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Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)

Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)

Titel: Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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das glatte Papier gleiten ließ, fühlte ich all die Liebe, die meine Mom und Metis füreinander empfunden hatten. Sie waren eher wie Schwestern gewesen als nur Freundinnen. Zu wissen, dass noch jemand so für meine Mom empfunden hatte, linderte ein wenig meine Einsamkeit und machte die Schuldgefühle und die Trauer ein wenig leichter zu ertragen.
    »Was soll ich Metis erzählen?«, fragte ich und stellte das Foto zurück auf den Tisch. »Dass jemand in der Nähe von Grandmas Haus versucht hat, mich zu überfahren, um dann später in der Bibliothek auf mich zu schießen? Ich habe keine Beweise dafür. Ich konnte das Kennzeichen des Autos nicht sehen, und der Pfeil ist auch weg. Sie hält mich vielleicht einfach für paranoid.«
    »Das glaube ich nicht«, meinte Daphne und trommelte mit den Fingern auf der Tastatur herum, bis pinke Funken aufstiegen. »Metis ist verständnisvoller als die meisten anderen Professoren. Ich denke, sie wird dir glauben.«
    Wieder zuckte ich mit den Schultern. »Vielleicht ja, vielleicht nein. Du hättest sehen sollen, wie Nickamedes geschaut hat – als wäre ich gerade aus dem Ashland Asylum ausgebrochen. Wer weiß. Vielleicht stimmt das ja.«
    Ich versuchte, über meinen eigenen, dämlichen Witz zu lachen, aber ich schaffte es nicht mal, die Mundwinkel nach oben zu zwingen. Zu wissen, dass jemand mich töten wollte, stimmte mich nicht gerade fröhlich.
    Daphne schüttelte den Kopf, sodass ihr das blonde Haar über die Schultern fiel. »Ich halte dich nicht für verrückt. Wenn du denkst, dass ein Schnitter hinter dir her ist, dann wird das so sein. Sie leben so ziemlich, um uns zu töten, weißt du, genauso wie andersherum.«
    »Super. Ich fühle mich schon viel besser.«
    Daphne verdrehte ihre schwarzen Augen. »Oh, hör auf, Gwen. Das ist nicht das Ende der Welt. Wir alle lernen hier, wie man Schnitter bekämpft. Du machst nur gerade einen Crashkurs, das ist alles. Einige der anderen wären wahrscheinlich neidisch auf dich. Die Spartaner auf jeden Fall. Manchmal habe ich das Gefühl, Logan und seine Freunde würden losziehen, um Schnitter zu jagen, wenn Trainer Ajax und die anderen Professoren sie nur ließen.«
    Spartaner waren nicht nur die besten Kämpfer von Mythos, sie hatten auch den Ruf, die blutrünstigsten zu sein. Ihnen gefiel es wirklich, mitten im Kampf zu stecken und Dinge umzubringen – es war in ihre DNS eingebaut oder so. Wahrscheinlich passierte das zwangsläufig, wenn man normale, alltägliche Gegenstände nur anfassen musste – die Keksdose, aus der Daphne gerade futterte, den Tacker auf meinem Schreibtisch, die kleine Statuette von Nike daneben – und sofort wusste, wie man damit Leute umbringen konnte. Logan, Kenzie und Oliver konnten jedes dieser Dinge nehmen, mich damit umbringen und keinen zweiten Gedanken darauf verschwenden. Ehrlich. Das war echt unheimlich.
    »Nun, ich werde natürlich durchfallen«, grummelte ich. »Vielleicht verstecke ich mich einfach bis zu den Weihnachtsferien in meinem Zimmer. Früher oder später müssen die Schnitter ja das Interesse an mir verlieren.«
    »Schnitter verlieren nie das Interesse. Sobald du mal auf ihrer Abschussliste stehst, verfolgen sie dich, bis du tot bist – oder sie.« Daphne schüttelte wieder den Kopf. »Und du kannst nicht hierbleiben, besonders nicht dieses Wochenende. Alle fahren zum Winterkarneval, selbst die Professoren und die Angestellten der Akademie. Du wärst ganz allein auf dem Campus. Wenn ein Schnitter es wirklich auf dich abgesehen hat, dann lieferst du ihm so nur ein verfrühtes Weihnachtsgeschenk. Du weißt doch, wie lächerlich die Security an den Wohnheimen ist.«
    Ich seufzte. »Also, was sollte ich deiner Meinung nach tun?«
    »Rede mit Metis. Sag ihr, was los ist, und frag sie, ob sie irgendwas von Jasmines Familie gehört hat. Ob sich ihre Verwandten immer noch verstecken oder ob das Pantheon sie schon erwischt und ins Gefängnis geworfen hat, wo sie hingehören.«
    Ich nickte, und wir schwiegen eine Weile.
    »Weißt du, es war zu dumm, dass ich heute Abend keinen Bogen und Pfeile dabeihatte«, grummelte ich schließlich. »Ich hätte einfach an dich denken und mich gegen den Schnitter verteidigen können.«
    »Was meinst du damit?«
    Ich erzählte der Walküre, wie ich beim Bogenschießen am Morgen besser geworden war, indem ich an sie gedacht und die Erinnerungen an ihre Turniere aufgerufen hatte.
    »Wirklich? Das ist cool.« Daphne legte gedankenverloren einen Finger an die Lippen.

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