Frost, Jeaniene
würde ich Denise trotz ihrer Einwände
verwandeln.«
Spade
stieß ein kaltes Lachen aus. »Kumpel, das weiß ich besser als irgendjemand sonst.«
Ian zuckte
die Schultern. »Ja, du und Crispin, ihr könnt ein Lied davon singen, nicht
wahr?«
Er blieb
stehen und warf dem Vampir ihm gegenüber einen harten Blick zu. Ian erwiderte
seinen Blick - ungerührt, kompromisslos. Mit demselben durchdringenden Blick
hatte Ian ihn vor über zweihundertzwanzig Jahren bedacht, als er dafür
verantwortlich gewesen war, dass Spade in einen Vampir verwandelt wurde. Ian
hatte ihn vielleicht nicht erschaffen, da er nach Crispins Verwandlung zu
geschwächt gewesen war, doch Spade war verwandelt worden, weil Ian seinen
Erzeuger um einen Gefallen gebeten und dabei vollkommen ignoriert hatte, dass
Spade das überhaupt nicht wollte.
Mehrere
lange, gnadenlose Sekunden dachte Spade darüber nach. Immerhin hatte er Ian
schließlich vergeben. Genau wie Crispin. Gewiss, Denise mochte ihn vielleicht
hundert Jahre lang hassen, wenn er sie gegen ihren Willen verwandelte, doch
zumindest würde sie am Leben sein, um ihn zu hassen. Und nicht unter der Erde
als Futter für die Würmer herhalten müssen.
Doch
konnte er ihr das wirklich antun? Vorgeben, ihre Menschlichkeit zu akzeptieren,
und sie ihr dann zu rauben, sobald sie diese Male los war? Wenn er das tat, wie
konnte sie ihm dann jemals wieder vertrauen? Crispin und er hatten Ian verziehen,
ja, doch die Natur ihrer Beziehung als verratene Freunde war ganz anders
gewesen, als die zu einer betrogenen Geliebten.
Doch was,
wenn Denise nicht bewusst war, dass er sie hinterging? Sie hatte sich schon
zuvor als anfällig für die Macht seines Blickes erwiesen. Er konnte ihr den
Gedanken in den Kopf pflanzen, die Verwandlung zu begrüßen. Sie würde sich
nicht einmal daran entsinnen, dass sie nicht selbst auf diese Idee gekommen war
...
Mit einem
wüsten Fluch schüttelte Spade den Kopf und setzte sich wieder in Bewegung.
»Nein. Entweder habe ich mit Denise eine ehrliche, echte Basis oder gar keine.«
»Narr«,
rief Ian ihm nach.
Wieder
biss er die Zähne zusammen. Das stimmte vielleicht, aber es war dennoch seine
Entscheidung.
Das
Klopfen an der Schlafzimmertür sorgte dafür, dass Denises Herz einen Satz
machte. »Herein«, rief sie sogleich.
Ihre
flüchtige Hoffnung wurde zunichtegemacht, als anstelle von Spade Bones
eintrat. »Selbst wenn ich deine Gedanken nicht lese, ist der Geruch von
Enttäuschung, der dich umgibt, schier überwältigend«, stellte Bones fest.
Denise
fiel auf das Bett zurück. In den Stunden, seit Spade hinausgestürmt war, hatte
sie erfolglos zu schlafen versucht. War er endgültig fort? Das war möglich. Bones
und Cat waren auch allein in der Lage, Nathanial an Rom zu übergeben.
»Natürlich
ist Charles nicht endgültig fort«, sagte Bones und nahm auf dem Stuhl neben dem
Bett Platz. »Er ist ziemlich aufgebracht, aber spätestens zur Morgendämmerung
wird er wieder zurück sein.«
»Weißt du,
mir war nie klar, wie aufdringlich deine Gedankenlesern ist«, sagte Denise
trocken. »Kannst du nicht auf einen anderen Kanal umschalten?«
»Siehst du
nicht, wie viel du Charles bedeutest?«
Denise
spöttelte. »Wie kann einem etwas was bedeuten, das man nicht respektiert? Und
Spade hat keinen Respekt vor Menschen.«
»Das ist
nicht wahr. Charles respektiert die Menschen sehr wohl. Er versucht bloß zu
vermeiden, wieder etwas für einen Menschen zu empfinden, weil Menschen immer
sterben«, sagte Bones sanft.
»Vampire
sterben auch ständig«, hielt Denise dagegen. »So etwas wie Unsterblichkeit gibt
es nicht, ganz gleich, welcher Spezies man angehört.«
»Vampire
können nicht durch Altersschwäche, Krankheiten oder Unfälle sterben. Niemand kann
sich vor jeder Form des Todes schützen, doch der Tod ist den Menschen um so
vieles näher als Vampiren oder Ghuls. Das, was mit Web passiert ist, hat
Charles' Sorge um deine Sterblichkeit offensichtlich derart angeheizt, dass er
rausgestürmt ist, als du den Gedanken daran abgetan hast, dich jemals in einen
Vampir zu verwandeln.«
»Aber ich will kein
Vampir sein«, sagte Denise frustriert. »Warum fällt es Spade so schwer, das zu
verstehen?«
»Weil das
bedeutet, dass er dich eines Tages zu Grabe tragen muss«, erwiderte Bones.
»Eines nicht allzu fernen Tages, aus der Sicht eines Vampirs. Das ist nicht das
Gleiche wie bei einer normalen Beziehung, wo die Chance besteht, dass eure
Lebensspannen in etwa gleich lang
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