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Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)

Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)

Titel: Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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war.
    »Siehst du irgendwas?«, fragte Daphne.
    Carson blickte zwischen uns hin und her.
    »Noch nicht«, grummelte ich, packte ihre Hand fester und schloss die Augen. »Und jetzt hör auf zu quasseln und konzentrier dich.«
    »Aber du solltest doch inzwischen irgendwas sehen«, sagte Daphne, ohne auch nur im Mindesten auf mich zu hören. »Wenn du meine Erinnerungen nutzen kannst, um im Bogenschießen besser zu werden, warum kannst du sie nicht auch für etwas anderes einsetzen? Ich weiß, dass ich recht habe. Ich habe immer recht.«
    Der eigentliche Grund, warum wir auf dem Anfängerhang standen und Händchen hielten, war Daphnes Theorie über meine Psychometrie – ihre Idee, dass ich meine Magie einsetzen konnte, um die Erinnerungen und Fähigkeiten anderer Leute aufzunehmen, so wie sie es vor zwei Abenden in meinem Zimmer behauptet hatte. Grundsätzlich ging die Walküre davon aus, dass ich mit meiner Psychometrie, wenn es schon möglich war, ihre Künste als Bogenschützin anzuzapfen, auch ihre Begabung zum Skifahren übernehmen konnte. Dann konnten sie, Carson und ich zusammen Ski fahren, und sie mussten mich nicht allein auf der Anfängerpiste zurücklassen.
    Daphnes Theorie ergab wahrscheinlich sogar Sinn. Dank meiner Gypsygabe erinnerte ich mich an alles, was ich je beim Berühren eines Gegenstandes oder einer Person gesehen hatte – an alle Bilder, alle Schwingungen, alle Lichter, Geräusche und Gefühlsaufwallungen. Ich hatte nur noch nie darüber nachgedacht, sie auf diese Weise einzusetzen, sie so gezielt aufzurufen …
    Plötzlich blitzte in meinem Kopf ein Bild von Daphne auf, die am oberen Ende eines langen Hangs stand. Sie jauchzte, stieß sich mit ihren Stöcken ab und raste den Berg hinunter. Und ich fühlte alles, was sie auch gefühlt hatte: wie ihre Knie sich von rechts nach links bewegten, den aufgewirbelten Pulverschnee an ihren Beinen, die Kälte, die ihre Lunge zum Brennen brachte. Ich sah selbst die verschwommen vorbeifliegenden, schneebedeckten Kiefern am Rande ihres Blickfeldes.
    Und dann war das Bild wieder verschwunden, so schnell, wie es gekommen war. Es hinterließ nichts als das leere Echo des Windes in meinem Kopf.
    Ich öffnete die Augen und bemerkte, dass Daphne und Carson mich anstarrten.
    »Und?«, fragte Daphne. »Hat es funktioniert?«
    »Das werden wir gleich sehen.«
    Ich ließ ihre Hand los, zog meinen Handschuh wieder an und stapfte zum Rand des Hügels.
    »Komm schon, Gwen. Du kannst es«, rief Carson mir mit aufmunternder Stimme zu.
    Ich war mir da nicht so sicher, aber ich wollte es zumindest versuchen. Und wenn ich mir auf dem Weg nach unten etwas brach, na ja, Daphne hatte mir erzählt, dass es im Resort phantastische heiße Schokolade gab.
    »Wird schon schiefgehen«, murmelte ich, grub meine Stöcke in den Schnee und stieß mich ab.
    Sofort wünschte ich mir, ich hätte es gelassen. Alles passierte so verdammt schnell . Der Schnee war so komprimiert und glatt, dass ich das Gefühl hatte, schon direkt nach dem Start ungefähr hundert zu fahren. Außerdem glitzerte die Sonne auf dem Schnee, sodass ich in alle Richtungen nur Farbbögen sah.
    Für einen Moment erfüllte mich heiße Panik. Aber ich drängte sie zurück und zwang mich dazu, mich zu konzentrieren und das Bild von Daphne aufzurufen, wie ich es beim Bogenschießen mit Kenzie und Oliver getan hatte. Ich konnte das. Ich würde es schaffen.
    Daphne, Daphne, Daphne – ich wiederholte den Namen der Walküre wieder und wieder in Gedanken und stellte mir vor, wie sie in ihrem Skianzug die steile Piste nach unten glitt und dabei jede einzelne Sekunde genoss.
    Und von einem Augenblick auf den nächsten änderte sich alles.
    Meine Beine wurden stärker und standfester. Meine Arme senkten sich dorthin, wo sie hingehörten, statt wild in der Luft herumzuwedeln. Meine Knie fingen an, sich von rechts nach links zu bewegen, um mir dabei zu helfen, die Geschwindigkeit zu kontrollieren. Ich legte mich in die Kurven, soweit es sie auf dem Anfängerhügel überhaupt gab.
    Ich holte tief Luft und stellte fest, dass Ski fahren irgendwie … Spaß machte.
    Bevor ich es wirklich kapierte, hatte ich auch schon den Fuß des Hügels erreicht. Ich bewegte die Skier erst nach rechts, dann nach links, wirbelte eine Welle von glitzerndem Schnee auf und kam schlitternd zu einem Halt, als stände ich schon mein Leben lang auf der Piste und nicht erst seit ein paar Minuten.
    Oben auf dem Hügel sprangen Daphne und Carson begeistert auf

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