Froschzauber
Eiszapfen, die auf hart gefrorenem Boden zerbrechen. »Natürlich – Merlin schnüffelt in der Burg herum, um herauszufinden, was vor sich geht. Er wird einen Schock kriegen, wenn er erfährt, dass der Schutzbann durchbrochen und der Prinz verschwunden ist! Ha! Er wird im Staube vor mir kriechen müssen und um Hilfe betteln und dann ...« Sie dämpfte ihre Stimme, doch Max, der gleich neben ihr unter dem Wandteppich kauerte, konnte hören, was sie mit einem kalten, grausamen Flüstern nur noch zu sich selbst sagte: » Dann werden wir erleben, wie König Artus am Boden liegt!«
Adolphus segelte durch den dunklen Gang. An dessen Ende landete er so geräuschlos wie möglich auf einem Dachbalken. Unter ihm zankten sich zwei Jungen.
»Ich mach das nicht, Adrian. Auf gar keinen Fall, es ist zu gefährlich! Merlin ist jetzt auf der Hut und er kommt uns ganz bestimmt auf die Schliche. Ganz bestimmt!«
»Sei nicht so ein Feigling, Jakob!«, zischte der andere Junge. »Es hat keinen Alarm gegeben, die Wachen wissen von nichts. In der ganzen Aufregung um das Festival wird sich kein Mensch um zwei junge Knappen scheren, die ein bisschen ausreiten wollen.«
»Und was, wenn das Balg aufwacht und zu schreien anfängt?«
»Ich hab’s dir doch schon erklärt«, sagte Adrian genervt. »Ich habe ihn verzaubert. Er kann sich nicht mehr rühren, geschweige denn schreien. Komm schon, Jakob! Beim Zehennagel des Druiden! Wir wickeln ihn in ein Laken, binden ihn aufs Pferd und dann reiten wir aus der Burg. Wenn einer fragt, sagen wir einfach, dass wir Proviant in eines der Lager bringen. Los jetzt, mach schon!« Adrian wollte Jakob mit sich ziehen, aber dessen Pausbacken sahen immer noch ziemlich blass aus, und er weigerte sich, weiterzugehen.
»Und was ist mit dem Schutzbann?«, fragte er starrsinnig.
»Das habe ich dir auch schon erklärt!«, sagte Adrian verzweifelt. »Sie hat sich darum gekümmert. Das ist kein Problem.«
»Du meinst Lady –«
»Schhh! Denk nicht einmal daran, ihren Namen auszusprechen! Was sie mit Verrätern macht, willst du garnicht wissen!«
Jakob sah aus, als wollte er protestieren, aber ein paar Augenblicke später zuckte er mit den Schultern. »Okay. Wenn du meinst. Aber ich habe gehört, dass Merlin Leute in Mistkäfer verwandeln kann, und ich habe keine Lust, für den Rest meines Lebens mit sechs Beinen in einem Haufen Pferdemist herumzukrabbeln.«
Die beiden Jungen liefen durch den Gang in Richtung der Pferdeställe. Kaum waren sie verschwunden, winkte Adolphus mit einer seiner Klauen. Olivia schlich an der Wand entlang, bis sie den Drachen erreichte. Sie trug ein Paar von Max’ Beinlingen und eine dunkle Tunika. Mit ihrem dunklen Haar und dem Dreck, den sie sich ins Gesicht gerieben hatte, war sie im Halbdunkel des Korridors kaum zu erkennen.
»Hab ich’s dir doch gesagt, Adolphus«, wisperte sie aufgeregt. »Ich wusste, dass die beiden etwas damit zu tun haben!«
»Sollen wir ihnen weiter folgen?« Adolphus hüpfte auf dem Balken auf und ab. »Ich kann wieder ganz, ganz leise sein. Ich kann herausfinden, wohin sie gehen.«
»Ich weiß nicht ...«, sagte Olivia nachdenklich – aber da war es schon zu spät. Adolphus hatte seineSchwingen ausgebreitet und war mit einem blaugrünen Schimmern verschwunden. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm zu folgen.
Als sie den Gang erreichten, war niemand mehr zu sehen. Adolphus flog aufgeregt im Kreis. »Wo stecken sie? Wir müssen sie einholen! Wo sind sie hin?« Er war ganz aufgelöst.
»Adolphus!«, zischte Olivia. »Warte! Komm zurück! Ich glaube, es ist besser, wir suchen Merlin!«
»Ja, das wäre wahrscheinlich besser«, knurrte eine nur allzu vertraute Stimme und Adrian trat aus dem Dunkel eines Türrahmens hinter ihr. »Aber ich schätze, dazu kommt es jetzt nicht mehr. Für uns wäre das nämlich nicht gut, wisst ihr?«
»Adrian!«, stöhnte Olivia. »Oh, Mistkugel!«
»Mistkugel, in der Tat, allerliebste Olivia«, sagte Adrian und drehte ihr einen Arm auf den Rücken. Jakob tauchte aus dem Halbdunkel auf und packte den anderen. »Mir kommt es so vor, als hätte ich dich heute schon einmal aus dem Weg geschafft ... Weißt du, wenn du hier rumschnüffeln willst und deine Nase in Dinge steckst, die dich nichts angehen, solltest du das nicht mit einem schwachköpfigen Drachen tun, derlauter als eine ganze Herde Greife ist. Wir hätten euch auch noch drei Länder weiter gehört.«
Er drehte sich um und warf eine Handvoll von
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