Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)

Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)

Titel: Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
Vom Netzwerk:
Stücke riss.
    Ich entdeckte den Wolf ungefähr drei Meter von mir entfernt – er lag auf der Seite, und um ihn herum war der Schnee rot von Blut. Ich schaute genauer hin und erkannte, dass ein langer, spitzer Ast in einem der Beine des Wolfes steckte wie ein Pfeil. Die Macht der Lawine musste das Monster gegen einen Baum geschleudert und den Ast in sein Bein gedrückt haben. Ich verstand nur nicht, warum der Schnee den Wolf nicht mitgerissen hatte. Wahrscheinlich war das Teil des Monsterseins – Überleben um jeden Preis.
    Der Wolf bemerkte, dass ich ihn anstarrte, und wimmerte wieder, leise und schmerzerfüllt. Er sah mich aus seinen roten, roten Augen an und schob das verletzte Bein in meine Richtung. Fast als wollte er, dass ich ihm irgendwie … half.
    Ich biss mir auf die Lippe und fragte mich, ob das ein Trick war. Trotz Metis’ Vortrag in Mythengeschichte wusste ich nicht viel über Fenriswölfe. Na ja, okay, ich wusste, dass dieser spezielle Wolf mich umgebracht hätte, wenn die Lawine uns nicht erwischt hätte. Dass ihm von seinem Schnitter-Meister befohlen worden war, mich zu töten.
    Am klügsten wäre es gewesen, so schnell wie möglich von ihm wegzukriechen, mich auf die Füße zu kämpfen, aus dem zerstörten Wäldchen zu stolpern und zu hoffen, dass irgendwer bereits unterwegs war, um mich zu retten. Aber ich konnte den Wolf nicht einfach so liegen lassen. Nicht verletzt, blutig, zerschlagen und wimmernd wie ein Welpe, der gerade seine Mutter verloren hatte. Meine Mom hätte versucht, ihm zu helfen, obwohl er ein Monster war, obwohl er geschickt worden war, um mich zu töten. So war sie einfach gewesen – und so wollte ich auch sein.
    »Nike«, flüsterte ich. »Wenn du mich gerade beobachtest, wüsste ich es wirklich, wirklich zu schätzen, wenn du dieses Ding davon abhältst, mich zu fressen.«
    Natürlich kam keine Antwort. Dem zufolge, was Metis uns in Mythengeschichte erzählt hatte, erschienen die Götter den Sterblichen nur selten – und selbst wenn sie es taten, dann nur zu ihren eigenen Bedingungen. Nach dem Ende des Chaoskrieges hatten die Götter einen Pakt geschlossen, sich nicht in die Belange der Sterblichen einzumischen, um mit ihrer Magie und ihren Kämpfen nicht die Welt zu zerstören. Und größtenteils hielten sie sich an diese Abmachung und ließen ihre Champions die Drecksarbeit erledigen. Aber Nike um Hilfe zu bitten sorgte dafür, dass ich mich ein bisschen besser fühlte, auch wenn ich genau wusste, dass sie nicht einfach vor mir auftauchen und all meine Probleme mit Magie lösen würde.
    Verrückt. Was ich vorhatte, war absolut verrückt.
    Aber ich tat es trotzdem.
    Ich atmete tief durch, dann kroch ich über den Schnee zu dem Fenriswolf. Die Kreatur beobachtete mich mit ihren roten Augen, auch wenn der Blick stumpf und dunkel vor Schmerz war. Ich hielt einen Schritt Abstand und sah mir die Wunde an. Der Ast war nicht allzu dick, aber es musste wehtun, wie er da im Bein des Wolfes steckte. Genauso wie es wehgetan hatte, als ich mir beim Annähen eines Knopfes mal aus Versehen eine Nadel in den Finger gerammt hatte.
    Mit zitternden Händen packte ich den Ast. Ich empfing von dem zerbrochenen Holz kaum Schwingungen – es war schließlich nur Teil eines Baumes –, aber der Wolf knurrte tief und warnend. Einen Augenblick lang glaubte ich, er wolle die Pfote heben und mir mit seinen scharfen, schwarzen Krallen die Kehle aufreißen. Stattdessen legte die Kreatur den Kopf wieder auf den Boden, vergrub die Schnauze im Schnee und schloss die Augen, wie um sich gegen das zu wappnen, was ich gleich tun würde.
    »Wird schon schiefgehen«, murmelte ich.
    Ich schob den Ast durch das Bein des Wolfes. Es kostete mich all meinen Mut und meine gesamte Kraft, das Holz durch die Muskeln der Kreatur und auf der anderen Seite hinaus zu drücken, aber ich schaffte es. Dann packte ich den blutigen Stock und warf ihn so weit weg, wie ich nur konnte. Der zerbrochene Ast knallte gegen einen der schiefen Bäume und fiel in den Schnee.
    Der Fenriswolf gab ein schreckliches, schreckliches Heulen von sich, und bevor ich auch nur blinzeln konnte, lag ich schon auf dem Rücken im Schnee, das Monster über mir, die Pfoten auf meiner Brust so schwer wie Blei. Ich erstarrte und sah in seine blutroten Augen. Der Wolf beugte sich herunter, sein Atem heiß, schwer und sauer auf meinem Gesicht. Ich verspannte mich und wartete darauf, dass er die Zähne in mein Fleisch grub …
    Der Wolf leckte mir die kalte

Weitere Kostenlose Bücher