Frostfluch: Mythos Academy 2 (German Edition)
Schuss abzulenken war die einzige Hilfe, die der Wolf mir hatte geben können. Ich musste einfach dafür sorgen, dass es ausreichte.
Preston musterte meine Haltung und die Spitze des Schwertes, die sich wegen meiner zitternden Hände unruhig bewegte. Ein grausames, grausames Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Dann griff er an.
Klirr-klirr-klirr!
Preston warf sich auf mich, und seine Bewegungen waren im Halbdunkel nur undeutlich zu erkennen. Vielleicht hatte mein Waffentraining doch ein bisschen was gebracht, denn ich schaffte es, seine Schläge abzuwehren. Aber Preston war zwei Jahre älter als ich, fünfzehn Zentimeter größer und total muskelbepackt. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass er ein Wikinger war. Er war stärker als ich – so viel stärker –, und seine Schläge erschütterten meinen ganzen Arm bis in die Schulter. Jeder stechende, klirrende Schlag seines Schwertes drohte mir Vic aus der Hand zu reißen. Ich spürte, wie Vics Mund sich unter meiner Handfläche bewegte, weil er mir ermunternde Worte zurufen wollte, aber ich hielt das Heft so fest, dass ich seine Stimme fast erstickte.
»Nicht schlecht – für eine Fünfjährige mit ihrem ersten Spielzeugschwert«, höhnte Preston. »Ich kann einfach nicht glauben, dass du Nikes Champion sein sollst. Schick dein letztes Gebet an die dämliche Göttin, der du dienst, Gypsy, weil du keine Minute länger durchhalten wirst.«
Ich blinzelte. »Woher weißt du, dass ich Nikes Champion bin? Das habe ich dir nie erzählt.«
Daphne, Professor Metis und Grandma Frost waren die Einzigen, die die Wahrheit kannten. Na ja, sie und natürlich Vic.
Preston kniff die Augen zusammen, und ein rotes, bösartiges Funkeln erschien darin. »Oh, wir wissen alles über dich, Gwen Frost, und über das, was du eigentlich tun sollst.«
Was ich tun sollte? Wovon zur Hölle sprach er? Ich hatte allerdings keine Zeit, darüber nachzudenken, weil er mich wieder angriff.
Klirr-klirr-klirr!
Wieder schaffte ich es, alle seine Angriffe abzuwehren, doch ich keuchte bereits vor Anstrengung. Meine Handflächen wurden feucht von Schweiß, und meine Arme fühlten sich langsam und schwer an, hingen wie Bleigewichte an meinen Schultern. Ich wusste nicht, wie lange ich Preston noch davon abhalten konnte, mich mit seinem Schwert aufzuspießen. Er hatte recht. Ich würde keine weitere Minute durchhalten.
Er stürzte sich ein drittes Mal auf mich, sein Schwert sauste zischend durch die Luft und kam mit jedem Schlag meinem Hals näher und näher bis …
KLIRR !
Preston schaffte es, meine Abwehr zu durchbrechen. Er schlug seine Waffe so heftig gegen meine, dass mir Vic aus der Hand flog und in die Schatten davonsegelte.
»Gwen! Gwen!«, schrie das Schwert, und je tiefer es in die Dunkelheit rutschte, desto verzweifelter klang seine Stimme.
Ich wollte hinter ihm her, aber Preston packte mich an den Haaren. Ich kreischte, dann schlug und kratzte ich ihn, aber er lachte nur über meine schwachen Verteidigungsversuche. Preston riss mich erst zurück, dann warf er mich wieder nach vorne. Ich stolperte über einen der Zementsäcke und knallte hart gegen die Wand. Die Beine rutschten unter mir weg, und ich landete auf dem Boden.
Bevor ich auch nur über eine Bewegung nachdenken konnte, war Preston über mir, sein Schwert nur wenige Zentimeter von meiner Kehle entfernt. Ich hielt den Kopf vollkommen ruhig und wagte kaum zu atmen.
»Wie ich schon sagte«, spottete der Schnitter. »Du hast nicht mal eine Minute durchgehalten.«
Aus dem Augenwinkel erhaschte ich eine Bewegung, und plötzlich löste sich ein Schatten von der Wand und schlich sich an Preston heran.
Der Schnitter starrte auf mich herunter und runzelte die Stirn. »Wieso lächelst du? Ich werde dir gleich die Kehle aufschlitzen, dämliche Gypsy.«
»Och, nichts Besonderes«, sagte ich schleppend. »Nur mein Held.«
Logan explodierte aus der Dunkelheit. Der Spartaner warf sich gegen Preston und stieß den Schnitter und sein Schwert damit von mir weg. Die beiden fielen gemeinsam zu Boden und wälzten sich dort schlagend und tretend hin und her. Oliver musste Logan eine SMS geschrieben haben, um ihm zu sagen, was abging. Das war der einzige Grund, den ich mir vorstellen konnte, warum er jetzt hier unten war. Trotz der Tatsache, dass Oliver wirklich sein Bestes getan hatte, mir Angst einzujagen, vergab ich ihm in diesem Moment wirklich alles .
»Vic!«, schrie ich.
»Hier! Hier hinten!«
Ich kämpfte mich auf die Füße
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