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Frostblüte (German Edition)

Frostblüte (German Edition)

Titel: Frostblüte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Marriott
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Geschlechts in den gleichen Kleidern zu sehen – einfachen Hemden und Kniehosen – und mit umgeschnallten Waffen.
    Viele Bewohner, an denen wir vorbeikamen, unterbrachen ihre Tätigkeit und starrten mich unverhohlen an. Ich sah niemandem in die Augen. Feindseligkeit, Vorsicht und Misstrauen waren mir nur allzu vertraut.
    »Beachte sie nicht weiter«, sagte Livia und schob beiläufig ihren Arm durch meinen. Ich versuchte bei der unerwarteten Berührung nicht zusammenzuzucken. »Es sind ein paar wilde Gerüchte im Umlauf, seit der Hauptmann und Arian dich das erste Mal hierhergebracht haben. Die Leute werden sich schnell an dich gewöhnen.«
    Ich versuchte zu lächeln. Es wäre schön gewesen, wenn ich ihre Freundlichkeit hätte annehmen können, ohne nach versteckten Beweggründen zu suchen – aber ich war mir noch nicht sicher, ob ich ihr trauen konnte. Keiner hatte mich je akzeptiert. Keiner hatte sich je an mich gewöhnt.
    Luca will mich hier haben , sagte ich mir und straffte die Schultern. Livia denkt, dass ich hierher passen könnte. Ich bin gut genug. Ich werde gut genug sein.
    Livia führte mich zum Rand des Lagers, wo es wieder Bäume gab. Viele Füße hatten einen Pfad über die hohe, moosüberwachsene Böschung zum breiten Flussbett hinunter ausgetreten. Das Wasser schimmerte in dunklem, geheimnisvollem Grün, die Oberfläche wirkte gläsern. Es badeten schon andere Frauen dort, sie lachten und bespritzten sich gegenseitig.
    »Die Männer waschen sich abends, die Frauen morgens. Es läuft strikt getrennt, es sei denn – mmh, es ist vorher abgesprochen.« Livia warf mir einen Seitenblick zu und ich spürte, wie meine Wangen wieder zu glühen anfingen. Sie lachte. »Es wird auch penibel darauf geachtet, dass keiner heimlich schaut, du kannst dich also ganz sicher fühlen.«
    Eine der Frauen im Wasser erspähte mich. Sie stieß ihre Kameradin an. Ich konnte ihre Stimmen wegen des Wasserrauschens nicht hören, doch das sofortige Ballen von Fäusten und Verschränken von Armen sagte alles. Sie wollten mich nicht dort haben.
    »Dann lass ich dich mal allein«, sagte Livia und ging davon, offenbar hatte sie die Reaktion der Frauen nicht mitbekommen. »Wenn du fertig bist, komm wieder in Lucas Zelt, dann bringe ich dich zur Näherin.«
    Mittlerweile starrte die ganze Frauengruppe zu mir hoch. Ihre entspannte Haltung hatte sich zu Wachsamkeit verhärtete. Würden sie gehen, wenn ich ins Wasser stieg? Oder würden sie über mich herfallen? Was, wenn ich jemanden verletzte? Dann hätte der Ziegenhirte endlich einen Grund, seine Drohung wahr zu machen. Oder, schlimmer noch, Luca würde klar werden, dass er sich geirrt hatte, und mich wegschicken.
    Bleib ruhig. Kämpfe nicht. Halt dich raus.
    Ich versuchte den vertrauten, immer wiederkehrenden Spruch aus dem Kopf zu bekommen, doch das altbekannte Gefühl von Kälte setzte sich fest. Ich drückte die Kleider und das Waschzeug, das Livia mir gegeben hatte, gegen die Brust und wandte mich vom Fluss den schützenden Bäumen zu. Bei jedem Schritt fühlte ich die Blicke der Frauen auf meinem Rücken.
    Als die Geräusche des Lagers hinter mir immer leiser wurden, hörte ich nur noch Vogelgesang und das Murmeln des Flusses. Goldene Pollenwolken tanzten in den Sonnenstrahlen und kribbelten mir in der Nase. Ich stieg über Kletterpflanzen und bemooste Felsen und versuchte auf dem steilen Abhang das Gleichgewicht zu halten. Auf meinem Gesicht bildeten sich Schweißperlen und ich geriet ein wenig außer Atem. Außerdem überkamen mich Schuldgefühle. Livia hatte genau gewusst, was sie tat, als sie mich zum Fluss brachte. Vermutlich hatte sie erwartet, dass ich ihnen die Stirn bieten, mich vorstellen und mit ihnen anfreunden würde. Stattdessen war ich wieder weggelaufen. So viel zu meiner »Tapferkeit«. Je weiter ich mich von diesen Frauen und ihren prüfenden Blicken entfernte, umso mehr löste sich die Anspannung in meinem Nacken und meinen Schultern.
    Als ich einen schmalen Trampelpfad fand, folgte ich ihm und hielt nach einer Stelle Ausschau, wo ich hinunterklettern könnte, um zu baden. Doch der Pfad führte von dem kaum sichtbaren Glitzern des Wassers fort und das Rauschen wurde leiser. Ich überlegte umzukehren, doch … vielleicht waren die Frauen ja noch dort und warteten.
    Ich verfluchte meine Feigheit und stapfte weiter. Der Pfad machte eine scharfe Kurve. Schließlich hörte ich wieder das Rauschen des Wassers, dieses Mal vor mir und viel lauter als zuvor. Zwischen

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