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Frostfeuer

Frostfeuer

Titel: Frostfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kai Meyer
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Schlafzimmer zu geleiten.
    Doch der Mann beachtete ihn nicht. Stattdessen drehte er sich um, machte drei, vier erstaunlich schnelle Schritte zum Bett hinüber, beugte sich vor und blickte mit einem Ruck darunter.
    Er knurrte enttäuscht, richtete sich wieder auf und verließ den Raum. Erlen begleitete ihn und schloss hinter ihnen die Tür. Maus atmete auf. Draußen klapperte die Eingangstür der Suite. Der Rundenmann verabschiedete sich mürrisch.
    Nur einen Atemzug später flog die Schlafzimmertür abermals auf, und Erlen sprang herein. Seine ruhige Maskerade war wie weggeblasen. Helle Aufregung beherrschte seine Züge, als er mit einer hilflosen Geste auf Maus deutete.
    »Ich … ich weiß nicht, was passiert ist«, stammelte sie, noch immer unfähig, vollständig zu erfassen, was tatsächlich mit ihr geschehen war. Sie lief unter der Decke, ja, gut. Oder nicht gut. Aber wie, zum Teufel, ließ sich das wieder rückgängig machen?
    Erlen rannte auf die Ecke mit dem Rentierfell zu und zeigte auf die drei Spiegel; dabei war er sehr vorsichtig, sich nicht über sie zu beugen und ins Blickfeld ihrer Spiegelflächen zu geraten.
    »Sie sind schuld?«, fragte Maus perplex. Dabei hätte sie es sich eigentlich denken können. Die Spiegel mussten eine Art Schutzzauber darstellen, der verhindern sollte, dass irgendjemand das Rentierfell an sich bringen konnte. Vermutlich lagen sie dort, damit Erlen nicht auf falsche Gedanken kam. Und nun war sie selbst in die Falle gestolpert.
    Dumm!, schalt sie sich zornig. So dumm!
    »Was soll ich jetzt tun?«, fragte sie, ohne eine Antwort zu erwarten. Sie war ihr Leben lang allein gewesen und neigte zu Selbstgesprächen. In Erlens Nähe war es, als spräche sie mit ihm, aber letztlich doch nur mit sich selbst.
    Er schüttelte den Kopf und hob beide Handflächen.
    »Nichts?«, fragte sie aufgebracht. »Gibt es denn kein, ich weiß nicht … kein Gegenmittel oder so was?«
    Erlen deutete auf das leere Bett, und sie verstand. »Nur sie kennt es? … Na, wunderbar.«
    Die Königin würde sie vielleicht von der Decke herunterholen, ihr aber im Austausch zweifellos eine andere Scheußlichkeit antun. Bevor sie Maus letztlich dem Rundenmann auslieferte.
    Es musste einen anderen Weg geben. Irgendeinen.
    Tamsin! Sie kannte vielleicht einen Gegenzauber. Außerdem trug sie die Schuld an dem ganzen Dilemma. Ohne sie wäre Maus gar nicht erst auf die Idee gekommen, hier einzudringen. Und hatte sie den Diebstahl des Fells etwa nicht wie ein Kinderspiel aussehen lassen? Einfach, hatte sie es genannt.
    Aber wie konnte Maus ihr mitteilen, was geschehen war? Erlen, natürlich! Er musste nur zu ihr gehen und sie bitten, hierher ins Allerheiligste ihrer Erzfeindin zu kommen. Ganz einfach, Tamsin. Wirklich.
    Ihr wurde noch schwindeliger, als die Verzweiflung sie mit aller Macht packte. Es war aussichtslos. Hätte Tamsin die Macht besessen, die Königin in ihren eigenen vier Wänden zu schlagen, hätte sie es längst versucht. Stattdessen hatte sie sie von hier fortgelockt. Gewiss nicht ohne Grund.
    Maus’ Blick wanderte zurück zu den Oberlichtern der Fensterfront. Tatsächlich waren sie die einzige Möglichkeit, aus diesem Zimmer zu entwischen, solange sie nicht an die Tür herankam. Warum mussten diese verflixten Zimmerdecken auch so hoch sein? Reichte es nicht, mit teuren Möbeln und Gemälden zu protzen?
    Sie konnte es drehen und wenden, wie sie wollte: Sie war eine Gefangene. Jedenfalls solange sie es nicht über sich brachte, durch die Fenster zu fliehen.
    Plötzlich stampfte Erlen laut mit dem Fuß auf, um sie auf sich aufmerksam zu machen. Er wedelte wieder mit den Armen, gab ihr unverständliche Zeichen und deutete Richtung Vorzimmer.
    Maus hörte es auch.
    Jemand öffnete die Eingangstür der Suite. Jemand, der es nicht nötig hatte anzuklopfen.
    »Erlen!«, brüllte die Schneekönigin. Und mit seltsamem Krächzen setzte sie Worte in einer fremden Sprache hinzu, die Maus nicht verstand.
    Der Junge riss sich widerstrebend von Maus’ Anblick los und eilte ins Vorzimmer. Wieder schloss er die Tür hinter sich. Draußen polterte es, als sei etwas Großes umgefallen.
    Maus zögerte nicht länger. Aufrecht rannte sie unter der Decke entlang, stellte sich auf die Zehenspitzen und schloss die Finger um einen der Fenstergriffe. Er fühlte sich kalt an, aber nicht so sehr wie die Angst in ihrem Inneren.
    Wieder zählte sie. Schloss die Augen. Und öffnete zitternd das Fenster.
Das Kapitel über die Angst vor

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