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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Walküre«, meinte Vic. »Wirklich nett.«
    Alexei nickte anerkennend, aber ich konnte nur auf die Waffen und ihre glänzenden, scharfen Spitzen starren.
    »Warum wirkst du so schockiert? Du dachtest doch nicht, dass der Dolch meine einzige Waffe ist, oder?«, fragte Morgan. »Himmel, Gwen! Du hast wirklich immer noch nicht verstanden, wie Mythos-Schüler ticken, oder?«
    »Anscheinend nicht. Du fährst allen Ernstes mit diesem Zeug im Kofferraum herum?«, fragte ich. »Ständig?«
    Die Walküre errötete, und ein paar grüne Funken stoben aus ihren Fingerspitzen. Ihre haselnussbraunen Augen blickten gehetzt. »Seit Jasmine mich quasi in eine Zombiepuppe verwandelt hat, horte ich Waffen. Ich verstaue sie überall. In meinem Auto, meinem Zimmer, meiner Handtasche. Ich habe sogar ein paar in Metis’ Klassenzimmer und an anderen Orten auf dem Schulgelände versteckt. Waffen griffbereit zu haben sorgt dafür, dass ich mich … besser fühle.«
    Ich berührte ihren Arm. »Das verstehe ich. Das mit den Waffen und alles andere auch.«
    Morgan riss sich zusammen, dann stürzten wir uns zu dritt auf die Waffensammlung. Alexei nahm sich eine Axt und schob sie durch eine Schlaufe an seinem Gürtel. Außerdem zog er eine Doppelscheide aus seinem Rucksack und schnallte sie sich auf den Rücken, auch wenn er die beiden Schwerter weiterhin in den Händen behielt. Ich war mir nicht ganz sicher, aber sowohl die Doppelscheide als auch die Schwerter sahen aus, als wären es diejenigen, die ich ihm in der Bibliothek der Altertümer zugeworfen hatte.
    Morgan warf sich einen Köcher und den Bogen über die Schulter. Ich stopfte mir ein paar Dolche in die Taschen meines Kapuzenpullis und in den Bund meiner Hose, dann band ich mir Vics Scheide um die Hüfte. Das Schwert selbst behielt ich in der Hand. Die Walküre schlug den Kofferraumdeckel zu und verschloss das Auto. Dann gingen wir in Richtung Auditorium.
    Ein Großteil des Blocks vor der Konzerthalle wurde von einem Park eingenommen. Wir huschten von Baum zu Baum, bevor wir uns hinter dichten Stechpalmenbüschen versteckten. Die Büsche dienten als Parkbegrenzung, also konnten wir hinter ihnen entlangschleichen, bis wir nur noch eine Straßenbreite vom Auditoriumseingang entfernt waren. Ich spähte durch eine Lücke zwischen den Büschen. Die Männer, die ich schon vorhin bemerkt hatte, bewachten immer noch die Tür. Beide trugen lange schwarze Mäntel, aber ich sah trotzdem, wie unter dem Stoff Schwerter aufblitzten.
    »Kennst du diese Kerle?«, fragte ich Alexei.
    Er schüttelte den Kopf. »Ich habe sie noch nie gesehen. Auf keinen Fall gehören sie zum Protektorat.«
    »An der Akademie habe ich sie auch noch nie gesehen«, meinte Morgan.
    »Dann sind es Schnitter«, entschied ich. »Was bedeutet, dass sie die anderen wahrscheinlich bereits als Geiseln genommen haben. Agrona muss da drin sein, um alles zu überwachen. Und Vivian könnte inzwischen auch angekommen sein.«
    »Nun, worauf warten wir noch?«, drängte Vic. Sein Auge glühte bereits vor Vorfreude auf den bevorstehenden Kampf. »Lasst uns da rübermarschieren und die beiden umbringen, zusammen mit jedem anderen, der dumm genug ist, sich uns in den Weg zu stellen.«
    Ich packte Vic fester, in der Hoffnung, so seine Stimme dämpfen zu können. Das Schwert kniff sein Auge zusammen, verstummte aber immerhin.
    Wir kauerten hinter den Büschen und starrten die beiden Männer an, während ich mich fragte, wie wir an ihnen vorbeikommen sollten, ohne irgendeinen Alarm auszulösen und damit die anderen Schnitter in der Konzerthalle zu warnen. Unser einziger Vorteil lag im Überraschungseffekt, und den wollte ich nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.
    Alexei öffnete den Mund, um etwas zu sagen, als mein Handy summte. Ich zog es aus der Hosentasche und ging dran.
    »Süße?« Aus dem Lautsprecher drang die Stimme von Grandma Frost. »Ich bin am Auditorium. Wo seid ihr?«
    Ich beschrieb ihr, von welcher Stelle im Park wir das Auditorium belauerten, und eine Minute später glitt sie neben uns in die Büsche. Sie trug einen langen Mantel, trotzdem fiel mir auf, dass sie darunter ihr Schwert angelegt hatte. Genau wie die Schnitter.
    Grandma umarmte mich, dann legte sie mir sanft die Hand auf die Wange. Die Wärme ihrer Liebe überschwemmte mich, zusammen mit dem Gefühl des bedingungslosen Rückhalts, den sie mir immer schenkte. Sofort wusste ich, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun würde, um mir dabei zu helfen, meine Freunde

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