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Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)

Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)

Titel: Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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mindestens einmal versucht, mich umzubringen. Und bei seinem wütenden Gesichtsausdruck brauchte es nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass ihn eine Durchsuchung seines Zimmers wirklich wütend machen würde, vielleicht sogar wütend genug, um es noch mal zu probieren – jetzt und sofort.
    »Gwen! Halt!«
    An diesem Ende des Flurs gab es keinen Aufzug, also rannte ich durch eine Tür auf die Fluchttreppe. Runter, runter, runter. Ich rannte, so schnell ich konnte. Über mir hörte ich Schritte, die mit jeder Sekunde lauter und lauter wurden. Der Spartaner holte auf.
    »Gwen Frost!«, rief Oliver wieder, und seine Stimme hallte im Treppenhaus nach unten, um dann als Echo wieder nach oben zu schallen.
    Ich antwortete nicht. Ich konnte nicht schneller laufen als Oliver, aber vielleicht, nur vielleicht, konnte ich ihn überlisten. Im fünften Stock hielt ich lange genug an, um eine Tür aufzureißen, damit es so aussah, als hätte ich die Treppe verlassen und wäre auf dieses Stockwerk geflüchtet. Dann schlich ich einen Stock tiefer und wartete dort. Ich versuchte zu hören, was Oliver tat, obwohl das Blut in meinen Ohren rauschte und mein Herz wie wild pochte.
    Seine Schritte wurden langsamer, dann verstummten sie. Er hielt an, und für ein paar Sekunden war alles ruhig. Ich blieb so still wie möglich stehen und wagte kaum zu atmen, weil ich fürchtete, der Spartaner könnte mich hören. Soweit ich wusste, hatte auch Oliver besonders feine Sinne wie so viele der Krieger-Wunderkinder. Ich wusste, dass er sich gerade fragte, ob ich wirklich durch diese Tür gelaufen war oder ob ich versuchte, ihn auszutricksen. Oliver wählte die Tür. Ich konnte hören, wie er in den Flur dahinter trat.
    Ich lief weiter die Treppe nach unten, während ich versuchte, gleichzeitig in Bewegung zu bleiben und zu lauschen. Aber ich konnte keine Schritte mehr auf den Stufen über mir hören. Vielleicht hatte ich ihn wirklich abgeschüttelt. Ich hoffte es. Ich erreichte das Ende des Treppenhauses und öffnete eine Tür, hinter der ich irgendeine Ecke der riesigen Hotellobby erwartete.
    Stattdessen kam ich auf der Baustelle raus. Sperrholz, Sägeböcke, elektrisches Werkzeug und Plastikplanen füllten den Boden vor mir. Hier unten gab es kein Licht, nur unheimliche Schatten, die von den wenigen Sonnenstrahlen erzeugt wurden, die durch die vernagelten Fenster hineinschienen. Alles lag in unheilvoller Dunkelheit, die wirkte wie eine erstickend dicke Decke. Ich zitterte.
    Daphne hatte mir erzählt, dass das Hotel einen neuen Flügel anbaute, und ich hatte die Baustelle von außen selbst gesehen, als wir Freitagmorgen angekommen waren. Irgendwie war ich jetzt, indem ich die Fluchttreppe genommen hatte und nicht den Aufzug, mitten hineingeraten. Ich spähte in das Halbdunkel. Wie sollte ich hier wieder rauskommen? Die Treppe konnte ich nicht nehmen, weil ich damit riskierte, Oliver in die Arme zu laufen, und ich entdeckte in der Nähe keine Türen oder Ausgänge. Ich konnte nur weitergehen und versuchen, einen Weg durch das Labyrinth des Rohbaus zu finden.
    Ich suchte mir meinen Weg durch das Dämmerlicht und bemühte mich, so wenige Geräusche wie möglich zu machen. Jedes Mal, wenn meine Turnschuhe gegen irgendetwas stießen, zuckte ich zusammen. Bei jedem meiner Schritte wurde Sägemehl aufgewirbelt, das dafür sorgte, dass es in meiner Nase kitzelte. Ich hielt mir den Ärmel vors Gesicht, um nicht zu niesen und mich zu verraten, nur für den Fall, dass Oliver mir hierher gefolgt war.
    Ich wusste nicht, wie lange ich dort herumwanderte, aber es schien, als bewegte ich mich im Kreis. Das, oder die Erweiterung des Resorts war viel, viel größer, als mir klar gewesen war, und ich hatte einfach das Ende noch nicht erreicht.
    Ich hielt vor einem der Fenster an. Dieses hier war nicht so fest vernagelt wie die anderen, und ein paar Sonnenstrahlen drangen in den Raum, zusammen mit einer Böe kalter, winterlicher Luft. Ich lehnte mich mit dem Rücken gegen das Fenster und blieb einfach eine Weile stehen, um mich umzuschauen und mich zu orientieren. Okay, es sah aus, als wäre dies eine der Außenwände, also sollte ich früher oder später hier rauskommen, wenn ich ihr einfach folgte. Das ergab doch Sinn, oder?
    Außerdem zogen sich jede Menge Fußspuren durch das Sägemehl, wahrscheinlich von den Bauarbeitern. Ich hatte sie am Freitagmorgen noch gesehen, auch wenn sie die Arbeit übers Wochenende offensichtlich ruhen ließen, weil ich keine

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