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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Familie. Ohne ihre Liebe und Unterstützung wäre ich schon längst gestorben. Ich wusste nur nicht, wie ich meine Freunde schützen konnte, außer indem ich Loki tötete. Und ich hatte noch keine Ahnung, wie ich das anstellen sollte.
    Diese finsteren Gedanken voller Schuldgefühle wirbelten durch meinen Kopf, während meine Freunde und ich uns an einen Studiertisch im hinteren Teil der Bibliothek setzten. Ich hatte mir schon meine Tasche vom Tresen geholt, hatte Vic abgewischt und ihn zurück in seine Lederscheide gesteckt. Ich hatte keine Ahnung, ob das Protektorat über das sprechende Schwert informiert war, und wenn ja, wie viel sie wussten. Auf jeden Fall hielt ich es für besser, Vic aus der Sichtlinie zu halten. Außerdem war das Schwert nur allzu glücklich, nach dem Kampf ein Nickerchen zu halten.
    »Das war gute Arbeit«, erklärte Vic zufrieden, bevor er laut gähnte. »Noch besser wäre gewesen, wir hätten diesen letzten Schnitter erwischt, aber du entwickelst dich gut, Gwen. Das nächste Mal erwischen wir sie alle …«
    Sein Auge fiel zu, und kurze Zeit später schnarchte er bereits.
    Ich schob Vic gerade in meine Tasche, als Metis, Ajax und Raven ankamen, begleitet von Männern und Frauen in schwarzen Overalls, die silberne Rollbahren vor sich herschoben. Zum ersten Mal bemerkte ich, dass diese Leute alle dasselbe weiße Emblem als Stickerei am Kragen trugen – das Symbol der Hand mit der Waage. Das musste das Erkennungsmerkmal des Protektorats sein, denn es war auch in die schwarzen Leichensäcke eingestanzt, die der Aufräumtrupp mitbrachte.
    Ich saß neben Logan und beobachtete, wie Ajax, Nickamedes und Raven die Arbeiter überwachten. Diese räumten das Durcheinander auf und luden die Leichen der Schnitter auf die Bahren, um sie ins mathematisch-wissenschaftliche Gebäude zu schieben, wo die Leichenhalle der Schule lag. Die Toten waren schnell entfernt, aber mein Blick saugte sich an all dem Blut fest, das den Boden bedeckte. Mir lief ein Schauder über den Rücken. Wieder einmal konnte ich mich des Gedankens nicht erwehren, dass dies ebenso gut unser Blut hätte sein können – das Blut meiner Freunde, mein Blut. Der Gedanke ließ Übelkeit in mir aufsteigen.
    Professor Metis kam zu unserem Tisch und legte mir eine Hand auf den Arm. »Geht es dir gut, Gwen?«
    Ich nickte. »Alles okay.«
    Und so war es auch – zumindest körperlich. Ich hatte während des Kampfes nur ein paar Beulen und Schrammen abbekommen, zusammen mit ein paar Schnittwunden von der Vitrine, in der Ruslans Schwerter gelegen hatten. Tatsächlich waren wir alle ziemlich unbeschadet durch den Kampf gekommen. Oliver hatte einen tiefen Schnitt am linken Oberarm abgekriegt, bei Alexei zog sich eine hässliche Wunde quer über die rechte Wange, und Logan hatte mehrere Kratzer und blaue Flecken an Händen und Armen. Aber Metis und Daphne setzten ihre Magie ein, um uns alle zu heilen.
    Sobald das erledigt war, schnappte sich Alexei einen Lappen von einem der Arbeiter und wischte das Blut von den beiden Schwertern. Oliver und Logan standen um ihn herum und musterten die Waffen, während Daphne einwarf, sie seien bei Weitem nicht so cool wie ihr Bogen. Während meine Freunde sich unterhielten, blieb ich sitzen und beobachtete schweigend, wie die Leichen weggeschafft wurden. Metis stand neben mir.
    »Ist es falsch, dass ich mich irgendwie daran gewöhne?«, fragte ich schließlich.
    Metis schenkte mir ein grimmiges Lächeln. »Ich weiß nicht, ob es falsch ist. Aber es ist traurig – auf jeden Fall traurig.«
    Wieder beobachteten wir für eine Weile die Arbeiter, bevor Metis den Kopf bewegte. »Du hast gesagt, dass der geflohene Schnitter Artefakte gestohlen hat. Zeig mir, wo die Vitrine stand und was es war.«
    Ich führte sie durch die Regalreihen und zeigte ihr die zerschlagene Vitrine, die heruntergefallenen Bücher und die Scherben. Logan folgte uns, genau wie Alexei. Anscheinend wollte er mich jetzt, da der Kampf vorbei war, wieder bewachen.
    Metis musterte das Durcheinander für eine Weile, bevor sie sich zu mir umdrehte. »Gwen?«
    Sie stellte dieselbe Frage wie Oliver zuvor – ob ich bereit wäre, meine Magie einzusetzen, um nach Schwingungen zu suchen. Ich nickte, ging in die Knie und legte die Hand um einen Teil des zerstörten Holzrahmens.
    Meine Psychometrie schaltete sich ein, und sofort stieg das Bild in mir auf, wie der Schnitter die Vitrine zerschlug, während das Klirren von Glas in meinen Ohren widerhallte. Ich

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