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Frostengel

Frostengel

Titel: Frostengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamina Berger
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meine Jacke in einer Hand, mit der anderen rüttelte sie an meinem Arm. Sie wollte wissen, was mit mir los war. Ich blinzelte, um die Benommenheit abzuschütteln. Sie dachte, ich würde gleich umkippen. War wahrscheinlich doch ein wenig zu früh, um auszugehen, sagte ich zu ihr. In Wirklichkeit war ich mir sicher: Das war eine ausgereifte Panikattacke.
    Sie rief Mama an. Gott sei Dank erzählte sie ihr nichts von meinem Zusammenbruch. Mama hätte sich nur wieder unnötig Sorgen gemacht und die Ursache ganz woanders gesucht. Dabei kenne ich den Grund für meinen plötzlichen Angstzustand. Und genau das ist mein Problem.

Kapitel 8
    Über Nacht entwickelte ich einen Plan. Stundenlang lag ich wach, ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt ein Auge zubekommen hatte. Morgens überlegte ich, ob ich die dunklen Ringe unter den Augen überschminken sollte, doch mit den Schatten unter den Augen würde ich die richtige Wirkung aus Mitleid und Sorge erzielen – genau die Mischung, die ich für mein Vorhaben benötigte.
    Das Frühstück schlang ich hinunter und war noch vor meiner Mutter außer Haus. Corinna hatte erst zur zweiten Stunde und schlief noch, als ich ging. Das konnte mir nur recht sein. Sie hätte nur Fragen gestellt, die ich nicht beantworten wollte.
    Bevor ich die Tür hinter mir zuwarf, rief mir meine Mutter nach: »Ich komme heute Abend erst spät nach Hause.«
    Aha! Und? Wollte sie sich jetzt schon unter der Woche zulaufen lassen? Die alte, vernünftige Theresa hätte umgedreht und nachgefragt. Sie hätte sich Sorgen gemacht, was am nächsten Tag wäre, wenn Mutter nicht zur Arbeit erscheinen würde. Sie hätte versucht, Mutter davon abzubringen. Es reichten schon die Eskapaden am Wochenende, doch die alte Theresa war irgendwo gut versteckt in mir. Deshalb zog ich einfach die Wohnungstür hinter mir zu. Ich hatte andere Sorgen, als mich auch noch um meine Mutter zu kümmern.
    Auch wenn ich eine halbe Stunde zu früh dran war, standen bereits einige Jugendliche vor dem Gymnasium. Ich erkannte zwei aus der Stufe unter uns und einige viel jüngere Schüler, die hinter den Sträuchern kichernd Zigaretten rauchten. So was von unauffällig!
    Unschlüssig stand ich vor dem Aufgang des Gebäudes, steckte meine Hände tief in die Jackentasche und wartete. Hoffentlich ließ er sich nicht zu lange Zeit.
    Immer mehr Schüler kamen an, in Gruppen oder alleine, zu Fuß oder in Scharen mit dem Schulbus. Ich starrte stur in die Richtung, aus der Leon kommen würde. Und wenn er nicht auftauchte? Er musste einfach kommen. Mir wurde klar, dass ich so gut wie nichts über ihn wusste – aber das würde ich ändern.
    Als ich schon das Gefühl hatte, mir würden Eiszapfen aus meinen Nasenlöchern wachsen, sah ich Leons hochgewachsene, schlaksige Gestalt. Diesmal war das Humpeln kaum zu sehen und ich überlegte, ob es daran lag, dass Leon ausgeruht war. Er hatte eine angenehme Nacht verbracht, im Gegensatz zu mir. Schon deshalb hasste ich ihn.
    Komm schon, motivierte ich mich. Tu es!
    Ich machte einen Schritt auf ihn zu und bemerkte seinen überraschten Gesichtsausdruck.
    »Theresa, was willst du? Mich wieder beschimpfen?« Seine Stimme klang halb so abweisend wie die Worte, die er sagte. Ich fühlte, wie ich rot wurde, und ärgerte mich über mich selbst. Schließlich hatte ich ihm nichts getan, nur die Wahrheit gesagt. Ich setzte ein zaghaftes Lächeln auf und hoffte, dass es nicht zu gespielt wirkte. Zuerst musste ich sein Vertrauen gewinnen, sah mein Plan vor.
    »Nun, also – eigentlich wollte ich mich bei dir entschuldigen«, stieß ich hervor.
    Leon hob die Brauen und ich hatte das Gefühl, seine Augen würden mich auslachen, während er sonst keine Miene verzog. »Schon gut«, sagte er und schickte sich an weiterzugehen. Ich lief ihm nach und gesellte mich an seine Seite, was mir erneut einen überraschten Blick von ihm einbrachte.
    »Nein, ehrlich, es tut mir leid. Es ist nur so, dass Julia und ich …«
    »Ja, die Zwillinge. Ich kann mir vorstellen, dass du durch den Wind bist. Noch einmal: Ist schon okay – und wenn du wieder das Bedürfnis hast, jemanden zu beschimpfen oder anzuschreien, dann wende dich vertrauensvoll an mich. Ich halte das aus.«
    Ich versuchte, mit ihm Schritt zu halten. Trotz seiner Beinverletzung war er schneller als ich.
    Wenn mir nicht bald etwas einfiel, wäre die Gelegenheit vorbei. »Warte«, rief ich, weil er mir schon wieder einen halben Meter voraus war.
    Er blieb stehen und drehte sich

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