Frost, Jeaniene
überlassen. Dass er richtig ausfallend wurde, hatte sie
auch noch nicht erlebt. Und so vornehm, wie er auftrat, hätte sie eigentlich
vermuten können, dass er aus ganz anderen Verhältnissen kam als Bones.
»Willst du
gar nicht wissen, was ich dir für deine Diskretion anzubieten gedenke, Ian?«,
wechselte Spade kühl das Thema.
Ian
grinste. »Doch.«
»Mein Haus
in den Keys, hinter dem du schon so lange her bist. Ich überlasse es dir für
die nächsten zehn Jahre. Das sollte ein mehr als angemessener Lohn für dein
Schweigen sein.«
Denise
verschlug es vor Schreck den Atem, was beide Männer ignorierten. »Das reicht
nicht«, stellte Ian fest. »Crispin wird sehr wütend auf mich sein, wenn er
erfährt, dass ich bei eurem mysteriösen Vorhaben mitgespielt habe. Als
angemessene Entlohnung wirst du mir das Haus also schon schenken müssen.«
»Halunke,
raffgieriger!«, platzte es aus Denise heraus.
Ian warf
einen beiläufigen Blick in ihre Richtung. »Und jetzt sind auch noch meine
Gefühle verletzt worden. Das kostet dich auch noch dein Boot.«
Spades
Blick brachte Denise sofort zum Schweigen. Raffgieriger
HALUNKE, schrie es in ihr.
»Nur wenn
mir dann dein Schweigen garantiert ist und Denise
unter deinen Leuten nach einem Typen suchen darf, mit dem ich verschwinden
kann, ohne dass irgendwelche Fragen gestellt werden.«
Ian zog
die Augenbrauen hoch. »Erfahre ich auch, was diese Person getan hat?«
Spades
Lächeln war eher ein Zähnefletschen. »Nein, wirst du nicht.«
Darauf
lässt er sich niemals ein, dachte Denise, als sie den
verschlagenen Ausdruck in Ians Gesicht sah. Zu guter Letzt allerdings erwiderte
der Vampir Spades Lächeln.
»Ich liebe
dieses Haus wirklich, Charles. Abgemacht.«
Denise
atmete auf, einerseits war sie erleichtert, andererseits plagte sie das
schlechte Gewissen. Nun konnte sie der Unkostenabrechnung für Spade ein Haus
und ein Boot hinzufügen. Sie musste eine Möglichkeit zur Wiedergutmachung finden,
und wenn sie ihre Schulden über die nächsten dreißig Jahre abbezahlte.
Ian
streckte sich. »Du kannst gern bei den Leuten hier im Haus anfangen und dich
von da an weiter vorarbeiten. Ich muss dir ja nicht sagen, wie weit verstreut
meine Sippe lebt, aber ich werde allen mitteilen, dass dir ihre volle Kooperation
zusteht.«
»Und du
wirst unerwähnt lassen, dass du die Frau, mit der ich reise, kennst«, fügte
Spade in stählernem Tonfall hinzu.
Ian
musterte Denise auf eine Art und Weise, dass sie sich plötzlich nackt vorkam.
»Natürlich, aber es würde mich schon interessieren, wie lange du das geheim
halten kannst. Braucht ihr eine Unterkunft für euren Aufenthalt hier?«
»Danke,
ich habe schon was arrangiert«, antwortete Spade zu Denises Erleichterung. Je
schneller sie von Ian wegkamen, desto besser. Er war attraktiv, strahlte aber
etwas Kaltes und Skrupelloses aus. Sie ertappte sich dabei, wie sie unwillkürlich
näher an Spade herantrat. Sehen wir uns bloß schnell seine
Leute an und machen, dass wir wieder wegkommen.
Als hätte
Spade ihre stumme Bitte gehört, nahm er ihre Hand. »Ian, zeigst du uns, wo wir
hinmüssen?«
Fünfzehn
Minuten später schimpfte Denise im Stillen frustriert vor sich hin. Nathanial
war nicht unter dem Dutzend lebender und untoter Hausbewohner gewesen. Wie
lange würde es noch dauern, bis Rom ungeduldig wurde und erneut anfing, ihre
Familie zu tyrannisieren? Und wann würden die Zeichen des Dämons sich
drastischer auf sie auswirken? Bisher hatte sie nur feststellen können, dass
ihr Temperament immer schneller mit ihr durchging und sie ständig Hunger hatte,
aber ihr war klar, dass das nur der Anfang war. Wie viel Zeit blieb ihr noch,
bis die Zeichen sie in ein Monster wie Rom verwandelten?
»Sag all
deinen Leuten hier in der Gegend, sie sollen sich heute mit dir im Crimson
Fountain treffen«, wandte sich Spade auf dem Weg zur Tür an Ian. »Dann können
wir sie ohne großes Aufsehen in Augenschein nehmen.«
Ian
bedachte Denise mit einem letzten forschenden Blick und nickte dann. »Ich hatte
zwar andere Pläne, aber diese Angelegenheit macht mich neugierig. Bis später
also, mein Freund.«
Denise
sprach erst, als sie Ians Anwesen einige Kilometer hinter sich gelassen hatten.
»Das mit deinem Haus tut mir leid. Lass es mich bitte wiedergutmachen.
Ich habe eine Rentenversicherung abgeschlossen, die ich auflösen könnte ...«
»Nein.«
Sein Tonfall war scharf. Spade wandte den Blick nicht einmal von der Straße ab,
als er
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