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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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mehr. Alles Gegenstände, die über die Jahrhunderte von Göttern, Göttinnen, Kriegern und mythologischen Kreaturen im endlosen Krieg gegen das Böse eingesetzt worden waren. In der Bibliothek standen Hunderte Glasvitrinen verteilt, und in jeder lag etwas anderes. Ein Paar Handschuhe mit Katzenkrallen daran, die einst Bastet, der ägyptischen Katzengottheit, gehört hatten. Oder eine Goldmünze, die aus dem Schatz von Andwari stammte, einem Zwerg der nordischen Mythologie.
    In meiner Anfangszeit auf Mythos hatte ich all die Artefakte und die Plaketten, die über ihre Herkunft, Geschichte, ehemaligen Besitzer und angeblichen magischen Fähigkeiten aufklärten, für ziemlich lahm gehalten. Aber inzwischen zählten sie für mich zu den interessantesten Dingen auf dem Campus. Außerdem boten mir die Plaketten, auf denen ich alles über andere Krieger und ihre Besitztümer erfuhr, die dringend nötige Ablenkung von meinen eigenen Problemen.
    Es kostete mich nur zwanzig Minuten, alle Bücher zurückzustellen, aber ich trieb mich zwei Stunden zwischen den Regalreihen herum. Ich wanderte einfach von einem Regal zum anderen, von einer Vitrine zur nächsten. Alexei folgte mir die ganze Zeit. Seine Schweigsamkeit hatte den Vorteil, dass er sich auch nicht beschwerte, als ich den leeren Wagen in einer Regalreihe neben dem Bürokomplex parkte, mich auf den Boden setzte und die Knie an die Brust zog. So blieb ich lange Zeit sitzen, starrte vor mich hin und machte mir Sorgen über das Protektorat und darüber, was die anderen Mächtigen von Mythos morgen während des Prozesses mit mir vorhatten …
    Ein scharfer Schlag riss mich aus meinen Gedanken. Kurz darauf drang eine Stimme an mein Ohr – eine laute, wütende Stimme.
    »Das ist inakzeptabel, Nickamedes. Vollkommen inakzeptabel.«
    Ich sah zu Alexei. Er hatte das Geräusch ebenfalls gehört, denn er drehte sich um und spähte durch eine Lücke zwischen den Büchern. Ich kämpfte mich eilig auf die Beine und stellte mich neben ihn.
    Nickamedes stand hinter dem verglasten Bürobereich, weit weg von den Schülern und den Studiertischen – und vor ihm hatte sich Linus Quinn aufgebaut. Beide Männer hatten die Arme vor der Brust verschränkt und starrten einander böse an.
    »Nein, Linus«, blaffte Nickamedes. »Inakzeptabel ist die Art, wie du Gwendolyn für etwas schikanierst, das sie nicht getan hat. Du hast meinen Bericht gelesen. Und den von Aurora und von Ajax und sogar den von Raven. Du weißt, was in dieser Nacht geschehen ist und wie Loki wirklich freigekommen ist. Trotzdem bist du hier und machst einem unschuldigen Mädchen den Prozess.«
    Alexei deutete ans andere Ende der Regalreihe und bedeutete mir so schweigend, dass wir uns von den Erwachsenen entfernen sollten. Ich schüttelte nur den Kopf und blieb wie angewurzelt stehen. Ja, vielleicht war es falsch, aber ich würde dieses Gespräch auf jeden Fall belauschen. Vielleicht fand ich so heraus, wie ich alles in Ordnung bringen konnte. Ich musste nur erfahren, warum Linus mich so verabscheute – dann konnte ich ihn vielleicht dazu bringen, mir nicht mehr ganz so feindlich gegenüberzustehen.
    Linus’ Miene wurde hart. »O ja. Ich habe die Berichte über Gwen Frost gelesen. Sie hat nichts als Ärger gemacht, seit sie Mythos besucht. Hat sich regelmäßig vom Campus geschlichen, setzt ihre Magie ein, um den anderen Schülern Geld abzupressen, behauptet, ein Champion zu sein. Und jetzt, da ich endlich auf die Akademie komme, um eine ordentliche Untersuchung durchzuführen, erwische ich sie bei einem Date mit meinem Sohn. Meinem Sohn , Nickamedes. Deinem Neffen. Derjenige, den zu beschützen du geschworen hast. Oder hast du dieses Versprechen vergessen?«
    Nickamedes versteifte sich. »Logan braucht keinen Schutz vor Gwendolyn. Die beiden sind … befreundet.«
    »Befreundet.« Linus lachte bitter. »So wie du und Grace Frost befreundet waren?«
    In der Wange des Bibliothekars zuckte ein Muskel, aber er antwortete nicht. Vor ein paar Wochen hatte Nickamedes mir erzählt, dass er meine Mom gekannt hatte, als sie zusammen auf die Akademie gegangen waren. Und sie waren einmal ein Paar gewesen – so richtig verliebt. Aber über die Jahre war meine Mom es müde geworden, Nikes Champion zu sein, also hatte sie nach ihrem Abschluss Mythos und alles, wofür es stand, hinter sich gelassen – auch Nickamedes.
    »Es liegt daran, dass sie Graces Tochter ist, richtig?«, fragte Linus. »Deswegen beschützt du das Mädchen,

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