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Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Titel: Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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befreien. Weil sie nun die Welt in einen zweiten Chaoskrieg stürzen werden. Weil Leute sterben werden, und es ist alles meine Schuld.«
    Ich konnte nichts dagegen tun, dass mir wieder Tränen über die Wangen rannen. »Alles meine Schuld.«
    »Oh, Gwendolyn.« Nike kam noch näher. »Es ist nicht deine Schuld. Es war schon immer das, was geschehen würde.«
    Ich runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht. Wieso sollte Loki schon immer freikommen? Hast du … hast du von all dem gewusst? Wusstest du, dass die Schnitter den Dolch letztendlich finden und Loki befreien würden?«
    Die Göttin nickte langsam, während sie mir stetig in die Augen sah.
    Verwirrung stieg in mir auf. »Aber … aber warum? Warum hast du das geschehen lassen? Wenn du schon wusstest, dass ich versagen würde, warum hast du mir dann aufgetragen, den Dolch zu suchen? Warum ihn nicht einfach in seinem Versteck lassen? Wenn du wusstest, dass ich keinen Erfolg haben würde, warum hast du nicht jemand anderen als Champion erwählt?«
    Statt meine Fragen zu beantworten, setzte sich Nike auf die Steintreppe, direkt zwischen die beiden Greifen. Sie zog ihr Kleid über den Knien zurecht, dann tätschelte sie die Stufe neben sich und hinterließ dabei schwache Spuren im Frost, der sich dort bereits niedergeschlagen hatte. Verwirrt setzte ich mich neben die Göttin, wobei ich sorgfältig darauf achtete, sie nicht zu berühren. Nike mochte ja behaupten, dass sie mir meine Magie nicht wegnehmen und mich auch nicht auf der Stelle einäschern würde, aber sie konnte ihre Meinung immer noch ändern.
    »Was deine Mythengeschichtsbücher dir nicht verraten, ist die Tatsache, dass Lokis Gefängnis immer nur als vorübergehende Lösung gedacht war«, erklärte Nike. »Doch Zeit hat für die Sterblichen eine andere Bedeutung als für die Götter, und als die Jahrhunderte vergingen und Loki in seinem Gefängnis blieb, dachten die meisten Mitglieder des Pantheons, er sei endgültig verschwunden – dass er bis zum Ende der Zeit selbst eingesperrt bleiben würde.«
    »Okay«, sagte ich, während ich mich bemühte, ihre Worte zu verstehen. »Also hatten die Götter nie vor, Loki für immer einzusperren, sondern es war eher, als würde man Isolierband um etwas wickeln, bis man den Schaden richtig beheben kann. Aber warum hast du mir aufgetragen, den Dolch zu finden? Was sollte das bringen?«
    »Es war ein notwendiger Teil der Ereigniskette«, sagte Nike.
    Ich starrte die Göttin an. »Notwendig? Was ist notwendig an all dem? Ich wäre fast gestorben. Ich habe jemanden getötet, und ich habe die Magie dafür benutzt, die du mir gegeben hast. Und Samson, die anderen Leute im Kolosseum und Nott sind gestorben. Was soll das alles bezwecken? All dieser Schmerz?«
    Nike schenkte mir einen traurigen Blick. »Schmerz ist ein Teil des Lebens, Gwendolyn, für die Sterblichen genauso wie für die Götter.«
    »Für dich sind wir alle nur Schachfiguren, oder?«, murmelte ich bitter. »Kleine Puppen, die du herumschieben und mit denen du spielen kannst, wie es dir gefällt.«
    Plötzlich wusste ich genau, warum meine Mom nicht länger Nikes Champion hatte sein wollen. Ich konnte mir vorstellen, wie sie sich gefühlt hatte, Tag um Tag, Jahr um Jahr, während sie gegen die Schnitter gekämpft und versucht hatte, das Richtige zu tun, ohne den leisesten Schimmer zu haben, was die Götter hinter ihrem Rücken wirklich planten oder welche Auswirkungen es auf sie haben würde. Kein Wunder, dass meine Mom die Mythos Academy und die mythologische Welt, für die sie stand, so weit wie möglich hinter sich gelassen hatte. Kein verdammtes Wunder.
    »Deine Mutter hat genauso empfunden«, sagte Nike, fast als könnte sie meine Gedanken lesen. »Sie hatte das Gefühl, ich würde sie benutzen, um einen bestimmten Zweck zu erreichen.«
    »Und, hast du das getan?«
    Die Göttin lächelte trocken. »Es ist eine schwierige Sache, die Welt retten zu wollen. Manche Leute müssen Opfer bringen, damit andere leben und vorankommen können.«
    »Aber warum ich? Warum muss ich diejenige sein, die Opfer bringt?«
    »Weil du stark genug dafür bist, Gwendolyn«, antwortete Nike. »Du bist stark genug, um weiterzumachen, egal wie finster und hoffnungslos die Situation wirkt, selbst wenn du das Gefühl hast, du könntest es nicht. Du hättest einfach aufgeben können, als der Schnitter dich mit dem Dolch durchbohrt hat. Die meisten Leute hätten das getan. Doch stattdessen hast du einen Weg gefunden, dich selbst

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