Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)
tiefe Sorgenfalten. »Ich bin kein Schnitter! Wieso denkst du das?«
»Oh, ich weiß nicht«, meinte ich voller Sarkasmus. »Vielleicht hat es etwas damit zu tun, dass du jetzt schon viermal versucht hast, mich umzubringen.«
»Ich wollte dich nicht umbringen«, sagte Oliver. »Weder mit dem Auto noch in der Bibliothek. Ich habe nur versucht, dir ein bisschen Angst einzujagen.«
Meine Augenbrauen schossen in die Höhe. »Mir Angst einzujagen? Warum?«
»Wegen Kenzie«, knurrte Oliver frustriert. »Und wegen dem, was du gesehen hast, als du mein Notizbuch berührt hast. Logan hat uns von deiner psychometrischen Magie erzählt und davon, dass du die Geheimnisse von Leuten aufdecken kannst, indem du einfach Sachen berührst, die ihnen gehören. Du hast etwas über meinen Schwarm gesagt, und da wusste ich, dass du über Kenzie Bescheid weißt. Ich wollte nicht, dass du es jemandem erzählst, also habe ich versucht, dich abzulenken. Ich wollte dich nicht wirklich verletzen, Gwen. Das schwöre ich.«
Er verzog ein wenig das Gesicht. »Logan würde mich umbringen, wenn ich dir absichtlich wehtue. Zur Hölle, er wird mich wahrscheinlich jetzt schon umbringen, wenn er erfährt, was ich getan habe.«
Oliver wirkte ehrlich, aber ich wusste nicht, ob ich ihm glauben sollte. Vor ein paar Wochen hatte ich gedacht, Jasmine sei brutal ermordet worden, aber es war nur eine Illusion gewesen, von der verrückten Walküre selbst erzeugt. Woher sollte ich wissen, dass Oliver mich nicht genauso verarschte wie Jasmine?
Ich schob mich an der Wand entlang näher zur Tür, bis ich gezwungen war, um eine weitere Schubkarre herumzugehen. Ich sorgte dafür, dass sie zwischen mir und dem Spartaner stand. Jetzt lag die Tür in meinem Rücken, aber ich hielt den Blick starr auf Oliver gerichtet, nur für den Fall, dass er sich auf mich stürzen wollte. Ich hatte die Hand immer noch an Vics Heft, obwohl ich inzwischen bezweifelte, dass ich das Schwert ziehen würde. Ich konnte schneller rennen, wenn ich die Klinge nicht in der Hand hielt.
»Ich gehe jetzt durch diese Tür und suche Professor Metis«, sagte ich zu Oliver. »Ihr kannst du dann alles erklären.«
Ich machte einen Schritt Richtung Tür, dann noch einen, dann noch einen. Die Miene des Spartaners wurde immer frustrierter, und er ballte die Hände zu Fäusten, aber er versuchte nicht, mir zu folgen. Vielleicht sagte er doch die Wahrheit, vielleicht war er gar kein Schnitter, aber ich konnte einfach nichts riskieren. Außerdem hatte er bereits zugegeben, dass er mich mit seinem Geländewagen verfolgt und einen Pfeil auf meinen Kopf abgeschossen hatte. Wer tat denn so was? Okay, okay, die Leute auf Mythos waren eigentlich alle ein wenig verdreht und gewalttätig und ich vielleicht auch, schließlich war ich gerade nur aufgrund einer Ahnung in das Zimmer des Spartaners eingebrochen. Aber ich wollte trotzdem nicht allein mit ihm in der Dunkelheit gefangen sein, wo niemand meine Schreie hören würde.
Oliver öffnete den Mund, als wollte er etwas sagen. Dann riss er die Augen auf. »Vorsicht!«
Ein Armbrustbolzen schoss an meinem Ohr vorbei und traf die linke Schulter des Spartaners. Blut spritzte. Oliver schrie vor Schmerz und sackte auf dem Betonboden zusammen, die Hände an der Wunde. Ich wirbelte herum.
Hinter mir stand einen Gestalt. Wer auch immer es war, er musste durch die Tür geschlichen sein, während ich mit Oliver geredet hatte. Sein Gesicht lag im Schatten, aber ich konnte deutlich die Armbrust in seinen Händen sehen – die Armbrust, die er gerade mit einem neuen Bolzen geladen hatte. Er wedelte mit der Waffe, und ich hob langsam die Hände und schob mich um die Schubkarre herum, bis ich neben Oliver stand, der sich vor Schmerz auf dem Boden wand.
»Stopp«, befahl die schattenhafte Gestalt.
Ich keuchte. Ich erkannte diese Stimme und wusste genau, wem sie gehörte. Aber warum war er hier? Und warum schoss er auf Oliver?
Preston trat in einen Sonnenstrahl und richtete seine Armbrust direkt auf mich. »Du gehst nirgendwohin, Gypsy.«
Jetzt war ich dran, die Augen aufzureißen. »Preston?«, fragte ich. »Was ist los? Was tust du?«
»Ich finde das ziemlich offensichtlich. Ich bin hier, um dich zu töten.« Er verzog höhnisch sein gut aussehendes Gesicht. »Genau wie du meine kleine Schwester getötet hast. Und ich heiße nicht Preston. Na ja, nicht wirklich. Preston ist mein zweiter Vorname, weißt du. Julian Preston Ashton.«
»Deine Schwester?«, flüsterte
Weitere Kostenlose Bücher