Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

wie Metis oder die anderen Mitglieder des Pantheons«, antwortete ich. »Wie soll ich ihn da finden?«
    »Das wirst du nicht müssen«, sagte Nike. »Er hat überall seine Spione, und früher oder später wird er zur Akademie kommen. Hier gibt es viele Artefakte, die er in seinen Besitz bringen will, viele mächtige Gegenstände und Leute, die er braucht, um uns letztendlich zu besiegen.«
    In dem Versuch, den kalten Schauder zu unterdrücken, den ich bei ihren Worten empfand, schlang ich die Arme um den Körper. Aber es funktionierte nicht. Mein Blick glitt über den Platz mit seiner Ansammlung von alten Gebäuden, Eisenbänken und hohen Bäumen. Als ich frisch nach Mythos gekommen war, hatte ich die Akademie gehasst, aber jetzt konnte ich mir nicht mehr vorstellen, woanders zur Schule zu gehen. Irgendwie war Mythos in den letzten Monaten für mich zu einem zweiten Zuhause geworden, zu einem Ort, an dem ich langsam lernte, mich einzufügen, langsam lernte, stark zu sein.
    Und all das würde zerstört werden, wenn Loki nicht aufgehalten wurde – wenn ich nicht einen Weg fand, den bösen Gott zu töten.
    »Und jetzt, Gwendolyn, brauche ich deine Antwort. Wirst du mir weiterhin helfen, Loki zu bekämpfen? Willst du tun, was du tun kannst, was du tun musst, um uns alle zu retten?«
    Ich dachte an Logan, Daphne und all meine anderen Freunde. Ich stellte mir vor, wie der Campus von Schnittern gestürmt wurde, die jeden töteten, der ihnen in den Weg kam. Ich stellte mir vor, wie die Statuen und Gebäude der Akademie nach und nach zu Staub zerfielen. Wie sich Dunkelheit über die Welt legte, so wie es gestern Abend auf der Lichtung geschehen war. Und ich wusste, wie meine Antwort lautete – wie sie immer lauten würde, solange ich noch einen einzigen Atemzug im Leib hatte.
    »Ich werde es tun. Ich werde als dein Champion weitermachen.« Ich sah die Göttin an. »Mach mir nur keine Vorwürfe, wenn ich dich letztendlich enttäusche. Du kannst dir sicher vorstellen, wie sehr mich der Gedanke unter Druck setzt, dass das Schicksal der ganzen Welt auf meinen Schultern liegt.«
    »Du könntest mich nie enttäuschen, Gwendolyn«, erklärte Nike sanft. »Du vereinigst alles in dir, was an den Sterblichen gut ist. Dein Herz ist rein, und du gibst immer dein Bestes, egal wie schwierig eine Situation ist. Du versuchst es immer, und mehr kann man von einem Champion nicht verlangen.«
    Ich war mir nicht so sicher, was die Sache mit dem guten und reinen Herzen anging, aber ich wollte nicht mit ihr streiten. Nicht jetzt.
    Nike erhob sich. »Und jetzt habe ich ein Geschenk für dich, Gwendolyn. Besuch von einer alten Freundin.«
    Krallen kratzten über die Bodenplatten des Wandelganges hinter uns. Verwundert über das Geräusch drehte ich mich um. Einen Moment später trat Nott in mein Blickfeld.
    »Nott«, flüsterte ich.
    Ich rannte die Stufen hinauf und warf der Wölfin die Arme um den Hals. »Oh, Nott!«
    Tränen flossen über meine Wangen, und ich begann sofort damit, der Wölfin die Ohren zu kraulen. Sie fühlten sich vollkommen real an. Nott gab ein kleines, glückliches Geräusch von sich.
    »Es tut mir so unglaublich leid, Nott«, sagte ich durch meine Tränen. »Ich habe mein Bestes gegeben, um dich zu retten.«
    Die Wölfin leckte mir das Gesicht. Sanftes Verständnis und ein Gefühl von Vergebung erfüllten meinen Geist zusammen mit einem anderen Gedanken. Die Arme immer noch um den Wolf geschlungen, drehte ich mich zu Nike um. Die Göttin kam die Stufen nach oben zu uns.
    »Du hast sie mir geschickt, richtig? Aber warum? Und wie? Ich dachte, auf diese Art könntest du nicht helfen.« Ein weiterer Gedanke drängte sich nach vorne. »Ist das der Grund, warum Nott ihren Welpen so früh bekommen hat? Hast du dabei auch geholfen?«
    Nike nickte. »Ja auf beide Fragen. Ich wusste, dass du bei Lokis Befreiung im Wald Hilfe brauchen würdest, und du hattest Nott einmal gerettet, als du sie von dem Schnitterjungen befreit hast. Also bin ich zu ihr gegangen und habe sie um Hilfe gebeten. Sie hat zugestimmt, ihr Leben gegen deines einzutauschen. Und du hast recht. Die Götter können sich nicht in das Leben der Sterblichen einmischen, aber Nott ist keine normale Sterbliche, nicht wahr?«
    Ein kleines, zufriedenes Lächeln huschte über ihre Lippen, und ich wusste, wovon sie tatsächlich sprach – von einem weiteren Schlupfloch. Genau wie das Erwählen eines Champions der Weg der Götter war, dafür zu sorgen, dass ihre Anweisungen in