Frost, Jeaniene
allein regeln?«
»Ich habe
ja schon einige nützliche Informationen erhalten, und vielleicht ...
vielleicht kann ich sogar Ian dazu verpflichten, mir zu helfen«, fügte sie
hinzu. Die Vorstellung behagte ihr zwar nicht, aber sie war bereit, alles zu
versuchen, damit Spade aus dem Schneider war. »Er hat bewiesen, dass er
käuflich ist, als er dein Haus als Lohn für sein Schweigen akzeptiert hat ...«
»Ians
Loyalität kannst du dir nicht leisten«, schnitt Spade ihr das Wort ab. »Und mir
ginge es genauso, wenn ich nicht schon seit Jahrhunderten so eng mit ihm
befreundet wäre. Das hatten wir doch schon alles, Denise. Ich bin nicht nur
deine beste Option; ich bin deine einzige.«
Frustration
breitete sich in ihr aus. »Ich habe dir versprochen, dass ich nicht zu Bones
gehen werde. Du wolltest mir von Anfang an nicht helfen, also freu dich: Ich
bin zur Besinnung gekommen, und du bist frei.«
Spade kam
auf sie zu, bis er auf sie heruntersehen konnte, seine Augen waren leuchtend
grün.
»Du bist
nicht zur Besinnung gekommen - du bist vollkommen übergeschnappt, weshalb ich
auch alles ignorieren werde, was du gerade gesagt hast.«
»Behandele
mich nicht so herablassend«, fauchte sie.
Er zog die
Augenbrauen hoch. »Ich denke bloß logisch. Du hast eine Menge Blut verloren,
und dann hat Rom dir wieder zugesetzt. Steht zu vermuten, dass dadurch dein
Verstand ein wenig ... in Mitleidenschaft gezogen wurde.«
Denise
wurde immer wütender, ihre verdrängten Gefühle taten ein Übriges.
»Leck
mich«, zischte sie. »Ich habe dich nicht um deine Meinung gebeten, ich gebe hiermit bekannt, dass ich
gehe, und du wirst mir nicht folgen. Ende.«
In Spades
Augen blitzte es gefährlich. »Versuch's doch. Wirst schon sehen, wie weit du
kommst.«
Sie ballte
die Fäuste - und spürte ein schmerzhaftes Stechen in den Handflächen. Denise
warf einen verblüfften Blick auf ihre Hände. Und schrie auf.
Gelbliche,
dolchartige Krallen entsprossen ungeheuer langen Fingern, ihre
furchterregenden Spitzen drückten blutige Male in ihre Handflächen. Das waren
nicht ihre Hände. Es waren die Pranken eines Monsters.
12
Eine Weile
konnte Spade Denises Hände nur anstarren. So etwas hatte er noch nie gesehen,
in seinem ganzen jahrhundertelangen Leben nicht. Dann zwang Denises entsetzter
Gesichtsausdruck ihn zum Handeln.
Hektisch
zog er seinen Mantel aus und wickelte Denises Hände darin ein, wobei er auch
gleich die wenigen Blutstropfen aufnahm, die Denise verloren hatte, als die
monströs anmutenden Krallen sich in ihre Haut gebohrt hatten. Niemand sollte
herausfinden, dass ihr Blut eine Droge war. Schließlich schloss er Denise in
die Arme und hob sie hoch. Sie hörte nicht auf, ihre Hände anzustarren, obwohl
der Mantel sie inzwischen verhüllte. Sie zitterte am ganzen Leib, und ihr Atem
ging keuchend. Kein Wunder; der Anblick ihrer Hände hatte ja ihn schon
schockiert, und immerhin waren es nicht seine Finger.
Spade trug
Denise ins Haus. Unablässig flüsterte er ihr beruhigenden Unsinn zu,
allerdings eher, um sie abzulenken, als in der Hoffnung, er würde damit
irgendetwas bewirken können. Erster Stock, dritte Tür links, hatte Ian
gesagt. Spade nahm drei Treppenstufen auf einmal, lief in das fragliche Zimmer
und schloss die Tür mit einem Fußtritt hinter sich. Schließlich setzte er sich,
Denise im Arm, aufs Bett, während er ihr weiter tröstliche Versprechungen
zuraunte, von denen er nicht wusste, wie er sie halten sollte.
Er war
froh, als sie in Tränen ausbrach, weil das bedeutete, dass sie nicht länger
unter Schock stand. Er hatte schon befürchtet, dieser letzte Vorfall wäre zu
viel für Denise gewesen. Schließlich war niemand unbegrenzt belastbar, und
schon eine Woche zuvor hatte er geglaubt, sie wäre vor Stress übergeschnappt,
und da hatte er noch nicht einmal etwas von den Dämonenzeichen und den
Drohungen gegen ihre Familie gewusst. Gott, an Denises Stelle hätte er auch
geheult. Und sich vermutlich einen Pflock ins Herz gestoßen.
Spade
hielt Denise fester, wobei er sich auf dem Bett zurücklehnte und die Decke um
sie beide hüllte, weil Denise nicht aufhörte zu zittern. Er drehte sich so,
dass er sich enger an ihren Körper schmiegen konnte. Ihr Kopf lag an seiner
Brust, sodass er ihr Gesicht nicht sehen konnte, und ihre Schultern wurden von
Schluchzern geschüttelt, die sie inzwischen zurückzuhalten versuchte.
Er
wünschte sich, er hätte mehr leisten können als erbärmliche
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