Frost, Jeaniene
hoch, dass die fauchende Katze im Rückspiegel zu sehen war. »Hier ist sie!
Jetzt fahr endlich los, Ian, oder steig verdammt noch mal aus, damit ich ans
Steuer kann.«
Ian fuhr
los und sagte den ganzen Weg zum Haus über kein Wort mehr.
Sobald der
Wagen zum Stehen kam, stieg Spade aus und zog Nathanial hinter sich her. Alten
und Fabian waren herausgekommen, um sie zu begrüßen, doch er marschierte mit
großen Schritten und ohne ein Wort an ihnen vorbei, um sich in das Schlafzimmer
zu begeben, in dem er vor Monaten gewohnt hatte, als er hier gewesen war, um
Crispin zu helfen. Sobald er dort war, schloss er die Tür und wandte sich dann
an Nathanial.
»In
Ordnung. Wie kann ich sie zurückverwandeln?«
Der Mann
mit dem rostbraunen Haar ging im Zimmer umher, beugte sich tief runter und
überprüfte die Ecken, die Fenster, das Badezimmer und schaute sogar unters
Bett. Spade musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um nicht auf ihn
einzuprügeln, als er nicht antwortete.
»Was zum
Teufel treibst du da?«
»Ich suche
nach Schlupflöchern, durch die sie abhauen könnte«, antwortete Nathanial. »Ein
offenes Fenster, ein Zwischenraum unter dem Schrank ... Willst du die Nacht
damit verbringen, in den Wänden oder auf dem Grundstück nach deiner
ausgebüchsten Miezenfreundin zu suchen?«
Spade
ballte die Fäuste, doch seine Stimme blieb ruhig. »In Ordnung. Wenn du damit
fertig bist, wüsste ich gern, wie es jetzt weitergeht?«
Hätte
Nathanial Grips gehabt, hätte er die tödliche Drohung gehört, die hinter
diesen letzten Worten steckte, und zügig Resultate geliefert, doch er zuckte
die Schultern.
»Du
könntest ihr etwas Thunfisch und ein Schälchen Milch holen.«
In der
nächsten Sekunde hatte Spade ihn an der Kehle gepackt und so gegen die Wand
gedrückt, dass seine Füße über dem Boden baumelten. Allein das Wissen, dass er
Nathanial brauchte, falls Denise sich wirklich wieder zurückverwandelte, hielt
Spade davon ab, ihn auf der Stelle zu töten.
»Pass beim
nächsten Mal lieber auf, was du sagst, da du mit Blut dafür bezahlen wirst,
wenn es wieder so ein schlechter Scherz ist.«
»Ich meine
es ernst«, sagte Nathanial, der jedes Wort betonte. Sein haselnussbrauner
Blick war gelassen. »Du hast hier eine verängstigte Frau, die in einem ihr
fremden Körper festsitzt und stundenlang in einer kleinen Kiste herumgeschleppt
wurde. Sie ist hungrig. Durstig. Vermutlich hat sie auch Platzangst, was
erklären würde, warum sie den Käfig pausenlos anfaucht und daran herumkratzt.
Lass sie raus. Lass sie etwas essen, etwas trinken, sich eine Weile beruhigen.
Und dann wirst du sie so lange streicheln, bis sie
richtig entspannt ist.«
Das
Verlangen, ihn sofort zu töten, war beinahe überwältigend und sorgte dafür,
dass ein schwaches Zittern durch Spades Körper fuhr. Seine
Fangzähne drückten in dem stummen Wunsch gegen seine Lippen, sich in
Nathanials Kehle zu graben und sie zu zerfetzen.
»In
Ordnung«, sagte Spade, sobald sein Zorn genügend abgeklungen war, dass er
sprechen konnte. »Aber wenn du mich zum Narren hältst, bist du als Nächster in
diesem Korb. In Einzelteilen. Alten!«
Zwei
Sekunden später ging die Tür auf. »Ja?«
»Bitte die
Küche, uns etwas Thunfisch oder Hühnchen zu schicken, und eine Schüssel voll
Milch. Jetzt sofort.«
Alten
blinzelte, stellte die Anweisung jedoch nicht in Frage. Es waren keine fünf
Minuten vergangen, als er wieder zurück war, mit geräuchertem Thunfisch auf
einem Teller und einer bis zum Rand mit Milch gefüllten Untertasse. Diesmal
wurde er allerdings von Cat und Crispin begleitet. Sie traten leise in den Raum
und schlossen die Tür hinter sich.
Spade
stellte den Thunfisch und die Milch auf den Fußboden und öffnete dann die
Klappe des Tragekorbs.
Mit einem
Jaulen schoss ein Fellknäuel heraus und rannte in einer wilden Hatz an den
Zimmerwänden entlang, bevor es unter das Bett huschte. Spade fühlte, wie ihm
angesichts der ausgesprochen katzenhaften Reaktion das Herz schwer wurde. War
in dem Tier, das sich unter dem Bett versteckte, nichts mehr von Denise übrig?
»Warte
einfach ab«, sagte Nathanial.
Nach
einigen angespannten Minuten glitt ein mahagonifarbener Kopf unter dem Bett
hervor. Die Katze fauchte den Raum im Allgemeinen an, kam ganz hervor und lief
geradewegs zu dem Thunfischteller, um das Festmahl zu verschlingen. Dann
schlabberte das Kätzchen die Schüssel mit der Milch leer.
»Jetzt
schnapp sie dir«, wies Nathanial ihn
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