Frost, Jeaniene
Wangenknochen, sein Mund voll genug, um sexy zu wirken, und
ausdrucksstark genug, um eindeutig männlich zu sein.
Ihr fiel
wieder ein, wie seine festen, prallen Lippen sich auf ihrer Stirn angefühlt
hatten. Und dann sein Mund, wie er so sinnlich und mit Nachdruck über ihren
Hals gewandert war, bevor er sie gebissen hatte, und ein lang unterdrücktes Sehnen
begann in ihr zu pochen. Ein überwältigendes Verlangen, ihn zu küssen, überkam
sie, herauszufinden, wie diese Lippen sich auf ihrem Mund anfühlen würden.
Spades
Augen öffneten sich, für sie völlig überraschend, weil er zuvor ganz reglos
dagelegen hatte. Schuldbewusst fuhr Denise zurück, voller Angst, er könnte von
ihrem Geruch oder ihrem Gesichtsausdruck auf ihre Gedanken schließen. Sie war
hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, er möge sie loslassen, und dem, er
möge es eben nicht tun, während sie ihn, gefangen in seinen Armen, weiter
anstarrte. Spades Augen wurden grün. Seine Lippen öffneten sich, sodass die
Spitzen seiner Reißzähne sichtbar wurden ... und die pochende Hitze in ihr
wurde nur noch stärker.
Begehrte
er sie auch? Oder waren das Anzeichen für ein Verlangen ganz anderer Natur? Was
sollte er auch an einer monströs deformierten Sterblichen anziehend finden ...
Mit einem
Keuchen fiel Denises Blick auf ihre Hände, die sich irgendwann im Schlaf aus
Spades Mantel befreit hatten. Die schauerlich langen Finger und krallenartigen
Nägel waren verschwunden. Es waren wieder ihre Hände. Normal.
»Spade,
sieh nur!«, rief sie und wedelte ihm mit den Fingern vor der Nase herum.
Seine
Augen wurden wieder tigerfarben, und er setzte sich auf, um die Veränderung in
Augenschein zu nehmen.
»Es ist,
als ob nichts gewesen wäre«, staunte sie, während sie ihre Hände in seinem
Griff hin- und herdrehte.
Die
Erleichterung, die sie überkam, war so überwältigend, dass ihr fast schwindlig
wurde. Ein breites Lächeln erschien in ihrem Gesicht. Sie war kein Monster.
Noch nicht. Noch hatte sie Zeit, ihre Familie und sich
selbst zu retten.
Und genau
in diesem Augenblick ließ ihr Magen ein Winseln hören, das sich zu einem
bedrohlichen Knurren steigerte. Spade zog die Augenbrauen hoch, seine
Mundwinkel zuckten.
»Vielleicht
ist es an der Zeit, dir etwas zu essen zu besorgen.«
Eine
Stunde später leerte Denise gerade ihren dritten Teller, ohne dabei auf Ian zu
achten, der sie fasziniert anstarrte.
»Wo
steckst du das alles hin?«, fragte er schließlich, sie aus türkisblauen Augen
musternd. »Oder bist du am Ende eins dieser Mädchen, die alles wieder
auskotzen?«
Sie warf
ihm einen drohenden Blick zu, antwortete aber nicht. Vielleicht würde sie Spade
eines Tages einmal fragen, wieso er sich mit einem Typen wie Ian angefreundet
hatte. Falls der Mann noch andere Qualitäten aufzuweisen hatte, außer ein
ausgesprochener Mistkerl zu sein, hatte sie sie noch nicht entdecken können.
Aber nicht
einmal Ian konnte ihr die Laune verderben. Sie warf noch einen Blick auf ihre
Hände und spießte einen weiteren Happen auf. Nie hätte sie gedacht, dass sie
sich einmal so über diesen Anblick freuen würde; schließlich war ein Finger
ihrer rechten Hand ein wenig krumm, weil sie ihn sich als Kind gebrochen hatte.
Spade kam
in die Küche. Er hatte ihnen für den nächsten Tag einen Flug und einen
Mietwagen gebucht, obwohl sie noch die Nacht bei Ian verbringen würden. So gut
wie sie gelaunt war, störte sie nicht einmal das.
»Ah, Baron
DeMortimer ist zurück«, verkündete Ian, während er sein Weinglas zwischen den
Fingern drehte. Etwas Rotes und Dickflüssiges war darin. Denise redete sich
ein, dass es Wein war, sonst hätte sie sich geekelt.
Bei der
Erwähnung seines alten Titels presste Spade die Lippen zusammen. »Morgen früh
reisen wir ab«, informierte er Denise.
Sie sah
zum Fenster. Sie konnte nirgends eine Uhr entdecken, aber draußen war es
ziemlich dunkel. Bis zum Morgen konnte es nur noch wenige Stunden dauern.
Ian
schauderte. »So kurz vor Sonnenaufgang wollt ihr reisen? Ihr müsst es ja
ziemlich eilig haben, an euren Stoff zu kommen.«
Ein provozierender
Tonfall schwang in seiner Stimme mit. Denise ließ sich nicht darauf ein. Ian
wollte ihnen Informationen entlocken, aber von ihr würde er die nicht
bekommen.
Auch Spade
ignorierte den anderen Vampir. Er näherte sich dem Stuhl neben ihrem und setzte
sich mit einer so mühelos eleganten Bewegung, als hätte man ihn hingegossen.
Beiläufig trommelten seine Finger auf
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