. Kapitel
    Die Auslage in dem gläsernen Tresen sah verlockend aus: Schwarzwälder Kirschtorte, Käsekuchen, Mascarpone-Erdbeertorte sowie Schokoladen- und Marzipan-Nusstorte. Mir lief das Wasser im Munde zusammen und ich wollte schon eine Bestellung aufgeben, aber Karla zog mich weiter: „Nicht jetzt, Sonia, das Kaffeetrinken ist hinterher!“
    „Och Mensch“, maulte ich und übergab meine Jacke einer freundlich lächelnden Kellnerin mit frisch gestärkter weißer Schürze, die uns freundlich begrüßte: „Herzlich willkommen und viel Spaß bei Ihrer Veranstaltung bei uns im Fördeblick.“ Hinter uns standen mindestens zwanzig Frauen, von der Studentin bis zur Rentnerin, die ebenfalls an dem Vortag „Fit für den Traummann“ der durch Funk und Fernsehen bekannten Love und Life Beraterin Olivia Stone teilnehmen wollten. Wir setzten uns an einen der dunkelbraunen Holztische direkt neben den riesigen raumhohen Fenstern, von denen aus man einen herrlichen Blick auf den Nord-Ostsee-Kanal hatte. Eine große weiße Fähre der Stena Line fuhr gerade in Richtung Norwegen und zwei Segelschiffe schipperten in entgegengesetzter Richtung zur Schleuse. Zwei junge Frauen gesellten sich zu uns und begrüßten uns mit einem etwas unsicher klingenden „Hallo“. Die beiden Blondinen trugen edle blaue Hosen und gestreifte Blusen und waren

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