Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)
einem anderen zu sehen. Ich habe durchs Fenster beobachtet, wie ihr beide euch unterhalten habt, und als ihr aufgestanden seid, wusste ich einfach, dass du mit ihm gehen würdest.«
»Du bist so ein Heuchler. Du hattest kein Recht, rauszukommen und dich zwischen uns zu drängen«, flüsterte ich wild. »Überhaupt kein Recht. Nicht, während du mit Savannah zusammen bist.«
»Ich weiß.«
Sonst sagte er nichts. Um uns herum fiel weiter der Schnee wie ein Vorhang, der uns vom Rest der Welt abschnitt. Selbst der Lärm der Party erschien mir plötzlich gedämpft und weit entfernt. Aber vielleicht lag es auch daran, dass Logan meine Sinne füllte, bis einfach kein Platz mehr für etwas anderes war.
Die Sekunden verstrichen und wurden zu einer Minute, dann zwei. Immer noch sagte er nichts – er sah mich nur aus seinen blauen, blauen Augen an.
»Küss mich oder lass mich los«, sagte ich schließlich mit elender Stimme, während in meinen Augen heiße Tränen standen. »Mir ist es inzwischen egal.«
Logans Miene wurde weicher. »Ich wollte dich nie verletzen. Das ist das Letzte, was ich will. Dafür bedeutest du mir zu viel, Gwen.«
Gwen. Ich schloss die Augen, als ich hörte, wie er meinen Namen aussprach. Mit diesem leisen Grollen in seiner tiefen, sexy Stimme. Ich konnte es einfach nicht ertragen, ihn anzusehen. Vielleicht war es ja irgendwie krank, aber für diesen einen Augenblick wollte ich so tun, als wären wir ein Paar. Als wären wir wirklich zusammen hier draußen – allein.
»Gwen«, wiederholte Logan, und in seiner Stimme lag ein leises Flehen.
Immer noch öffnete ich die Augen nicht. Schweigen. Dann …
»Gwen.« Ein rauchiges Flüstern, erfüllt von der Sehnsucht, die auch ich empfand.
Logans Atem auf meinem Gesicht wurde heißer, und ich wusste, dass seine Lippen nur noch Zentimeter von meinen entfernt waren. Meine Finger krallten sich in seine Schultern, und ich wartete darauf, dass er mich küsste. Wartete darauf, dass Gefühle und Bilder meinen Geist füllten. Dass Logan meinen Geist füllte, bis es nichts anderes mehr gab …
Die Tür des Cafés knallte gegen die Wand. Ich riss die Augen auf, aber Logan hatte sich bereits zurückgezogen. Und in seiner Miene konnte ich … Erleichterung erkennen. Ich wusste, dass er erleichtert war, weil er mich nicht geküsst hatte. Weil ich ihn nicht berührt hatte, keine Vision von ihm vor meinem inneren Auge aufgeblitzt war, was bedeutete, dass sein finsteres Geheimnis – was auch immer es sein mochte – immer noch sicher war.
Kichern erfüllte die Nachtluft, begleitet von pinkfarbenen Funken. Daphne und Carson stolperten nach draußen. Sie waren beide ziemlich angeschickert und hatten die Arme umeinander geschlungen. Carsons Brille saß schief auf seiner Nase, und auf seiner Wange schimmerte Lipgloss. Es sah aus, als hätten er und Daphne auf der Party wirklich Spaß gehabt. Das glückliche Paar warf einen Blick auf Logan und mich, wie wir immer noch zusammen im Schatten standen, und ihr Lachen verstummte.
»Gwen?«, fragte Daphne und starrte uns beide an. »Stimmt etwas nicht?«
»Lass mich los«, murmelte ich leise.
Logan senkte die Arme und trat zurück.
»Nein«, sagte ich und sah statt Logan nur meine Freunde an. »Alles ist prima. Ich könnte jetzt gehen. Wie sieht’s bei euch aus?«
Die Walküre warf einen schnellen Blick zu Carson. Er nickte.
»Ja. Wir sind bereit«, meinte er.
»Gut. Dann lasst uns gehen.«
Ich schob mich an Logan vorbei, so nah, dass ich noch einmal den Kuss seines heißen Atems auf meiner Wange spürte, bevor ich ihn hinter mir ließ und aufs Hotel zuging. Daphne und Carson beeilten sich, mich einzuholen. Ich sah mich nicht mehr nach Logan um, obwohl ich genau wusste, dass der Spartaner mich die ganze Zeit beobachtete.
Ich wollte verdammt sein, bevor ich ihn die Tränen in meinen Augen sehen ließ.
»Für wen hält sich Logan Quinn eigentlich?«, schäumte ich, während ich von einer Seite des Hotelzimmers zur anderen stiefelte. »Kannst du das glauben? Der hat vielleicht Nerven!«
Daphne verdrehte die Augen und drückte ein paar Tasten auf ihrem Laptop. »Ja, ja. Das sagst du jetzt seit einer Stunde immer wieder, Gwen. Und wenn du nicht mit dem Tigern aufhörst, läufst du noch eine Spur in den Teppich.«
Nach meinem Fast-Kuss mit Logan war ich so schnell wie möglich ins Hotel zurückgeeilt, mit Daphne und Carson auf den Fersen. Sie hatten sich Sorgen um mich gemacht, aber ich hatte mich dazu gezwungen, der
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