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Frostblüte (German Edition)

Frostblüte (German Edition)

Titel: Frostblüte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zoë Marriott
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der Axt zu kämpfen, wenn ich mit Schwert und Kampfstock trainiere?«, fragte ich Livia, als wir die Waffenkammer verließen.
    Sie schürzte die Lippen. »Sprich mit Luca darüber, wenn er zurück ist. So, hier sind wir – das ist dein neues Zuhause.«
    Ich blickte auf ein langes, schmales Zelt, dessen Eingangsplane hochgebunden war, dahinter sah man zusammengerolltes Bettzeug, ordentlich nebeneinandergelegt. Auf jeder Seite schliefen Dutzende, dazwischen waren jeweils nur wenige Zentimeter Platz. Im Augenblick schlummerten nur ein oder zwei Bergwächterinnen im Zelt, doch die Luft, die aus der Öffnung drang, war abgestanden und feucht vom Geruch warmer Körper. Ich konnte mir ausmalen, wie es nachts sein würde, wenn es mit Frauen vollgestopft wäre, die wie Kartoffeln in einem Sack aneinanderstießen. Wie bekamen sie bloß Luft ?
    Ich wich zurück und schüttelte den Kopf. »Nein. Es tut mir leid, das kann ich nicht. Ich kann nicht dadrinnen schlafen.«
    Livia runzelte die Stirn. »Aber hier schlafen alle Frauen.«
    »Du auch?«, fragte ich sie herausfordernd.
    »Nein, das nicht – ich bleibe im Krankenzelt. Falls es einen Notfall gibt.«
    »Dann schlafen also nicht alle Frauen hier. Ich möchte wirklich keinen Ärger machen. Ich richte mir einfach draußen ein Lager, das bin ich sowieso gewöhnt. Dadrinnen bekäme ich kein Auge zu, von Schlaf gar nicht zu reden.« Ich schauderte.
    »Wir können dich nicht draußen schlafen lassen! Was machst du, wenn es regnet?«, fragte Livia entsetzt. »Ich würde dir ja anbieten bei mir zu wohnen, aber ich muss den Platz für Kranke frei halten. Dann bleibst du jetzt eben erst mal in Lucas Zelt. Er soll entscheiden, wo du schlafen sollst, wenn –«
    »Er zurück ist«, wiederholte ich, es schien hier die Standardantwort auf alle schwierigen Fragen zu sein.
    »Ja«, sagte sie, plötzlich wieder fröhlich. »Aber jetzt sterbe ich vor Hunger. Es muss doch allmählich Zeit fürs Mittagessen sein.«
    Sie hakte sich wieder unter, ohne sich um mein unwillkürliches Zurückzucken zu kümmern, und zog mich zum größten Zelt des Lagers. Würzige Gerüche wehten mir entgegen, die mir den Mund wässrig machten und meinen Magen rumoren ließen.
    »Das ist das Verpflegungszelt«, sagte Livia. »Hier gibt es dreimal am Tag etwas zu essen, allerdings kann man ihnen auch zwischendurch Essen abschwatzen, wenn man auf Grund von Diensten die Mahlzeiten versäumt hat. Wer möchte, darf sein Essenstablett mitnehmen, man muss allerdings die Teller und das Besteck zum Abwaschen zurückbringen. Sie kaputt zu schlagen gilt nicht.«
    Ich biss die Zähne zusammen. Würden sie mich diese Sache jemals vergessen lassen?
    Eine Seite des Zeltes war hochgeschlagen und wurde von langen Stäben abgestützt, was eine Art Vordach bildete, unter dem die Bergwächter auf Decken oder im Gras saßen und aßen und lachten. Drinnen standen lange, grob gezimmerte Tische und niedrige Schemel. An einem Ende des Zeltes gab es einen Tresen mit Tellern und Tabletts und Schüsseln, dahinter beugten sich Männer und Frauen zwischen Dampf- und Rauchwolken über Metalltöpfe.
    Als Livia und ich das Vordach erreichten, starrten uns alle an. Das Lachen und Schwatzen verstummte, stattdessen wurde leise getuschelt.
    »Vielleicht sollte ich einfach –«
    »Vergiss es«, sagte Livia knapp. »Du magst, was das Schlafquartier anbelangt, für den Augenblick deinen Kopf durchgesetzt haben. Aber ich werde nicht zulassen, dass du vor allem davonläufst, was dir unangenehm ist. Wir sind keine Menschenfresser. Wir sind deine neue Familie, deine Waffenkameraden. Du musst uns kennenlernen und wir müssen dich kennenlernen – was nie geschehen wird, wenn du immer wegrennst.«
    Ihre sehnigen Arme hatten erstaunlich viel Kraft. Sie zog mich fast bis zum Tresen.
    Ich drehte den tuschelnden Bergwächtern den Rücken zu und versuchte mich zu konzentrieren, als sie mir erst zeigte, wo die Holztabletts aufgestapelt waren, und dann mehrere kalte Gerichte aus den zugedeckten Gefäßen auf dem Tresen auswählte.
    »Man kann sich das … einfach nehmen?«, fragte ich ungläubig. »So viel man will? Und es gibt immer genug?«
    Ich biss mir auf die Zunge, als sich wieder Mitleid in Livias Augen zeigte. Sie räusperte sich, dann beugte sie sich über den Tresen und bat einen der Köche um mehrere Schalen mit heißem Essen. Sie stellte die zusätzlichen Gerichte auf unsere Tabletts und deutete mit einer Kopfbewegung auf die Tische.
    »Dann such uns mal

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