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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Schmerzen noch schlimmer wurden. Durch den Schleier der Qual rief ich all die Erinnerungen auf, die ich mit Logan verband.
    Sein Gesicht, wenn er mich anlächelte. Wie er mich immer wieder aufzog. Wie er mich unzählige Male mit leuchtenden blauen Augen angesehen hatte. Wie er mich küsste, an sich drückte und mir zuflüsterte, dass alles gut werden würde, obwohl wir beide wussten, dass es nicht stimmte.
    Ich konzentrierte mich auf diese Bilder und all die Gefühle, die damit verbunden waren. Die Sehnsucht, die ich empfunden hatte, als ich mich in ihn verliebt hatte; der fröhliche Überschwang, wenn er mich zum Lachen brachte; und schließlich dieses warme, weiche, sprudelnde Gefühl, das jedes Mal mein Herz erfüllte, wenn er mich angrinste.
    Dann zeigte ich ihm diese Bilder.
    Es war schwer – so verdammt schwer. Viel schwerer als bei Nott und sogar schwerer als bei der Maat-Natter. Ich hatte keine Ahnung, ob das daran lag, dass Logans Geist so viel komplexer war als der der Tiere, oder ob es mit dem Ritual der Schnitter zu tun hatte, mit dem juwelenbesetzten Halsband und dem magischen Hokuspokus, der im Moment sein Ich und seinen Körper beherrschte. Doch ich konnte die Wand in seinem Geist förmlich sehen – eine schnitterrote Wand, die mich davon abhielt, zu Logan durchzudringen.
    Aber ich gab nicht auf, obwohl ich spürte, wie das Blut sich aus der Wunde in meiner Brust ergoss. Meine Magie wurde mit jeder Sekunde schwächer. Dennoch konzentrierte ich mich auf all die Erinnerungen an Logan, formte sie in meinem Kopf zu einer riesigen Faust und schlug damit auf die verdammte, schnitterrote Wand ein, die uns voneinander trennte.
    Lass mich rein, lass mich rein, lass mich rein …
    Ich rief die Worte in meinem Kopf, im Takt mit den Schlägen der Faust voller Erinnerungen, während mein Herzschlag gleichzeitig langsamer und unregelmäßiger wurde.
    Lass mich rein, lass mich rein, lass mich rein …
    Ich hatte keine Ahnung, wie lange wir so dastanden, mit Logans Schwert in meiner Brust, während sich meine Finger in die seinen gruben. Aber langsam entstanden in der Wand in seinem Geist die ersten kleinen Risse. Ich war fast am Ende meiner Kräfte, ich war fast vollkommen am Ende, also schlug ich immer fester gegen die Wand, bevor es zu spät war – für uns beide.
    Lass mich rein … Lass Mich Rein … LASS MICH REIN  …
    Es erschienen immer mehr Risse, die sich im Zickzack über die gesamte Wand ausbreiteten. Ich sammelte die letzten Reste meiner Kraft und schlug ein letztes Mal auf die Barriere ein. Ich legte in diesen Schlag alles, was ich noch in mir fand.
    Die Wand zerbrach, löste sich in nichts auf, und plötzlich befand ich mich in Logans Kopf, tiefer in seinem Geist als jemals zuvor, so tief, dass ich den eisigen blauen Funken in seinem Inneren sehen konnte.
    Erinnere dich , flüsterte ich ihm zu, während ich mir vorstellte, diesen wunderschönen blauen Funken sanft in der Hand zu halten. Schau. Fühle. Erinnere dich daran, wer du wirklich bist.
    Und dann schickte ich ihm meine Erinnerungen – jede einzelne.
    Logan keuchte und stolperte rückwärts, wobei er das Schwert in meiner Brust bewegte. Ich schrie vor Schmerz auf, aber irgendwie schaffte ich es, weiterhin seine Hand mit meinen blutigen Fingerspitzen zu berühren. Wieder ergoss ich all meine Erinnerungen an Logans Selbst in den Geist des Spartaners. Es geschah so, wie er mich aufgespießt hatte – schnell, brutal, effektiv.
    Erinnere dich … Erinnere dich … ERINNERE DICH!
    Wieder und wieder sprach ich die Worte in meinem Geist und hämmerte sie in Logans Kopf, wie ich gegen die schnitterrote Wand geschlagen hatte.
    Und gerade als ich glaubte, ich könne seine Finger keine einzige Sekunde mehr festhalten, fühlte ich, wie sich in seinem Bewusstsein etwas öffnete, als wäre ein Glas heruntergefallen und in tausend Stücke zersprungen. Alles …  splitterte einfach.
    Plötzlich war Logan wieder er selbst, und ich spürte, wie Verwirrung und Entsetzen in ihm aufstiegen, als er sah, was er getan hatte – was er mir angetan hatte.
    Dann verließ mich meine Kraft. Ich blinzelte und erkannte, dass ich Logan nicht mehr berührte und mitten in einer Schlacht stand. Logan hatte das Schwert aus meiner Brust gezogen, und immer mehr Blut floss aus der Wunde. Ich sah den Spartaner an. Fast fürchtete ich mich vor dem, was ich entdecken könnte, als ich in sein Gesicht blickte.
    »Gypsymädchen?«, fragte Logan.
    Er klang unsicher und verwirrt,

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