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Frostengel

Frostengel

Titel: Frostengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamina Berger
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verplapperst.
    »Ist schön hier«, sagte ich, weil mir nichts anderes einfiel und weil ich unbedingt das Thema wechseln wollte. War mir doch egal, was er von mir dachte.
    »Setz dich.« Leon bot mir einen Platz auf der Couch an. »Willst du vielleicht was trinken? Ich hab aber nur Mineralwasser. Oder Kaffee. Tee ginge zur Not auch noch, aber ich hab bloß …«
    Ich musste lächeln. Er bemühte sich fast übereifrig, ein guter Gastgeber zu sein. Schnell unterbrach ich ihn. »Kaffee wär super!«
    »Also okay, magst du mit in die Küche kommen? Oder wartest du lieber hier?« Irgendwie schien er mit der Situation überfordert, er wirkte viel weniger souverän als sonst und das fand ich … irgendwie niedlich.
    Theresa, schalt ich mich in Gedanken, du wirst dich doch nicht einlullen lassen. Ich stand auf. »Darf ich mich umsehen?«
    »Äh, ja. Klar. Aber wenn du wartest, dann zeig ich dir alles.«
    »Na gut. Dann komm ich mit in die Küche.«
    Während er die Kaffeemaschine befüllte, sah ich mich in der Küche um. Sie war winzig, aber für einen alleine reichte es. »Kochst du manchmal?«, fragte ich.
    »Hin und wieder. Aber ehrlich gesagt, bin ich kein großer Koch. Ich kann Bratwurst, Tiefkühlpizza …«
    »Tiefkühlpizza zählt nicht!«
    Er lachte und mein Herz schlug plötzlich einen Takt schneller. Ich hatte Eigenbrötler Leon tatsächlich zum Lachen gebracht! Widerwillig gestand ich ein, dass mir sein Lachen gefiel. Schade, dass er sich sonst immer so in sich verkroch.
    »Und du?«, fragte er. Ich musste ihn verständnislos angesehen haben, weil er hinzusetzte: »Na, kochen. Kannst du es?«
    »Ja, und zwar nicht nur Tiefkühlpizza.«
    »Cool, vielleicht kannst du mir helfen, meinen Speiseplan zu erweitern.« Mir schoss das Blut in die Wangen, ich fühlte, wie sie glühten. Warum sagte er das? Wollte er nett sein? Ich war einigermaßen verwirrt, wir kannten uns doch kaum! Trotzdem sagte ich: »Klar. Meiner Schwester gebe ich Nachhilfe in Mathe, dir in Kulinarik. Warum nicht?«
    »Kaffee kochen kann ich übrigens schon.« Er deutete auf die Kaffeemaschine, die brodelnde Geräusche von sich gab. Leon nahm mich am Ellenbogen und zog mich aus der Küche. Seine Berührung war nur ganz leicht, trotzdem kribbelte es plötzlich an genau dieser Stelle. »Komm, während der Kaffee durchläuft, zeig ich dir die Wohnung.«
    Er führte mich zurück in den Flur und wies mit dem Finger auf eine der geschlossenen Türen. »Das Klo«, sagte er, dann wies er auf die andere. »Badezimmer.«
    »Darf ich?«, fragte ich und machte die Badezimmertür auf. Auch dieser Raum war echt klein. Allerdings wirkte er durch die weißen Fliesen und das Spiegelmosaik auf der Wand gegenüber der Duschkabine größer. Leon drängte sich an mir vorbei und hob ein T-Shirt vom Boden auf. Wie gut er roch! »Ich habe nicht mit Besuch gerechnet«, setzte er zu seiner Entschuldigung an.
    Ich musste mich räuspern. Es war schon eine Ewigkeit her, dass ich mit einem Typen allein gewesen war – daher meine Unsicherheit, redete ich mir ein. »Du hast es echt schön«, sagte ich mit viel zu hoher Stimme. »Das Mosaik gefällt mir. Find ich eine gute Idee.« Eine gute Idee?! Oh Mann, Theresa, lahmer geht’s ja wohl nicht.
    »Hat mein Bruder gemacht.« Auf einmal wurden seine Lippen schmal und in seinen Augen lag ein trauriger Blick.
    »Du hast einen Bruder?« Das hatte ich gar nicht gewusst. »Wie alt ist er? Ich habe eine vierzehnjährige Schwester. Und ich schwöre, ich war mit vierzehn bestimmt nie so wie sie.«
    »Er ist tot.« Brüsk drehte er sich um, ging an mir vorbei und mir blieb nichts weiter übrig, als ihm zu folgen. Ich und meine große Klappe! Aber woher hätte ich denn vom Tod seines Bruders wissen sollen?
    Leon holte aus einem Schrank zwei Becher und trug sie ins Wohnzimmer. Ich setzte mich auf die Couch. Nur wenige Augenblicke zuvor hatte ich das Gefühl gehabt, wir kämen wieder richtig ins Gespräch, so wie im Grätzel. Nun war er wieder genauso verschlossen und weit weg wie sonst.
    »Das mit deinem Bruder tut mir leid«, fing ich an. Irgendwie hatte ich das Gefühl, mich bei Leon pausenlos wegen irgendwas zu entschuldigen. Jeder zweite Satz von mir begann mit »tut mir leid«.
    Er seufzte. »Es ist jetzt fast ein Jahr her. Ich sollte langsam damit umgehen lernen«, murmelte er mit gesenktem Kopf. »Aber ich bin ja auch selbst schuld, wenn ich in der Wohnung von meinem Bruder wohne. Ich suhle mich ja geradezu in Trauer …« Er seufzte

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