Frost, Jeaniene
verhindern, dass er uns auf konventionelle Weise folgt«, erklärte Spade und
löste seinen Gurt. »Weshalb wir auch nicht mehr in diesem Flugzeug sitzen
werden, wenn es landet.«
»Was?«,
keuchte Denise, die sich plötzlich hektisch im Flugzeug umblickte. »Auf gar
keinen Fall. Ich habe Höhenangst. Wenn du glaubst, ich schnalle mir einen
Fallschirm um und springe aus dem Flieger, hast du dich geschnitten. Ich würde
kotzen müssen und ohnmächtig werden, bevor ich überhaupt die Reißleine ziehen
kann.«
Spade
sagte nichts darauf, aber sein Gesichtsausdruck - und das Fehlen jeglicher
Fallschirme an Bord - brachten sie wohl auf die richtige Spur.
»Nein, verdammt noch mal«,
rief sie und erbleichte.
»Es ist
die effektivste Möglichkeit herauszufinden, ob Rom gelogen hat, was die Zeichen
angeht«, antwortete Spade und öffnete ihren Gurt, obwohl sie nach seinen Fingern
schlug. »Ich habe bereits die Piloten hypnotisiert. Sie werden glauben, wir
wären die ganze Zeit über an Bord gewesen und in Vegas mit ihnen ausgestiegen.
Und wenn du mit mir springst, brauchst du auch keine Reißleine zu ziehen.«
Denise
wirkte kein bisschen ruhiger. »Du hast sie doch nicht alle! Du bist nicht tot,
wenn du unten aufschlägst, aber ich bin dann nur noch Matsch, egal, wo ich
lande!«
»Das werde
ich nicht zulassen«, beruhigte er sie und hob sie hoch, während sie noch versuchte,
sich am Sitz festzuklammern. »Wir müssen es jetzt tun; gerade sind wir über
dem richtigen Gebiet.«
»Jetzt
reicht's mir aber wirklich«, protestierte sie, während er sie zur Tür zerrte,
sie aufschob und sich mit ihr gegen den plötzlichen Sog stemmte. »Lass das,
Spade, lass das ...«
»Halt dich
gut an mir fest und schließ die Augen«, wies er sie an und nahm sie fester in
die Arme.
Denise
verfluchte ihn, klammerte sich aber aus Leibeskräften an ihm fest. Der Kopilot
stand auf, um hinter ihnen die Tür zu schließen und gleich wieder zu vergessen,
dass sie aus dem Flugzeug gesprungen waren, genau wie Spade es ihm aufgetragen
hatte.
Spade sah
auf die diesige Fläche unter ihnen hinab und versuchte die natürliche Landmarke
auszumachen, anhand derer er ihre Position bestimmen konnte. Als er Denises
Herz wie wild an seiner Brust hämmern spürte, ihren Angstgeruch in sich
aufnahm und ihren gehetzten Atem hörte, wünschte er sich, sie hätte ihn nicht
bei seinem Blut schwören lassen, sie nicht zu hypnotisieren.
Sobald er
den fraglichen Punkt erspäht hatte, zog er Denise noch enger an sich und
sprang aus dem Flugzeug.
13
Die
Luftmassen rauschten mit solcher Geschwindigkeit an Denise vorbei, dass sie
nicht genug Atem zum Schreien hatte. Es kam ihr vor, als würden all ihre
inneren Organe nach oben gedrückt, sodass sie ihre Drohung, kotzen zu müssen,
womöglich bald wahrmachen würde. Das Tosen des Windes und die endlose Leere
unter ihr waren beängstigend. Hätte sie in Spade hineinkriechen können, um sich
noch fester an ihn zu klammern, hätte sie es getan. Nur das Gefühl, von Spades
Armen umschlossen zu sein, fest und sicher, bewahrte sie vor der Ohnmacht.
Dann ließ
das flaue Gefühl in ihrem Magen allmählich nach, und das Brausen des Windes
klang auch schon weniger ohrenbetäubend. Sie bekam zumindest so viel Luft,
dass sie schreien konnte, was sie dann auch tat, und zwar in den höchsten
Tönen.
Über ihr
Gekreische hinweg konnte sie Spades Stimme hören. »Alles in Ordnung, kein
Grund, so zu brüllen. Wenn du magst, kannst du sogar die Augen aufmachen.«
Sie tat
es, sah nach unten - schrie auf und kniff sie sofort wieder zu. Sie schossen
parallel zum Boden durch die Luft, noch immer so hoch, dass die Autos unter
ihnen winzig wirkten. War Spade verrückt, dass er
ihr sagte, sie solle sich das ansehen?
»Wie lange
noch«, keuchte sie.
»Bloß ein
paar Sekunden.«
Denise
hatte zwar eine Heidenangst, aber Spades amüsierter Tonfall war ihr trotzdem
nicht entgangen. Ja, ja, mach dich nur lustig über die arme Sterbliche,
die nicht fliegen kann, großer Meistervampir. Der konnte
was erleben, wenn sie unten waren.
Gefühlte
Stunden waren vergangen, als Denise einen kleinen Ruck spürte und Spade sagen
hörte: »Siehst du? Wir sind da, und du bist in Sicherheit.«
Sie beugte
sich leicht vor und öffnete die Augen einen Spaltbreit. Ihre Schuhe, umgeben
vom Gras einer Wiese, tauchten vor ihr auf. Einer schönen, festen, wundervoll flachen Wiese.
Spade lockerte allmählich seinen Griff, aber es dauerte ein paar
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