Frostblüte (German Edition)
wandelte sich in etwas Sanftes und Süßes, warmem Honig ähnlich, als mir bewusst wurde, dass Livia Recht gehabt hatte. Er freute sich, mich zu sehen.
Etliche der Umstehenden bemerkten sein Lächeln. Sie drehten sich um, verstummten und starrten mich an. Zum ersten Mal war es mir gleichgültig. Ich lächelte einfach zurück.
Eine barsche Stimme tönte aus der Stille.
»Heilige Urmutter – ihr benehmt euch wie Geier über einem Kadaver. Er ist doch gerade erst zurückgekommen! Geht wieder an eure Arbeit und lasst ihn in Frieden!«
Arian.
Luca wandte den Blick von mir ab, und als er seinen Leutnant sah, der sich den Weg durch die wartende Menge bahnte, verwandelte sich sein Lächeln in ein Grinsen. »Du hast schlechte Laune. Wer hat dich dieses Mal erzürnt?«
Wieder drehten sich etliche aus der Menge in meine Richtung, darunter eine der Frauen, die an diesem Morgen im Fluss gebadet hatten. Ich fluchte innerlich. Natürlich – diese Frauen hatten gesehen, wie Arian vorbeimarschiert war, um sein Bad zu nehmen, und dann hatten sie mich die gleiche Richtung einschlagen sehen. Kurz darauf war Arian ins Lager zurückgestürmt. Die Frauen hatten den naheliegenden Schluss gezogen und mir die Schuld gegeben. Und sie hatten Recht.
»Ich habe keine schlechte Laune«, erwiderte Arian so grimmig, als ob selbst er das nicht ernsthaft glaubte. »Es erstaunt mich nur, dass bestimmte Leute so unhöflich sind und dir nicht einmal Zeit geben, dich zu waschen, bevor sie von dir die Lösung ihrer Probleme verlangen. Hat wenigstens irgendjemand daran gedacht, dir was zu essen zu bringen?«
»Ich habe keinen Hunger«, sagte Luca und sah sich wieder nach mir um. Ich bemerkte einen langen Schmutzstreifen auf seinem Hals. Seine Kleider waren voller Schlamm, als hätte er sich im Regen einen Berg hinuntergerollt. »Und unsere Mission war ein Erfolg, darum habe ich gute Laune, egal wie brummig du bist. Was ich jetzt will, ist der Urmutter danken und mit meinen Leuten reden. Irgendwelche Einwände?«
Jubel erklang und bevor ich’s mich versah, loderte ein Feuer in der weißen Feuerstelle. Es breitete sich unglaublich schnell aus und flackerte in diesem eigenartigen Blaugrün und Purpur.
Der Duft von Sonnenschein und Geißblatt wehte mit dem ersten Rauch zu mir herüber, und als ich aufblickte, sah ich Luca auf mich zukommen. Eine warme, starke Hand umschloss meine. »Komm und setz dich zu mir«, sagte er.
Ich ließ mich zu einem der Baumstämme ziehen. Da ich mich nicht recht traute ihn anzusehen, hielt ich den Blick gesenkt, auch wenn ich in der zunehmenden Dunkelheit kaum meine Füße erkennen konnte. Wir setzten uns und Lucas Schenkel drückte gegen meinen. Ein Blitz fuhr durch meinen Körper. Ich zuckte zusammen und wäre fast vom Stamm gefallen, als ich hastig versuchte etwas von ihm abzurücken.
Luca hielt mich fest und zog mich lachend zurück. »Was tust du da?«
Ich schüttelte den Kopf und starrte weiter zu Boden. Ich war so verlegen, dass ich mit Freuden ins Feuer gekrochen wäre und mich in einer Rauchwolke aufgelöst hätte.
»Frost? Was ist denn?«
Ich zwang mich aufzublicken und sah ihm in die Augen. Er lachte noch immer. Verlegenheit, Anspannung, Angst – alles fiel so völlig von mir ab, wie ich es mir einen Augenblick zuvor gewünscht hatte. Ich lachte ebenfalls und schüttelte den Kopf über meine Albernheit.
»Das ist schon besser«, sagte er, als sich andere um uns herum setzten. »Wie war dein erster Tag? Tut mir leid, dass ich nicht da war. Wir mussten zurückgehen und Birkin einsammeln. So gern ich ihn als Bärenfutter dort zurückgelassen hätte, diesem Mann muss der Prozess gemacht werden.«
»Aber hast du nicht gestern schon gesagt, du wolltest jemanden schicken, der ihn holt?«
»Ja-a.« Er zog das Wort betreten in die Länge. »Na ja, ich wurde ein wenig abgelenkt und …«
Ich musste wieder lachen an. »Du hast ihn einfach vergessen?«
»Nur für ein paar Stunden. Ich war beim ersten Tageslicht auf, um ihn zu holen, Ehrenwort. Allerdings hatte er sich da schon von den meisten Stricken befreit und war nicht allzu erfreut, abgeholt zu werden.«
»Bist du deshalb so schmutzig?«
»Nein, das war der Leopard.«
» Was? «
»Erzähl ich dir ein andermal«, sagte er. Seine Finger drückten meine zwei Mal kurz, als wolle er sich meiner Aufmerksamkeit vergewissern. »Du hast immer noch nicht auf meine Frage geantwortet. Wie ist es dir heute ergangen?«
»I-ich bin nicht sicher. Einige Dinge waren
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