Frost, Jeaniene
besser
fühlte. Und sie fühlte sich in seinen Armen tatsächlich besser. Oh, so viel
besser!
»Du hast mich im Nacken gepackt.«
Die Worte
kamen, ohne dass sie darüber nachdachte. In Anbetracht all dessen, was passiert
war, war das das Letzte, was ihr in den Sinn hätte kommen sollen.
Etwas
strich über ihren Kopf, das sich wie seine Lippen anfühlte. »Bitte, verzeih,
Liebling.«
»Wie
kannst du so was sagen?«, fragte Denise, ihre Stim me kaum
mehr als ein Flüstern. »Wenn es je einen guten Grund dafür gab, mit jemandem
Schluss zu machen, dann zweifellos den, dass sich
dieser Jemand in eine vierbeinige Kreatur verwandelt hat.«
»Ich bin
ein Vampir. Meine besten Freunde sind Vampire und Ghule, und gleich außerhalb
dieses Zimmers schwebt ein Geist herum. Allein in den letzten zwei Jahren habe
ich mich mit Dämonen, schwarzer Magie, Gespenstern und Zombies herumgeschlagen,
deshalb fürchte ich, dass eine Gestaltwandlerin mich jetzt nicht panisch das
Weite suchen lässt.«
Denise
schwieg einen Moment lang. Dann: »Wenn du das so sagst ... klingst du wie ein
Verrückter.«
Gelächter
ließ seine Brust erbeben. »Damit kann ich leben.«
Etwas von
der niederschmetternden Last ihres Selbstekels wich, doch noch immer wütete die
Scham in ihrem Innern. »Tja, nun, ich bin ein Feigling.«
Spade wich
zurück, bis er sie anschauen konnte, und ein Stirnrunzeln furchte sein Gesicht.
»Warum sagst du das?«
Sie wollte
seinem Blick ausweichen, doch das wäre nur noch mehr Beweis für die Richtigkeit
ihrer Aussage gewesen, also sah Denise ihm geradewegs in die Augen, während
sie sprach.
»Weil ich
Nathanial an Rom ausliefern werde, auch wenn ein Teil von mir denkt, dass das
Mord ist. Nicht bloß, um meine Familie zu retten, sondern um meinen eigenen
Arsch ins Trockene zu bringen.«
»Natürlich
übergeben wir Nathanial an Rom«, entgegnete Spade und tat ihren Einwand mit
einem Handwinken ab. »Es ist ja nicht so, als würdest du einen Unschuldigen
opfern, um deine eigene Schuld zu begleichen. Dann wärst du
ein Feigling, genau wie Nathanial es war, der seine Nachkommen dafür zahlen
ließ, dass er Rom übers Ohr gehauen hat. Und sag nicht, der Kerl hätte nicht
gewusst, dass dann andere für ihn die Zeche begleichen müssten. Man bricht
nicht einfach einen Pakt mit einem Dämon, ohne mit Konsequenzen zu rechnen.«
Spade
drehte sie so um, dass sie ihn vollends ansah, und in seinen Augen blitzten
grüne Glanzlichter. »Und selbst, wenn du mich anflehen würdest, es nicht zu
tun, würde ich Nathanial trotzdem an Rom ausliefern. Du bist kein Feigling,
Denise. Um genau zu sein, hast du gar keine andere Wahl.«
Sie war
emotional zu aufgedreht, um weiter über Nathanial zu sprechen. »Ich brauche
eine Dusche - und ich muss mir die Zähne nutzen. Ah, ich werde nie wieder
Thunfisch essen oder Milch trinken.«
»Soll mir
recht sein, aber du musst etwas anderes essen, und das bald.«
Die
Erinnerung an Nathanials Worte hallte in ihrem Verstand wider. Stress,
Schmerzen, Angst, Hunger, Geilheit ... All diese Dinge können die Verwandlung
auslösen, wenn man zulässt, dass sie sich aufstauen. Denise
dachte daran zurück, wie sich ihre Hände verwandelt hatten. Nathanial hatte
recht; sie war gleichermaßen hungrig, wütend, geil und gestresst gewesen.
Vermutlich hatten die Anspannung, der Hunger, der Umstand, niedergestochen worden zu sein und dann Spades Reaktion darauf zu sehen, den Schutz
durchbrochen, den die Tätowierungen ihr gegen Roms Essenz verliehen hatten.
Nun, sie
hatte mit Sicherheit nicht die Absicht zuzulassen, dass sie noch einmal in
eine solche Situation geriet. Ein Schauder durchfuhr Denise; ihre Hand glitt
unter das Handtuch, um von Neuem die beruhigende Glätte ihres Bauchs zu
berühren. Kein Fell, keine blutende Wunde. Sie hatte
vor, dafür zu sorgen, dass das so blieb.
Spade zog
sie auf die Füße, ging jedoch nicht raus. Denise räusperte sich und fühlte, wie
ihre Wangen warm wurden.
»Ahm,
könntest du mir ein wenig Privatsphäre zugestehen? Ich muss mal aufs
Katzenklo.«
Bei ihrem
schlechten Kalauer zuckten seine Lippen, dann küsste er ihre Hand. »Ich besorge
dir etwas zum Anziehen.«
»Was ist
mit den Klamotten in meinem Koffer passiert?«
»Die ruhen
zusammen mit dem Boot auf dem Grund des Mittelmeers.«
Oh. Sie
konnte sich nicht an allzu viel von dem erinnern, was passiert war, nachdem sie
das Boot verlassen hatten; irgendwie hatte das Entsetzen darüber, plötzlich
ein Tier zu sein, sie
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