Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
Vom Netzwerk:
Magie töten – täte ich das, könnte ich mir den Rest meines Lebens nicht mehr in die Augen sehen.
    Aber ich musste irgendetwas unternehmen. Denn sobald er mit mir fertig war, würde Logan die Erwachsenen und selbst die anderen Schüler angreifen, bis sie alle – oder er – tot waren.
    Ich schaffte es, Logan in die Stühle zu drängen, die im hinteren Teil der Bühne standen. Der Spartaner fluchte. Seine Stimme klang dunkler und härter als gewöhnlich, während er darum kämpfte, sich aus dem Wust von Metall zu lösen. Doch statt mich auf ihn zu stürzen und ihn zu töten, stand ich einfach nur da. Mein verzweifelter Blick huschte durch den Raum, während ich einen Weg suchte, Logan zu retten – und mich selbst.
    Die Bühne war im Chaos des Kampfes fast vollkommen zerstört worden. Stühle lagen über die Bühne verteilt, Instrumente waren zerbrochen, und auch sonst gab es eine Menge Trümmer. Doch ich entdeckte nichts Nützliches. Nichts, was mich auf eine Idee brachte, wie ich zu Logan durchdringen sollte …
    Ein paar Schritte entfernt glitzerte etwas auf dem Boden. Ein Armband, das eines der Mädchen getragen hatte. Vielleicht waren es die Saphire, die darauf glitzerten, oder die Tatsache, dass das Armband in einem perfekten Kreis auf dem Boden lag … auf jeden Fall erinnerte mich der Schmuck an die Maat-Natter, die sich während des Prozesses um mein Handgelenk geschlungen hatte. Vivian hatte es geschafft, die Schlange mithilfe von Apates Rubinsplittern in ihrem Ring zu täuschen, aber dann hatte ich meine Magie eingesetzt, um der Natter zu zeigen, was wirklich geschehen war.
    Meine Psychometrie, dachte ich. Natürlich.
    Ich schaffte es nicht, mit Worten zu Logan durchzudringen, aber vielleicht gab es einen anderen Weg, den Spartaner zu retten …
    Logan befreite sich aus den Stühlen und rannte auf mich zu, während Flüche wie Säure von seinen Lippen tropften. Seine roten Augen glühten noch grausamer als zuvor, und ich wusste, dass ich nur einen Versuch hatte – mir blieb nur eine einzige Chance, ihn an die Person zu erinnern, die er wirklich war, bevor ich ihn verlor – für immer.
    Ich musste den Spartaner nur berühren.
    Das war einfacher gesagt als getan. Während unseres gesamten Kampfes hatte ich es nicht einmal geschafft, Logan eine oberflächliche Wunde zuzufügen. Nie war ich ihm nah genug gekommen, um ihn längere Zeit mit bloßen Händen zu berühren. Doch genau das musste mir gelingen. Ich brauchte Zeit, um meine Psychometrie wirken zu lassen; Zeit, damit meine Magie ihn erfüllen konnte. Doch Logan würde nicht einfach still stehen bleiben und es geschehen lassen. Nein, es gab nur eine Möglichkeit. Ich musste den Spartaner ganz nah an mich heranlassen.
    Ich musste zulassen, dass er mich verletzte.
    Ich hatte keine Ahnung, ob mein verrückter Plan funktionieren konnte. Aber er war die einzige Chance, die Logan noch blieb. Also holte ich tief Luft und schob Vic langsam in die Scheide an meiner Hüfte. Dann breitete ich die Arme aus – eine Einladung an den Spartaner, sein Schlimmstes zu tun. Logan hielt inne, weil er es offensichtlich für einen Trick hielt.
    »Gwen, was tust du da?«, schrie Vic. »Er wird dich einfach niederstechen!«
    »Ich weiß«, antwortete ich grimmig. »Aber so muss es sein, Vic. Du wirst schon sehen.«
    Nach ein paar Sekunden – in denen ich keine Anstalten machte, ihn anzugreifen oder mich zu verteidigen – gab Logan einen wilden, wütenden Schrei von sich und rannte auf mich zu. Ich wartete, bis er in Reichweite kam, dann streckte ich ihm die rechte Hand entgegen und sprang ein Stück zur Seite, um seinem Angriff so gut wie möglich auszuweichen. Gleichzeitig suchten meine Finger die seinen. Ich fühlte, wie sein Schwert über meine rechte Handfläche glitt und weiter auf meinen Körper zusauste.
    Dann, mit einem letzten, wilden Schrei, rammte Logan mir sein Schwert in die Brust.

Der Schmerz war … er war … verheerend. Eine Welle rotglühender Pein nach der anderen überschwemmte meinen Körper. Für einen Moment sah ich nichts als Schwarz. Ich musste mich mit aller Kraft auf das konzentrieren, was ich vorhatte. Langsam schlang ich meine blutigen Finger um Logans Hand, die das Heft seines Schwertes festhielt – des Schwertes, das in meiner Brust steckte.
    Der Spartaner runzelte die Stirn und versuchte seine Hand wegzuziehen. Aber ich packte sie fester, obwohl ich dadurch das Schwert in meiner Brust bewegte und dafür sorgte, dass die

Weitere Kostenlose Bücher