Frostengel
hochzuhelfen.
»Au, Scheiße. Das tut noch mehr weh als gestern.«
»Mir gefällt es, dass du nicht so mobil bist. Da kannst du mir wenigstens nicht davonlaufen.« Leon grinste.
Ich warf ihm einen bösen Blick zu. »Das ist nicht lustig. Ich weiß nicht, wie ich liegen soll, ich weiß nicht, wie ich sitzen soll, und stehen kann ich auch nicht.«
Leon nahm mich in den Arm und drückte seine Lippen auf mein Haar. »Tut mir leid, ich habe eine Sportsalbe da. Die hilft vielleicht.«
Ich begleitete ihn ins Badezimmer, er kramte im Schrank und drückte mir eine Tube in die Hand. »Hier! Ich lass dich mal allein. Und wenn du Hilfe beim Einreiben brauchst, dann ruf mich einfach. Ich warte gleich hinter der Tür.«
»Danke für dein selbstloses Angebot.« Ich legte den Kopf schief und grinste ihn an. »Aber ich schaff das schon alleine.«
Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, zog ich mir den Pullover hoch und erschrak. Mein ganzer Oberkörper sah furchtbar aus. Überall blaue Flecken. Kein Wunder, dass alles schmerzte, als hätte mich ein Pferd getreten! Ich rieb die Salbe vorsichtig auf die verletzten Stellen. Leon könnte mir später noch den Rücken eincremen, aber fürs Erste wollte ich nicht zu viel von dieser stinkenden Salbe auf mir verschmieren. Erst wenn sie auch wirklich wirkte.
Leon wartete natürlich nicht vor der Badezimmertür, sondern hatte sich in die Küche verzogen. Dort hatte er schon ein paar Zutaten zusammengesucht, um uns etwas zu kochen. Mein Magen knurrte. Erst jetzt merkte ich, wie hungrig ich war.
Leon drehte sich zu mir um. »Fertig? Ich dachte, ich verwöhn dich mit meiner weltberühmten Spiegeleikreation.«
»Oh Herr Meisterkoch. Auf deine Kreation bin ich ja gespannt! Spiegelei ist Spiegelei.«
»Nein, meine Liebe. Du wirst sehen, so gute Spiegeleier hast du noch nie gegessen. Und nun, husch, husch! Ab ins Wohnzimmer. Das Essen ist gleich fertig«, scheuchte mich Leon aus der Küche.
Während ich im Bad gewesen war, hatte Leon den Tisch im Wohnzimmer gedeckt. Auf einem Teller lagen vier Scheiben Toastbrot, auf einem anderen aufgeschnittene Tomaten und Gurken.
Ich nahm die Decke von der Couch, legte sie zusammen und setzte mich.
Ein paar Minuten später kam Leon mit zwei Tellern herein. Einen stellte er vor mich hin. Als ich die Spiegeleier sah, musste ich über beide Ohren grinsen. Er hatte versucht, ihnen eine Herzform zu geben. Wie süß!
Es waren tatsächlich die besten Spiegeleier, die ich je gegessen hatte. Daran änderte auch nichts, dass sie auf der Unterseite ein ganz klein wenig angebrannt waren.
Nachdem wir noch ein bisschen auf der Couch herumgelegen und er mir tatsächlich noch den Rücken eingeschmiert hatte – die Salbe hatte Wunder gewirkt –, brachte er mich nach Hause.
Als wir dort ankamen, roch es bereits verführerisch im Flur. Mama hatte selbst gemachte Pizza in den Ofen geschoben. Wir hatten zwar beide keinen rechten Hunger, aber meine Mutter hatte sich so viel Mühe gegeben. Sogar den Teig hatte sie selbst gemacht.
»Siehst du, DAS ist Pizza. Nicht einfach eine tiefgekühlte in den Ofen schieben«, neckte ich Leon.
Er grinste. »Das lern ich schon noch. Vorerst steht halt nur Spiegelei auf der Menükarte.«
Meine Mutter lächelte Leon an. »Na, immerhin kannst du damit schon mal behaupten, kochen zu können. Viele Männer, die ich kenne, schaffen es ja nicht mal, ein Spiegelei zu braten!«
»Das liegt halt daran, dass deine Lasagne und auch deine Pizza so verdammt gut schmecken. Was brauchen wir da einen Mann, der Spiegeleier machen kann?« Corinna biss herzhaft in ihr Stück Salamipizza und fügte dann mit vollem Mund hinzu: »Anwesende Männer natürlich ausgenommen.«
Schon bald nach dem Essen verabschiedete sich Leon. »Ich muss noch Hausaufgaben nachholen«, sagte er. Ich wusste, dass mir das ebenso bevorstand, aber das schaffte ich morgen auch noch locker.
Nachdem Leon gegangen war, machten Corinna, meine Mutter und ich es uns noch im Wohnzimmer gemütlich. Der Abend verlief erstaunlich harmonisch. Wir kochten uns eine Kanne Tee und spielten Karten. Es machte Corinna nicht mal etwas aus, dass sie zweimal gegen mich verlor. Die Wogen zwischen ihr und meiner Mutter schienen sich geglättet zu haben – wahrscheinlich weil der Hausarrest ja nun vorbei war. Schließlich schaffte ich es trotzdem nicht länger, das Gähnen zu unterdrücken. »Tut mir leid, aber ich bin total geschafft. Ich geh ins Bett.«
»Gute Nacht, mein Spätzchen. Und
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