Frost, Jeaniene
Tröstungsversuche.
Hatte er ihr überhaupt geholfen, seit sie sich an ihn gewandt hatte? Er
glaubte es nicht, und ihre Hände waren wohl der ultimative Beweis für sein
Versagen. Welcher Teil von Denises Körper würde wohl als Nächstes betroffen
sein, würde verzerrt werden zu einer Monstrosität durch die Dämonenessenz, die
sich in ihrem Körper ausbreitete, nur weil er nicht weiterkam?
Das werde
ich nicht zulassen, schwor sich Spade und schloss die
Arme fester um Denise. Diese miese Ratte Nathanial hatte eine Möglichkeit
gefunden, Rom mehrere Generationen über in Schach zu halten. Er, Spade, war
ein jahrhundertealter Meistervampir; verdammt wollte er
sein, wenn er einem Sterblichen nicht das Wasser reichen konnte.
»Alles
wird gut«, versprach er Denise, und diesmal war es ihm ernst.
Sie stieß
eine Art schniefendes Prusten aus. »Dein Optimismus ist schon fast krankhaft,
weißt du das?«
Tapfere,
schöne, dickköpfige Denise. Machte Witze, wenn sie vor Entsetzen völlig außer
sich sein sollte. Spade lachte, während es in seinem Herzen klick machte und
etwas für immer veränderte, da war er sich sicher. Was er da fühlte, war nicht
nur Begehren. Es ging so viel tiefer.
»Ist mein
schmutziges Geheimnis«, antwortete er, fuhr ihr mit den Lippen über das Haar
und kümmerte sich nicht darum, dass sich das nicht so gut hätte anfühlen
dürfen.
Sie
seufzte, der Laut klang abgehackt und heiser. Ihr Zittern war einem
gelegentlichen Schaudern gewichen, und statt zu seufzen hatte sie jetzt einen
Schluckauf. Spade staunte, weil sie doch erst zehn Minuten zuvor ihre Hände zum
ersten Mal gesehen hatte. So eine starke Frau.
»Jetzt
habe ich dich schon um einen Mantel, zwei Hemden, ein Haus und ein Boot
gebracht«, murmelte sie. »Gott, Spade, rette dich. Hau ab.«
Er lehnte
sich gegen das hohe Kopfteil des Bettes, Denise noch immer im Arm haltend.
»Nein.«
»Die
Entscheidung liegt nicht ...«
»Könntest
du dich später mit mir streiten, Darling? Im Augenblick bin ich ziemlich
groggy.«
Und mit
diesen Worten schloss er die Augen, wobei er sie im Geiste beschwor, nicht
länger mit ihm zu diskutieren - und auch nicht aufzustehen. Er wollte sie
weiter so halten. So zufrieden hatte er sich seit mehr als einem Jahrhundert
nicht gefühlt, obwohl er nicht gelogen hatte, als er ihr gesagt hatte, er wäre
müde. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, und abgesehen von den paar Stunden,
in denen er durch den Blutverlust und die Wirkung der Droge bewusstlos gewesen
war, hatte er nicht geschlafen. Denise musste auch völlig erschöpft sein. Sie
hatte überhaupt noch kein Auge zugemacht, nachdem er sie gebissen und Rom sein
übles Spiel mit ihr getrieben hatte.
Sie sagte
nichts. Spade wartete, innerlich angespannt. Ihr Gesicht lag noch an seiner
Brust, ihr Haar umwallte ihn, ihre in seinen Mantel gehüllten Hände lagen unter
der Bettdecke. Die Minuten vergingen, aber sie blieb still und unternahm keinen
Versuch abzuhauen. Ihre Atemzüge, die vom Weinen gepresst und stoßweise
gekommen waren, nahmen allmählich einen ruhigen und regelmäßigen Rhythmus an.
Er konnte
sich allerdings erst richtig entspannen, als er sich davon überzeugt hatte,
dass sie eingeschlafen war. Dann erlaubte auch er sich einzunicken, einen Arm
nach wie vor um sie geschlungen.
Denise
streckte sich gähnend, die Augen noch geschlossen. Der große, feste Körper
neben ihr regte sich und zog sie an sich, Unverständliches murmelnd. Sie
schmiegte sich an ihn, bevor ihr langsam wiederkehrendes Bewusstsein die Situation
richtig einordnen konnte. Du liegst mit Spade im Bett.
Denise
riss die Augen auf. Spades Gesicht war nur Zentimeter von ihrem entfernt, er
hatte die Arme um sie gelegt, die Beine mit ihren verhakt. Das war die gute
Nachricht. Die schlechte war, dass ihre Brust an seine gepresst war, und sein
Schenkel zwischen ihren lag, genau in ihrem Schritt. Näher hätte sie ihm nur
sein können, wenn sie mit ihm verschmolzen wäre, und den zerknitterten Laken
nach hatten sie schon eine ganze Weile lang so dagelegen.
Spade
schlief noch. Obwohl ihr Herz durch die intime Nähe anfing, wie wild zu pochen,
konnte sie nicht umhin, ihn kurz zu betrachten. Sein Haar wirkte im Kontrast zu
seiner alabasterweißen Haut ganz schwarz, einige Strähnen fielen ihm über die
Wange. Auch seine Augenbrauen waren dicht und dunkel, wölbten sich über
geschlossenen Lidern mit langen, rußschwarzen Wimpern. Seine Nase war ein gerader
Steg zwischen hohen
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