Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)
Architektur, den ich gefunden hatte, und jetzt wieder in der Realität. Wenn nur der Helheim-Dolch auch so einfach zu finden wäre.
Während ich die Greifen betrachtete, stellte ich mir dieselben Fragen, die ich mir immer stellte – was würde geschehen, wenn ich eine der Statuen berührte? Würde meine Psychometrie sie irgendwie dazu bringen, zum Leben zu erwachen und mich anzugreifen, wie ich es letzte Nacht geträumt hatte?
Ich musterte die Jugendlichen, die in die Bibliothek oder aus ihr heraus strömten, lachten, sich unterhielten und sich gegen verschiedene Statuen lehnten, als wäre gar nichts dabei. Andere Schüler saßen ständig neben oder sogar auf den Greifen oder den anderen Statuen auf dem Campus. Sicherlich würden sie mich nicht beißen … oder was auch immer.
Reiß dich zusammen, Gwen. Das hätte Daphne mir gesagt, wäre sie hier gewesen, und meine Freundin hatte recht. Die Greifen und die anderen Statuen waren mir unheimlich, seit ich nach Mythos ging. Genug war genug. Es wurde Zeit, endlich zu kapieren, dass die Statuen einfach nur aus Stein bestanden – sonst nichts. Entschlossen, meine seltsame Phobie ein für alle Mal zu den Akten zu legen, streckte ich die Hand aus, um einen der Greifen zu berühren …
»Mal wieder zu spät, wie ich sehe«, erklang eine bissige Stimme hinter mir. »Gewöhnlich schaffst du es zumindest in die Bibliothek, bevor du anfängst zu trödeln.«
Ich seufzte und ließ die Hand wieder sinken. »Ja, Nickamedes?«
Der Bibliothekar trat mit mehreren Büchern in den Armen neben mich. »Hier«, sagte er und drückte mir die Bände gegen die Brust. »Mach dich nützlich und räum die wieder in die Regale. Ich muss noch einen weiteren Stapel aus dem Gebäude für Englisch und Geschichte holen.«
»Ja, Meister«, murmelte ich, aber der Bibliothekar hatte sich bereits abgewandt und ging davon.
Ich dachte kurz darüber nach, die Bücher auf die Stufen zu stellen und trotzdem den Greifen zu berühren, bevor ich in die Bibliothek ging …
»Jetzt, Gwendolyn!«, rief Nickamedes von der anderen Seite des Hofes.
Ich seufzte, verlagerte das Gewicht der Bücher in meinen Armen, bis ich sie halbwegs angenehm tragen konnte, und eilte nach drinnen, bevor er mich noch mal anschrie.
Der Abend verging, wie er es immer tat. Ich gab Bücher heraus, half Schülern bei der Suche nach anderen und schaffte es nebenbei sogar, ein paar Hausaufgaben zu erledigen. Ich beschloss, endlich mit dem Architekturaufsatz für Mythengeschichte anzufangen, und blätterte durch das Greifenbuch, um nach verwertbaren Informationen zu suchen.
Aber ich konnte mich nicht konzentrieren. Wieder und wieder glitt mein Blick zu dem anderen Buch in meiner Tasche – dem Tagebuch meiner Mom. Irgendetwas, das mit dem Tagebuch zu tun hatte, stieg langsam aus den Tiefen meines Bewusstseins auf. Ich war klug genug, nicht bewusst danach zu suchen. Das würde mir nur Kopfweh einbringen, und davon hatte ich diese Woche wirklich schon genug gehabt.
Ungefähr um sechs Uhr betraten Daphne und Carson die Bibliothek. Die Walküre kam zum Ausleihtresen, als wollte sie einfach kurz mit mir schwatzen. Schnell aß ich den Müsliriegel auf, den ich mir von Ravens Wagen gekauft hatte, und trank den Rest meines Wassers.
»Bist du bereit?«, fragte sie leise.
Ich nickte. »Jupp. Ich habe den Ring hier, und Vivian hat mir gerade geschrieben, dass sie unterwegs ist. Also halte dich im Hintergrund, und wir werden sehen, was passiert.«
Daphne nickte und ging zu dem Tisch, an dem Carson auf sie wartete. Ich wandte mich gerade wieder meinem Architekturbuch zu, als Logan die Bibliothek betrat.
Sein Anblick ließ meinen Atem stocken, obwohl er sich heute Morgen beim Waffentraining so kalt und abweisend verhalten hatte. Ich erwartete, dass er sich an einen der Tische setzte oder sich vielleicht einen Snack vom Kaffeewagen holte, doch zu meiner Überraschung kam er auf mich zu, als wäre ich die Person, die er hier treffen wollte. Der Gedanke ließ mein Herz rasen, aber gleichzeitig ermahnte ich mich, mir nicht zu viele Hoffnungen zu machen.
»Gypsymädchen.«
»Spartaner.«
Wir sahen einander eine Weile nur an, bis Logan seufzte.
»Schau, ich habe über neulich nachgedacht und wollte mich entschuldigen. Ich weiß, dass es nicht deine Schuld ist, dass du die Magie hast, die du hast. Dass du all diese Dinge wissen kannst, wenn du mich nur mit dem kleinen Finger berührst. Es macht mir Angst.«
»Es tut mir leid«, antwortete
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