Froschzauber
Opfer zu werden. Er hatte eine bessere Idee.
In nicht einmal einer Woche würde auf Burg Camelot das Jährliche Festival der Magie stattfinden. Max war fest entschlossen, bis dahin einen wahrhaft atemberaubenden Zauber für den Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerb vorzubereiten. Abgesehen von den zwanzig Goldmünzen Preisgeld erhoffte er sich, dass ein Sieg seinen Vater ein für allemal davon überzeugenwürde, dass Max ein geborener Zauberer war, der die Ritterschule getrost vergessen sollte, um sich ganz auf die Zauberei zu konzentrieren. Bislang hatte Sir Bertram Max’ sämtlichen Bitten widerstanden und darauf beharrt, dass Max sich bloß mehr Mühe geben müsse. Dann würde schon noch ein ordentlicher Ritter aus ihm. Aber Max konnte Pferde nicht leiden, und als er das letzte Mal mit einer Lanze auf eine Strohpuppe losgeritten war, hatte er versehentlich fast Sir Bertram aufgespießt, obwohl der fünfzehn Meter weiter weg stand.
Max konnte einfach viel besser zaubern als reiten oder kämpfen. Zwar war es bei den letzten Zauberer-Nachwuchs-Wettbewerben für ihn nicht gut gelaufen, aber das lag hauptsächlich an Adrian Hogsbottom, Max’ ärgstem Feind.
Max konnte sich nicht erinnern, wann genau sich Adrian Hogsbottom als schleimigste Unkenwarze im ganzen Königreich entpuppt hatte. In jedem Fall aber war es eine Ewigkeit her, dass er ein freundliches Wort mit ihm gewechselt hatte. Vorletztes Jahr hatte Adrian die Bühne genau in dem Augenblick in Flammen aufgehen lassen, als Max’ exakt berechneter Feuerwerkszauber auf seinen triumphalen Höhepunktzusteuerte. Max hatte die Schuld bekommen und Adrian den Preis.
Max’ sommersprossiges Gesicht wurde immer noch rot vor Wut, wenn er an den Wettbewerb im letzten Jahr dachte. Er hatte einen Eimer so verzaubern wollen, dass er das Wasser aus dem Burgbrunnen ganz allein holte. Aber dann hatte der Eimer das Wasser ganz allein über dem Kopf des Prüfers ausgekippt.
Adrian hatte wieder gewonnen. Dieses Jahr musste Max es einfach schaffen.
Während Max herumprobierte und mixte und immer wieder in seinem Zauberbuch nachschaute, rief seine Mutter die Treppenstufen herunter: »Max! Ich muss jetzt los, nach Burg Pendennis – Lady Alys will einen Schönheitstrank für den Ball heute Abend. Dein Vater sitzt an der Tafelrunde, aber Miss Mudfoot wird ein Auge auf dich haben.«
»Ja, okay«, rief Max hinauf, während er ein paar silberne Libellenflügel in den Zauberkessel streute und zusah, wie blauer Dampf bis an die Kellerdecke aufstieg.
Miss Mudfoot war die Burgköchin. Sie hatte ein zwanzigfach gefaltetes Doppelkinn und zwei Mal so viele haarige Warzen. Ständig suchte sie nach einerGelegenheit, Max in einen ihrer Kochtöpfe zu stecken und in einen leckeren Eintopf zu verwandeln. Max versuchte ihr, so gut es ging, aus dem Weg zu gehen.
»Benimm dich – pass auf Olivia auf! Und keine Dummheiten, hörst du?«
»Ja, ja, klar!«, rief Max genervt. Er wartete gerade auf den richtigen Moment, um die Flusswurzelfasern hinzuzufügen.
Als seine Mutter endlich verschwunden war, wandte er sich erneut dem Gebräu im Kessel zu. Das roch jetzt nach ungewaschenen Füßen. Perfekt! Sorgfältig fügte er jede Flusswurzelfaser einzeln hinzu, ohne zu bemerken, dass Olivia über die Steinstufen geschlichen kam und sich in der finstersten Kellerecke versteckte.
Mit der letzten Flusswurzelfaser verfärbte sich die Mixtur lila. Sie roch jetzt wie Butterkuchen.
»Ja!« Max ballte die Faust. Dann schaute er wieder in sein Zauberbuch. »Jetzt nur noch Zehennägel von der Schlange.«
Auf der Suche nach dem Glas mit den Schlangenzehennägeln irrte sein Blick durch den Raum und fiel auf einen Schatten im Winkel bei den Regalen. Der Schatten sah verdächtig nach Olivia aus. Max wagte sich ein bisschen näher. Es war Olivia.
»Olivia! Was willst du hier?! Ich habe gesagt, du sollst mich heute Morgen in Ruhe lassen! Du legst es darauf an, verzaubert zu werden!«
»Richtig«, sagte Olivia unbeeindruckt. »So wie letztes Mal, als du mir eine lange Nase hexen wolltest und überhaupt nichts passiert ist, außer dass ich zwei Mal niesen musste. Da hab ich jetzt aber Angst, Max.«
Max verengte die Augen zu Schlitzen. »Zu deiner Information, nervige Kröte: Ich habe gar nicht versucht, dir eine lange Nase zu hexen, ich habe dir nur damit gedroht, damit du verschwindest. Dieses Mal hingegen werde ich dich wirklich lila anlaufen lassen, wenn du mich nicht endlich in Ruhe lässt.«
»Keine gute Idee,
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