Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)
seinen Worten einen Sprung, aber dann erinnerte ich mich daran, dass ich sozusagen unter Hausarrest stand. »Ich würde wahnsinnig gerne, aber die Professoren wollen, dass ich morgen im Hotel bleibe … nur für den Fall, dass ich angeschlagener bin, als ich zugebe.«
Ich verzog bei der Lüge das Gesicht. Das klang ja so lahm, aber wahrscheinlich war es immer noch besser, als Preston die Wahrheit über den Schnitter zu erzählen. Ich wollte ihm keine Angst machen und ihn damit vertreiben, auch wenn wir nur noch einen Tag im Resort waren.
Seine Miene verdunkelte sich vor Enttäuschung. »Oh.«
»Aber vielleicht können wir morgen zusammen Mittag essen?«, schlug ich vor. »Dafür müssen wir das Hotel nicht verlassen.«
Preston dachte einen Augenblick darüber nach, und sein Gesicht hellte sich auf. »Sicher. Das geht. Ich schicke dir morgen wieder eine SMS , und dann klären wir die Details, okay?«
Ich lächelte ihn an. »Abgemacht. Mal wieder. Aber dieses Mal verspreche ich, dass ich auftauche.«
Er lachte leise. »Mach dir keine Sorgen. Ich bin mir sicher, dass du kommst, Gwen. Dafür werde ich sorgen. Ich lasse nicht zu, dass du mir noch mal entkommst.«
Wieder erregte eine Bewegung meine Aufmerksamkeit, und ich bemerkte, dass Ajax sein Gespräch beendet hatte und auf der Suche nach mir die Lobby durchquerte. »Also, ich muss jetzt gehen. Wir sehen uns morgen, okay?«
Preston nickte. »Darauf kannst du dich verlassen.«
Er schenkte mir ein kurzes Lächeln, dann verließ er die Lobby. Er schob sich am Rand der Menge vorbei und ging durch einen Flur in die Richtung der Restaurants und der Baustelle davon. Wahrscheinlich wollte Preston mit seinen Freunden zu Abend essen. Ich fand es ziemlich cool, dass er extra hergekommen war, um zu sehen, wie es mir ging. Die meisten Jungs hätten sich diese Mühe nicht gemacht, nicht für ein Mädchen, das sie erst gestern getroffen hatten.
Trainer Ajax entdeckte mich und kam zu mir. »Mit wem hast du dich unterhalten? Ich konnte ihn nicht genau erkennen.«
»Oh, nur so ein Kerl von der New York Academy, den ich getroffen habe.«
»Na ja, dann komm jetzt«, grummelte Ajax. »Metis und Nickamedes wollen dich für den Rest des Abends sicher in deinem Zimmer wissen, und ich sehe das genauso.«
Ajax fuhr mit mir im Lift nach oben und führte mich den Flur entlang bis zu unserer Tür. Bevor er ging, stellte er sogar sicher, dass Daphne drinnen auf mich wartete und dass der Raum frei von Schnittern war.
Zu meiner Überraschung hatte Daphne Vic aus seiner Scheide gezogen und ihn flach auf mein Bett gelegt. Ich ließ mich neben das Schwert fallen, und sein Auge in der Farbe der Dämmerung klappte sofort auf.
»Du sollst mich doch mitnehmen, wenn du zu Abenteuern losziehst, Gwen«, sagte Vic mit seinem britischen Akzent. »Nicht den ganzen verdammten Spaß allein haben.«
»Vertrau mir, Vic, eine Lawine zu überleben war nicht besonders spaßig. Und auch nicht, einen Ast durch das Bein eines Fenriswolfes zu drücken.«
»Was?!«, schrien Vic und Daphne gleichzeitig.
Ich setzte mich im Bett auf und erzählte ihnen von dem Wolf und davon, wie er mich, seit ich ihm geholfen hatte … na ja, wirklich zu mögen schien. Das war der einzige Teil der Geschichte, den ich Metis und den anderen Profs nicht erzählt hatte. Stattdessen hatte ich behauptet, der Wolf sei wahrscheinlich vom Schnee weggerissen worden. Vielleicht war es ja verrückt, aber ich wollte nicht, dass sie den Wolf jagten und töteten, obwohl ich wusste, dass sie genau dazu entschlossen waren. Sicher, vielleicht hatte die Kreatur mich am Anfang in einen Kauknochen verwandeln wollen, aber ich glaubte nicht, dass sie mich jetzt noch verletzen würde. Vielleicht. Wahrscheinlich. Na ja, okay, eigentlich hatte ich keinen blassen Schimmer, was der Wolf tun oder nicht tun würde, aber ich wollte nicht der Grund für seinen Tod sein.
Daphne schüttelte so heftig den Kopf, dass ihr Haar über ihre Schultern fiel. »Du hast zu viele Disneyfilme gesehen, Gwen. Fenriswölfe sind zum Töten ausgebildet – das ist alles, was sie können. Nur dafür sind sie gut.«
»Na ja, wenn man ihnen beibringen kann zu töten, dann kann man ihnen auch andere Sachen beibringen«, beharrte ich stur. »Ich meine, sie werden nicht böse geboren, oder? Metis hat gesagt, sie sind nicht zwangsläufig böse, sie haben einen freien Willen, so wie wir auch.«
Daphne sah mich an, als würde ich völligen Quatsch reden. Vielleicht war es ja so.
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