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Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)

Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)

Titel: Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Entschuldigung. Es mochte ihr nicht gefallen, aber ich hatte das Gefühl, dass Metis verstand, warum ich ihr nichts von dem Schnitter erzählt hatte. Zumindest hoffte ich das. Ich hoffte auch, dass sie mir mein Schweigen verzeihen konnte – und die anderen Dinge, die ich vorhatte, um die Identität des Schnitters aufzudecken, sobald sie und die anderen Mächtigen von Mythos mich wieder aus diesem Bett ließen.
    Die Professorin verließ das Zimmer wieder und schloss die Tür hinter sich, um mir ein wenig Privatsphäre zu geben.
    Ich hob das Telefon ans Ohr. »Hi, Grandma.«
    »Hi, Süße.« Grandma Frosts Stimme tönte aus dem Hörer, so warm, weich und beruhigend wie eine Umarmung. »Geht es dir gut?«
    »Mir geht’s gut. Wirklich.«
    »Erzähl mir, was passiert ist.«
    Ich holte tief Luft und erzählte Grandma alles, was geschehen war, seit ich am Mittwochnachmittag ihr Haus verlassen hatte. Als ich fertig war, schwieg sie noch ein paar Sekunden.
    »Soll ich kommen und dich holen, Süße? Dich zu mir nach Hause nehmen?«, fragte sie, heiser vor Sorge.
    Ein Teil von mir wollte wirklich dringend ja sagen. Wollte sich von Grandma Frost abholen und zurück in ihr Haus bringen lassen, so wie sie es getan hatte, als ich noch ein kleines Mädchen gewesen war. Damals war ich bei der ersten Übernachtung bei einer Freundin weinend und verängstigt aufgewacht, während sich meine Mom auf Geschäftsreise befunden hatte.
    Aber der andere Teil von mir fragte sich, in welche Gefahr ich meine Grandma bringen würde, wenn ich das zuließ. Es würde bekannt werden, dass ich das Hotel vor den anderen Schülern verlassen hatte, und es wäre allzu einfach für den Schnitter, mich bei meiner Grandma zu finden. Er wusste schließlich, wo sie wohnte, nachdem er dort schon versucht hatte, mich umzubringen.
    Außerdem war ich kein kleines Mädchen mehr, und ich wollte mich auch nicht so benehmen oder so behandelt werden. Sicher, ich war erst siebzehn, aber ich war schon um einiges erwachsener geworden, seit ich auf Mythos ging. Ob es mir nun gefiel oder nicht, Schnitter, mythologische Monster und der böse Gott Loki waren jetzt Teil meines Lebens. Ich konnte nicht mehr so tun, als gäbe es sie nicht. Wenn ich nicht für mich selbst einstand, wenn ich nicht versuchte, mich gegen den Schnitter zu wehren, der mich umbringen wollte, würde ich es vielleicht nie schaffen – und Nike hätte umsonst ihr Vertrauen in mich gesetzt.
    Ich wollte mich des Vertrauens der Göttin des Sieges würdig erweisen – und all den anderen Frost-Frauen Ehre machen, die über die Jahre Nikes Champions gewesen waren. Ich wollte die Bösen und die Dunkelheit, die in ihnen lauerte, bekämpfen.
    »Ich möchte im Resort bleiben«, sagte ich schließlich. »Aber ich werde dich nicht anlügen. Ich will bleiben, um herauszufinden, was hier los ist und wer der Schnitter ist, bevor jemand anderes verletzt wird.«
    Grandma Frost seufzte lang und tief, als hätte sie von vorneherein gewusst, dass ich das sagen würde. Vielleicht war es ja so, wenn man bedachte, dass ihre Gypsygabe sie in die Zukunft sehen ließ. »Es gefällt mir nicht, aber ich verstehe es, Gwen.«
    Ich blinzelte. Grandma nannte mich so gut wie nie Gwen. Für sie war ich immer »Süße«.
    Sie lachte reumütig und kurz. »Du wirst erwachsen, genau wie deine Mom. Willst Leuten helfen, genau wie sie. Willst dich der Gypsymagie würdig erweisen, mit der Nike unsere Familie beschenkt hat.«
    »Ja«, sagte ich. »Genau. Woher wusstest du das?«
    »Weil ich in deinem Alter dasselbe empfunden habe, und deswegen werde ich mich dir auch nicht in den Weg stellen. Sei nur vorsichtig, Gwen. Vorsichtiger, als du jemals gewesen bist. Ich … ich will dich nicht verlieren.« Beim letzten Wort brach ihre Stimme. »Ich glaube nicht, dass ich es ertragen könnte, dich genauso zu verlieren wie deine Mom.«
    »Ich werde vorsichtig sein«, flüsterte ich zurück. »Vorsichtiger, als du dir vorstellen kannst.«
    »Ich liebe dich, Süße«, sagte Grandma. »Und ruf mich an, wann immer du mich brauchst. Jederzeit, Tag oder Nacht, und ich werde kommen.«
    Meine Gefühle schnürten mir die Kehle zu und machten es schwer, überhaupt zu sprechen, aber ich zwang die Worte über meine Lippen. »Ich weiß das, und ich liebe dich auch.«
    »Ciao, Süße.«
    »Ciao, Grandma.«
    Sie legte auf. Ich ließ das Telefon sinken und rollte mich in dem Krankenhausbett zu einem kleinen Ball zusammen. Obwohl ich wusste, dass ich das Richtige tat,

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