Froschzauber
träge nach den Fliegen, die über der Wasseroberfläche schwebten, und der Duft der Festvorbereitungen im Burghof stieg den Geschwistern in die Nase.
Es war ein glorreicher Tag gewesen.
Max hatte gerade den Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb gewonnen und die Hälfte von zwanzig Goldmünzen obendrein. Er hätte im siebten Himmel schweben können. Bloß war da leider noch die Sache mit Lady Morgana und der Sommerschule, dieer in ihrer Gesellschaft erst einmal heil überstehen musste.
Max kaute auf einem Grashalm herum. »Glaubst du, sie ist wirklich so böse?«, fragte er Olivia. »Ich fand sie sogar irgendwie nett, als sie mich zur Sommerschule eingeladen hat. Und der König vertraut ihr.«
Olivia schnaubte. »Machst du Witze? Die spielt doch bloß Theater. Bevor die aufhört böse zu sein, verzichtet ein Hecht auf kleine Frösche.«
Max seufzte. Genau genommen sah er es genauso. Jedes Mal, wenn er an die Sommerschule dachte, bekam er Angst und kalte Schauer liefen ihm über den Rücken.
»Glaub bloß nicht, dass die sich ändern könnte«, sagte Olivia entschieden. »Sie führt etwas im Schilde, Max, sieh es ein. Was du in Gore brauchen wirst, sind ein paar Leute, denen du vertrauen kannst. Verbündete. Irgendwie müssen wir es hinkriegen, dass ich, Adolphus und Grimm mitkommen.«
Max setzte sich auf.
»Echt? Das würdet ihr tun?«
»Na klar komme ich mit«, sagte Grimm säuerlich. »Weiß gar nicht, wie du darauf kommst, ich könnte da fehlen. Du kennst mich doch – stets willens, derguten Sache ein paar Barthaare zu opfern. Bereit, der bösartigsten Zauberin der Welt zu trotzen. Wenn sie irgendwas Übles plant, beiß ich ihr einfach die Zehen ab ...«
Max überlegte. Grimm in seiner Tunika oder der Satteltasche zu verstecken, wäre leicht. Aber Olivia und Adolphus?
»Das klappt nie«, seufzte er. »Papa würde euch nie gehen lassen.«
»Papa«, sagte Olivia mit einem Ausdruck äußerster Entschlossenheit, »wird nichts dagegen tun können. Ich komme mit, Max. Ob es dir passt oder nicht. Gewöhn dich also schon mal an den Gedanken!«
Max musterte seine kleine Schwester. So aussichtslos es auch scheinen mochte, dachte er, wahrscheinlich würde es ihr sogar gelingen. Er grinste und fühlte sich plötzlich viel besser.
»Und vergiss nicht«, sagte Olivia, »wir haben immer noch den Froschzauber. Wir können uns in Frösche verwandeln, wann immer wir wollen. Oder – hey! – in Ratten. Oder in Drachen, wenn uns ein Kuss von Adolphus nichts ausmacht!«
»Au ja!«, rief Adolphus fröhlich dazwischen. »Bitte, kann ich auch ein Drache sein?«
»Du bist ein Drache, Erbsenhirn«, stellte Grimm fest. »Lasst uns Adolphus bitte keine wichtige Aufgabe übertragen, ja? Sonst enden wir alle im Ententeich.«
Max grinste und legte sich wieder in die Sonne. Vielleicht würde der Sommer sogar ganz lustig werden, dachte er. Irgendwie würde er Gore schon überstehen. Und dann, wenn er zurückkäme, würde er endlichrichtige Zauberstunden kriegen. Er würde nie lernen müssen, wie man kämpft. War das nicht toll? Und dann war da ja auch noch die Sache mit Adrian Hogsbottom. Der saß jetzt in den nördlichen Sümpfen fest, wahrscheinlich knietief in Matsch und Modder. Und das alles, weil Max zufällig den Froschzauber entdeckt hatte! Mal ehrlich, was hätte ihm Besseres passieren können?
Über die Autorin
C.J. Busby
ist auf Booten und in Wohnwagen groß geworden und schon als Kind viel durch die Welt gereist. Seit sie denken kann, liest sie alles, was sie in die Finger bekommt. Sie hat Soziale Anthropologie in Cambridge studiert und ein Jahr im Süden Indiens gelebt, um dort für ihre Doktorarbeit zu forschen. Sie hat drei Kinder und lebt in Südengland.
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