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Frostbite

Frostbite

Titel: Frostbite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Wellington
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erinnerte sich auch an das ungute Gefühl, als sie sich
zurückverwandelt hatte.
    »Sie lernten uns zu hassen. Ich weiß nicht, ob es einfach nur eine
ganz natürliche Antipathie ist oder ob der Fluch irgendeinen bösen Haken hat,
aber unsere Wölfe geben sich größte Mühe, alles Menschliche zu vernichten. Sie
würden uns auf der Stelle ausmerzen, wenn sie es nur könnten. Es gab Zeiten, da
wachte ich auf und musste entdecken, dass ich sämtliche Fenster meines Hauses
zerstört hatte, weil mein Wolf glaubte, ich schliefe vielleicht dort.«
    »Mein Gott«, sagte sie. »Aber …«
    »Ja?«
    »Was ist mit Dzo? Warum greift dein Wolf ihn nicht an?«
    »Ich vermute, dass er es geschickt versteht, mir nicht in die Quere
zu kommen«, erklärte Powell. »Glaub mir, wenn die Verwandlung kommt, dann hält
sich kein Mensch gern in der Nähe auf.«
    »Und du kannst diese Verwandlung in keiner Weise aufhalten?«
    »Du kannst dich einsperren, wenn
der Mond erscheint. Ich versuchte es und fand heraus, dass ich es nicht
ertrage. Ich ertrug es einfach nicht, in einem geschlossenen Raum
aufzuwachen. Mein Wolf war so hungrig, dass er verrückt wurde – er warf
sich die ganze Nacht gegen die Wand, um zu entkommen. Er verletzte sich, und
zwar schwer. Nach der Rückverwandlung litt
ich solche Schmerzen, dass ich nicht mehr laufen konnte. Dzo musste mir
etwas zu essen bringen. Es war … schwer. Zu schwer. Ich musste frei sein.«
    Chey fragte sich, ob sie das Eingesperrtsein ertrüge. Möglicherweise
war das ja besser, als herumzustreunen wie ein Tier.
    Er warf einen Blick auf die Uhr, und seine Miene verdüsterte sich.
»Ach, verdammt! Anscheinend habe ich vergessen, wie schön es doch ist, sich mit
jemand Neuem über diese Dinge zu unterhalten. Die Zeit ist im Nu verflogen.«
    Chey zuckte innerlich zusammen. »Du meinst …«
    »Mach dich bereit, das meine ich.«
    Sie schloss die Augen und nickte. »In Ordnung«, sagte sie. »Ich
glaube, ich bin so bereit wie nur irgend möglich.«
    Er legte ihr die Hand auf die Schulter. So monströs er auch war,
sosehr er sie auch verletzt hatte, sie stieß die Hand nicht sofort zur Seite.
Die Geste war ein kleiner Trost, den sie unbedingt brauchte. Ohne Vorwarnung
wurde die Hand schwerer und drang in ihre Haut ein. Sie starrte entsetzt darauf
und verfolgte, wie die Finger durch sie hindurchglitten, während ihr eigener
Körper durchsichtig wurde. Ein Blick über die Schulter zeigte ihr den Mond …
    Silbernes Licht blühte in ihrem Kopf auf. Ihre Kleider fielen zu
Boden, und aus Freude über die Wiederauferstehung zitterte sie am ganzen
Körper. Wieder Wolf zu sein.
    Sie schmeckte ihn im Wind, fühlte die ledrigen Ballen seiner Pfoten
an ihrem Bein. Er zog sich zurück und eilte in den Wald hinein. Blätter und
Zweige, hinter denen er verschwunden war, schwangen wild hin und her. Sie
wusste, dass sie ihm folgen sollte. Das hatte ihr sein Geruch verraten, die
Stellung seines Schwanzes.
    Aber etwas hielt sie zurück. Etwas unter ihren Füßen erbebte, als
verberge sich dort ein winziges Tier. Sie sah hin und entdeckte Menschenkleider
am Boden liegen. Im ersten Impuls wollte sie
sie zerfetzen, aber stattdessen grub sie die Nase hinein und schnüffelte gründlich.
Zwischen den Kleidern steckte etwas, etwas Hartes
und Rundes wie ein Flusskiesel. Es vibrierte und erzeugte ein Geräusch
wie summende Bienen. Einmal, zweimal. Dann hörte es auf.
    Genug davon. Sie wandte sich dem Wald zu und hetzte dem Rüden
hinterher. Sie hatte noch so viel zu lernen.

13   Die
Kraft in ihren Beinen erstaunte sie. Laufen, laufen, laufen, sie konnte
stundenlang laufen, viel schneller als ein Mensch. Und sie ermüdete nie –
es fühlte sich nicht einmal wie Laufen an. Sondern so, als bestünde die Welt
aus Gummi, und sie würde wie ein Ball darauf herumhüpfen. Laufen, laufen, mit
hechelndem Atem laufen. Bei jedem Sprung gruben sich die Krallen tief in die
Erde und fingen den ruckartigen Aufprall der Landung auf, um sich sogleich
wieder anzuspannen und sie fliegen zu lassen. Sie lief im Rhythmus ihres
eigenen Pulsschlags, ihr Herzschlag zählte die Zeit, während die Welt an ihr
vorbeijagte. Sie öffnete den Mund, um Luft in
die Lungen zu pumpen und wieder auszustoßen, schmeckte ihre vielen
Gerüche, während sie vorbeiströmte. Ohne Scham ließ sie die Zunge seitlich aus
der Schnauze hängen, wo sie wie eine Fahne im Wind zwischen zwei gewaltigen
Zähnen schwang.
    Sie sprang in eine schmale Lücke zwischen zwei

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