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Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)

Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)

Titel: Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Wange.
    Seine Zunge war feucht, schwer und so rau wie Schmirgelpapier, aber die Berührung selbst war ziemlich sanft. Meine Psychometrie schaltete sich sofort ein, und ich empfing eine Reihe von blitzenden Bildern, überwiegend von der Lawine und all dem Schnee, der seinen Körper genauso getroffen hatte wie meinen. Aber darunter lag auch ein wärmeres, sanfteres Gefühl, eine Ahnung davon, dass der Wolf mir tatsächlich … dankbar war, weil ich den Ast aus seinem Bein entfernt hatte. Weil ich ihm geholfen hatte, obwohl ich einfach hätte davonkriechen und ihn verletzt im Schnee zurücklassen können.
    Der Wolf blickte auf mich hinunter, die Pfoten auf meiner Brust. Sein zotteliger Schwanz schwang von einer Seite zur anderen und bestäubte uns beide mit Schnee. Es schien, als … erwartete er, dass ich etwas tat . Vielleicht war ich ja jetzt vollkommen durchgeknallt, denn mir fiel nur eine Sache ein, die ihn vielleicht zufriedenstellen würde. Ich hob die Hand und tätschelte ihm ungeschickt die Seite des Kopfes, da sie das Einzige war, was ich erreichen konnte.
    »Braves Hundchen«, flüsterte ich. Dann fiel ich in Ohnmacht.

    

    »Gwen! Gwen Frost!«
    Eine Stimme rief meinen Namen und riss mich aus der Dunkelheit, in der ich schwebte. Ich öffnete die Augen und stellte fest, dass ich immer noch auf dem Rücken inmitten der Reste des zerstörten, schneebedeckten Wäldchens lag.
    Aber mir war nicht kalt.
    Irgendwann, während ich bewusstlos gewesen war, hatte sich der Fenriswolf der Länge nach neben mir ausgestreckt. Er war länger als ich groß, und er hatte seinen dichten, zotteligen Schwanz um meine Beine gelegt, als wäre er ein süßer, eigenwilliger Welpe, mit dem ich geschmust hatte. Ich drehte den Kopf und wäre mit meiner Nase fast an die des Wolfes gestoßen. Die Kreatur blinzelte mich an, als hätte sie ebenfalls geschlafen. Dann gähnte der Wolf und zeigte mir dabei jeden einzelnen seiner langen, spitzen Zähne. Er hätte dringend ein Minzbonbon gebraucht.
    Mit einem Wolf kuscheln? Das war ein bisschen seltsam. In Ordnung, richtig seltsam. Aber nachdem der Wolf nicht versucht hatte, na ja, mich zu fressen , wollte ich mich auch nicht beschweren. Kein bisschen. Trotzdem löste ich mich langsam von ihm. Ich musste das Schicksal, die Götter oder wen auch immer, der hier zugange war, ja nicht unbedingt herausfordern.
    »Gwen!«, schrie wieder jemand. Dieses Mal erkannte ich, dass es die Stimme eines Mannes war. »Kannst du mich hören?«
    »Hier drüben!«, rief ich zurück, obwohl meine Stimme eher einem leisen, angestrengten Krächzen ähnelte. »Ich bin hier drüben!«
    Schweigen. Für eine Sekunde fragte ich mich, ob überhaupt jemand meinen heiseren Ruf gehört hatte, aber dann …
    »Ich habe sie gehört! Sie lebt!«
    Geräusche drangen zu mir herüber, dann entdeckte ich durch die Reste des Kiefernwäldchens jemanden in einer schwarzen Jacke, der auf mich zurannte und dabei in alle Richtungen Schnee aufwirbelte. Ich drehte mich um und sah den Wolf an.
    »Ich denke, du solltest jetzt besser gehen«, meinte ich. »Sie würden sich nicht freuen, dich zu sehen.«
    Ich wusste nicht, ob der Fenriswolf meine Worte wirklich verstand, aber er erhob sich. Mir fiel auf, dass sein rechtes Ohr einen v-förmigen, blutigen Riss hatte, als hätte die Lawine ein Stück davon weggerissen. Die Kreatur lehnte sich vor und stieß mich sanft mit dem Kopf an. Ich zögerte, dann streckte ich die Hand aus und kraulte dem Wolf das seidige Ohr. Meine Psychometrie schaltete sich ein, und wieder füllte seine warme Dankbarkeit meinen Geist. Vielleicht war es ja nur meine Einbildung, aber der Wolf schien fast – vor Vergnügen zu grummeln, weil ich ihn kraulte. Ja, das war ziemlich seltsam, vor allem, da ich in ihm nie etwas anderes gesehen hatte als ein mythologisches Monster, ein zum Leben erwachter Albtraum.
    »Gwen!«, rief wieder jemand, diesmal schon näher und lauter.
    Der Wolf grummelte noch einmal zufrieden, dann sprang er durch die Bäume davon, weg von der sich nähernden Stimme. Er humpelte ein bisschen auf dem verletzten Bein, aber trotzdem bewegte er sich schneller, als ich es je gekonnt hätte.
    Ich ließ den Kopf wieder in den Schnee sinken und versuchte, das Zittern zu ignorieren, das meinen Körper erschütterte und meine Zähne wie alte Knochen klappern ließ. Ich hatte gerade einen Fenriswolf gestreichelt – und es überlebt. Wie krank war das denn? Daphne hätte es wahrscheinlich cool gefunden. Ich

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