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Frostblüte (German Edition)

Frostblüte (German Edition)

Titel: Frostblüte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Marriott
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züngelten die trockenen Balken hoch. Eine Wolke giftigen schwarzen Rauchs stieg auf.
    Arian gab einen zufriedenen Grunzlaut von sich. »Sie haben die Balken mit etwas Wasserabstoßendem behandelt. So breitet sich das Feuer noch leichter aus.«
    Ich hörte einen entfernten Warnschrei und einen Moment später schwang das große Holztor auf, dahinter wurde das Fallgitter sichtbar, das sich langsam hob.
    »Unser Plan geht auf«, flüsterte ich.
    Sechs Männer in den geschwärzten Rüstungen der Gourdin, der sedrischen Elitekrieger, duckten sich unter dem Fallgitter hindurch und rannten aus der Festung. Ihre Schwerter steckten in der Scheide. Sie trugen Eimer und Tücher. Die ersten begannen, auf die Flammen einzuschlagen, während die anderen eine Kette bildeten und Wassereimer weiterreichten, um das Feuer zu löschen.
    »Sie sind tüchtig«, sagte ich. Die schweigende, gut organisierte Gruppe hatte keine Ähnlichkeit mit den chaotischen, dreckigen Räubern, gegen die ich zuvor gekämpft hatte.
    »Dummerweise lässt sich ein Pechfeuer nicht mit Wasser löschen«, sagte Arian. »Komm schon, Luca. Komm schon.«
    Einer der Gourdin schien zu stolpern und fiel der Länge nach auf den Boden. Der Mann neben ihm drehte sich zu ihm um. Dieses Mal sah ich den Pfeil aus seinem Nacken ragen, bevor auch er umfiel. Die leichte Rüstung der Gourdin hatte gegen die durchschlagkräftigen Armbrustpfeile, die Luca extra hatte schmieden lassen, keine Chance. Die aufständischen Soldaten starben einen schnellen Tod, und falls einer von ihnen aufschrie, hörte ich es zumindest nicht.
    Während wir alles beobachteten, sprang ein Dutzend Bergwächter von den Felsen in der Nähe der Außenmauer, wo sie sich in der Nacht zuvor sorgfältig versteckt hatten. Sie teilten sich in zwei Gruppen. Eine Gruppe hatte einen massiven Holzbalken von der Größe eines Mannes auf den Schultern. Die andere Gruppe stürmte den Eingang und rannte mit gezogenen Waffen durch die Tore und unter dem Fallgitter hindurch. Man hörte einen Schrei, der abrupt erstarb, als unsere Vorhut die beiden aufständischen Torwächter überwältigte. Die zweite Gruppe erreichte das Fallgitter, das sich schon nach unten bewegte, und stemmte es mit dem Balken wieder nach oben und klemmte es fest. Die Männer drehten sich um und schwenkten die Schwerter.
    Angriff.
    Ich kletterte über den Felsen und rannte los, im Laufen riss ich meine Axt aus ihrer Hülle. Arian landete mit gezogenem Schwert neben mir. Überall am Hang tauchten Bergwächter auf den Felsen auf und bewegten sich in einer schweigenden, todbringenden Formation den Berg zum Stützpunkt der Aufrührer hinauf. Außer dem Stampfen von Stiefeln auf dem unebenen Schieferuntergrund war kein Laut zu hören. An diesem Tag verzichteten wir auf Kriegsgeschrei, das unsere Feinde warnen würde.
    Wir erreichten die Bergkuppe wie eine Welle und fluteten durch die Tore. Ich lief als eine der Ersten unter dem Fallgitter hindurch, Arian war einen Schritt hinter mir. Hinter der Palisade befand sich die innere Mauer der Tempelfestung. Luca hatte uns schon davor gewarnt, dass sie zwar voller Lücken und Löcher war, aber trotzdem in viel besserem Zustand als die Außenmauer.
    Das war der wahrhaft gefährliche Moment seines Plans. Wenn es den Aufrührern gelang, rechtzeitig zu reagieren und uns in dem schmalen Halbmond zwischen den Mauern festzuhalten, würden wir abgeschlachtet werden, ohne jemals zum zentralen Innenhof der Festung durchzubrechen. Die Berggarde bewegte sich, so schnell sie konnte, größtenteils noch immer lautlos durch die Lücken. Bis auf die Gefallenen am Tor sah ich keine Gourdin. Aber auch kein Anzeichen von Luca. Ich zögerte und hielt unter den Soldaten Ausschau nach dem Hauptmann. Steinstaub und Pechqualm kratzten mir im Hals und ließen meine Augen brennen.
    »Er ist sicher schon in der Festung«, sagte Arian und zog mich an der freien Hand über ein heruntergestürztes Mauerstück. »Komm.«
    Ich machte meine Hand los. »Du musst nicht auf mich aufpassen. Ich komme allein zurecht.« Ich rutschte die Steinquader hinunter, sprang durch einen Spalt in der inneren Mauer und landete einen Schritt vor ihm im Innenhof.
    Die große, runde Fläche war beunruhigend still. Uns empfing nichts außer Seilen und Balken, Fässern und Kisten mit Vorräten, die ordentlich an die Wand des ehemaligen Tempels aufeinandergestapelt waren. Das Gebäude selbst war aus massivem Stein und hatte Dutzende Fensterschlitze und einen schlanken

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