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Froschkuss (German Edition)

Froschkuss (German Edition)

Titel: Froschkuss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Berlin
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an.
    Der dritte Kandidat war der Mann, der hinter mir das Lokal betreten hatte und sich als „Ben“ vorstellte, war Landwirt und das erste Mal auf einer solchen Veranstaltung: „Bei uns auf’m Land ist es ja schwer, eine Frau kennen zu lernen“, sagte er und grinste unsicher. Er hatte ein schmales Gesicht, eng anliegende Augen und ganz schlimme schiefe und vorstehende Zähne. Also erstes müsste er mal zum Zahnarzt gehen, dachte ich, aber ich lächelte und fragte: „Wieso, habt ihr denn da keine Partys oder so etwas?“
    „Doch schon“, erwiderte er und trank ein Schluck Bier: „Aber da lernt man doch nicht die Frau seines Lebens kennen.“ Er erzählte mir unverblümt, wie seine „Herzensdame“ sein müsse: „Treu, hübsch, eine gute Mutter“ und natürlich müsse sie auch mit „anpacken“ können und sich mit „Vaddern und Muddern“, die ebenfalls auf dem Hof wohnten, verstehen.
    „Oh ha“, sagte ich nur, aber da waren die fünf Minuten auch schon um, und der Gong ertönte. Weil mir Ben irgendwie leidtat, kreuzte ich aus einer Laune heraus „Ja“ an, da ich davon ausging, dass sich wohl keine weitere Single-Frau für ein Treffen mit dem Landwirt interessieren würde.
    „Lockenköpfchen! Schön dich zu sehen!“ Ich blickte hoch und traute für einen Moment meinen Augen nicht. Vor mir saß Karim und grinste breit, die Arme vor seiner Brust verschränkt.
    „Was machst du denn hier?“ Ich war platt. Platter als platt, um genau zu sein.
    „Das könnte ich genausogut dich fragen!“
    Karim funkelte mich belustigt an und beugte sich etwas nach vorne, woraufhin mir der herbe Duft seines Herrenparfums in die Nase stieg. Er trug mal wieder ein weißes tailliertes Hemd, dessen Ärmel er etwas nach oben geschoben hatte. Klar, er war der Typ, der zu spät gekommen war und sich gleich in die hintere Ecke verzogen hatte.
    „Ich bin beruflich hier!“, zischte ich leise, „außerdem bin ich Single. Du aber nicht, soviel ich weiß.“
    Er hob seinen Kopf, drehte ihn leicht zur Seite und präsentierte mir sein Profil mit der leicht gebogenen Nase: „Ich bin für einen Freund eingesprungen, er ist krank“, sagte er schließlich, nachdem er sich offensichtlich vergewissert hatte, dass die bereits von ihm besuchten Frauen ihm weiterhin ihre Aufmerksamkeit schenkten.
    „Das glaubst du doch wohl selbst nicht!“
    „Es ist aber die Wahrheit“, behauptete der Verlobte meiner besten Freundin, „du kennst ihn.“
    „Wer soll das denn sein?“
    „Max. Du hast ihn auf meiner kleinen Party kennen gelernt!“
    „Auf der du dich mit Karla verlobt hast!“
    Karim fuhr sich mit einer wie einstudiert wirkenden Geste durch sein dunkelbraunes Haar: „Was ist eigentlich dein Problem?“
    Er schob seinen Stuhl etwas zurück und lehnte sich provokativ nach hinten, um mir einen Blick auf seine enge dunkelbraune Anzugshose zu gewähren: „Du hättest mal zu uns ins Bett kommen sollen, dann wärst du jetzt nicht so verkrampft!“
    „Ich verkrampft!“, schrie ich und merkte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. „Du mieser, kleiner...“
    GONG!
    Karim erhob sich und blickte selbst gefällig auf mich herunter: „Du kannst jederzeit auf mich zurückgreifen! Anruf genügt!“
    Ich schnappte nach Luft, aber mir fiel in diesem Moment keine Antwort auf diese Unverschämtheit ein.
    „Hi, ich bin Patrick!“
    Vor mir saß der nächste Kandidat, ein muskelbepackter Kerl mit Glatze und Oberarm-Tattoos, der mir zuvor gar nicht aufgefallen war. Er lächelte mich an und ich sah, dass seine Zunge gepierct war. Ich spürte, wie sich die Haare auf meinem Unterarm aufrichteten. „Wie alt bist du?“, fragte er mich.
    Ich lächelte zurück und sagte: „Einen Moment, bitte!“
    Dann kreuzte ich hinter Karims Namen das „Nein“ an – und zwar doppelt!
    Als die Veranstaltung zu Ende war, beeilte ich mich, schnell aus der Kneipe heraus zu kommen, obwohl die meisten sich noch vor der Bar aufhielten, um ihre Kontakte zu vertiefen. Aber darauf hatte ich nun wirklich keine Lust. Draußen nieselte es, und ich schob den Kragen meines Trenchcoats nach oben. Mein Auto stand ein paar Straßen weit entfernt, aber das störte mich nicht, ich war froh, etwas gehen zu können. Die frische Luft tat mir gut und ich merkte, wie sich meine Anspannung mit jedem Schritt löste. Ich hatte mit zehn Männern gesprochen (Karim mit eingerechnet) und nur bei Landwirt Ben ein Kreuz gemacht. Wenn er meinen Namen ebenfalls angekreuzt hatte, würde ich

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