Froschkuss (German Edition)
demnächst von Ina eine Mail mit seinen Kontaktdaten erhalten. Dann hätten wir die Chance, uns „näher“ kennen zu lernen. Ich bereute meine Laune, die mich dazu bewogen hatte, seinen Namen anzukreuzen. Was wäre, wenn er sich mit mir verabreden wollte? Ich hatte eigentlich schon genug an der Hacke! Mein Job war in Gefahr, Leon wohnte immer noch bei mir, Karla würde diesen grässlichen Karim heiraten und Lars, ach Lars! Tränen stiegen mir in die Augen, als ich den Schlüssel in das Schloss meines alten Golfs steckte. Was hatte diese Celine, was ich nicht hatte? Er hatte gestern so besorgt und mitfühlend ausgesehen, als er sie nach ihrem Schwächeanfall in die Klinik gefahren hatte. Mittlerweile hatte ich immer mehr das Gefühl, dass die beiden ein Paar waren. Natürlich wollten sie das nicht an die große Glocke hängen, jedenfalls nicht, solange Celine bei Citylight arbeitete. Warum sie wohl umgekippt war? Vielleicht hatte sie morgens nichts gegessen, so dünn wie sie war. Der Nieselregen verdichtete sich plötzlich zu einem kräftigen Schauer, und ich schaltete meine Scheibenwischer an, die quietschend ihre Arbeit aufnahmen. Warum hatte Celine dieses merkwürdige Hängerkleidchen getragen? Und dazu Ballerinas statt High Heals? Die Erkenntnis traf mich plötzlich und schnürte mir die Kehle zu: Celine war schwanger! Schwanger von Lars! Ich parkte mein Auto und rannte zu meinem Hauseingang. Die Tränen liefen mir die Wangen herunter und vermischten sich mit dem Regen, der auf mich niederprasselte. Mein Trenchcoat war schon total durchnässt, ich fühlte, wie mir das Wasser hinten in den Nacken lief. Ich öffnete die Tür und fiel direkt Leon in die Arme, der gerade auf dem Weg in die Küche war: „Sonia, was ist denn los mit dir, ist was passiert?“
Ich stieß ihn von mir weg: „Lass mich!“
Ich öffnete die Knöpfe meines Trenchcoats: „Ich bin klitschnass!“
Er zog mir den Mantel von der Schulter und berührte dabei mit den Fingern meinen Nacken. Ein kribbeliges Gefühl, so als sei ich beim Durchkriechen unter einem Elektrozaun mit dem Draht in Berührung gekommen, strömte durch meinen Körper. Ich blickte Leon verwirrt an. Er hatte keine Brille auf und trug ein graues Abercrombie & Fitch T-Shirt, das ihm wirklich gut stand. Ob diese Nele ihm das geschenkt hatte? Er fixierte mich mit seinen dunkelbraunen Augen und verzog kaum merklich den Mundwinkel. In diesem Moment erinnerte er mich ein wenig an Johnny Depp. Ich wischte mir die Tränen aus den Augen und schluchzte. „So schlimm?“ Er lächelte mitfühlend und strich mir eine nasse Strähne aus dem Gesicht: „Geh erst einmal duschen, dann wird es dir bestimmt gleich besser gehen.“
„Okay!“
Ich rannte schnell nach oben und zog die übrigen Klamotten aus, dann schlüpfte ich schnell in meinen knielangen weißen Bademantel mit Kapuze. Ich griff nach einem Slip, stieg die Treppe wieder hinunter und beeilte mich ins Bad zu kommen. Leon hantierte zum Glück in der Küche, so hatte ich etwas Zeit, meine Gefühle zu ordnen.
In der Dusche ließ ich heißes Wasser auf meinen Kopf und Nacken laufen und schloss die Augen, um einfach mal ein paar Minuten abzuschalten. Dann schäumte ich meine Haare ein und beendete die Dusche mit einem kurzen Schauer kaltes Wasser. Ich trocknete mich ab, zog meinen Slip und meinen Bademantel über, umschlang mein nasses Haar mit einem Handtuch und zwirbelte alles zu einem Turban nach oben. Ich betrachtete mich im Spiegel, der vom Wasserdampf total beschlagen war. Meine Augen waren vom Heulen immer noch gerötet, und ich hatte Ränder unter den Augen. Als ich das Badezimmer verließ, stand Leon erneut vor mir, als hätte er nur darauf gewartet, dass ich rauskomme. „Ich hab’ Tee gekocht, möchtest du einen?“
Ich nickte und als wir kurze Zeit später nebeneinander auf dem Sofa saßen, zwei dampfende Teebecher in der Hand, fühlte ich mich auf einmal viel besser. Er fragte mich, wie mein Speed-Dating-Termin gelaufen sei, und ich schilderte ihm alle meine Erlebnisse. Mein Mitbewohner war ein guter Zuhörer, er war die ganze Zeit bei der Sache, nicht wie viele andere Männer, die nur auf eine Redepause ihrer Gesprächspartnerin warten, um dann von ihren Heldentaten zu berichten. Er saß nur wenige Zentimeter von mir entfernt und auf einmal wurde mir bewusst, dass ich unter meinem Bademantel so gut wie nackt war. Ich stellte mir vor, wie es wohl wäre, wenn Leon mich küssen würde, wenn er mir den Bademantel von
Weitere Kostenlose Bücher