Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)
ich. »Ich wünschte, ich könnte es abschalten – für dich.«
Seine Lippen verzogen sich zu einem winzigen Lächeln. »Ich weiß, aber ich hätte nicht so einen Aufstand machen dürfen. Oder mich benehmen wie heute Morgen in der Turnhalle. Ich frage mich, ob wir einfach noch mal von dem Punkt aus anfangen könnten, an dem wir waren, bevor die Schnitter das Kolosseum angegriffen haben. Glaubst du, das könnten wir schaffen?«
Ich sah ihm in die tiefblauen Augen und wusste, dass ich alles für ihn tun würde – selbst ihm vergeben. »Das wäre wunderbar, Spartaner. Ich fände es wirklich toll.«
Er grinste, und plötzlich war meine Welt wieder in Ordnung. Ich wünschte mir nichts mehr, als mich einfach über den Tresen zu lehnen und ihn zu umarmen, aber ich zwang mich, cool zu bleiben und diesmal alles richtig zu machen. Solange Logan etwas versteckte, bewegten wir uns auf unsicherem Boden. Ich wollte, dass der Spartaner mir sein Geheimnis auf seine Weise anvertraute, und ich wollte bis dahin nichts tun, was unsere Beziehung irgendwie gefährden konnte.
»Vielleicht sollten wir es langsam angehen«, sagte ich. »Du weißt schon, uns mal hinsetzen und uns tatsächlich unterhalten, statt gegen Schnitter zu kämpfen und von einer Krise zur nächsten zu taumeln. Vielleicht können wir endlich mal diesen Kaffee trinken gehen, über den wir schon eine Weile reden.«
Logans Grinsen wurde breiter. »Das wäre toll. Und es langsam anzugehen ist auch in Ordnung – solange du dich in meiner Nähe beherrschen kannst, Gypsymädchen. Ich habe den Ruf, unwiderstehlich zu sein, weißt du?«
Ich verdrehte die Augen, und er lachte, ein tiefes, warmes Lachen, das meinen Körper zum Kribbeln brachte.
Meine gute Laune hielt nicht allzu lang, weil Vivian zusammen mit Savannah und Talia in die Bibliothek kam. Die drei Amazonen legten ihre Sachen bei einem der Tische ab, dann kam Vivian zum Ausleihtresen und stellte sich hinter Logan an, weil sie wohl dachte, er wollte ein Buch ausleihen.
»Wir unterhalten uns später«, sagte ich. »Ich muss mich kurz um etwas kümmern, okay? Ruf mich später an.«
Er schenkte mir ein schiefes Lächeln. »Geht klar, Gypsymädchen.«
Logan zwinkerte mir zu und ging davon, doch statt die Bibliothek zu verlassen, hielt er an Daphnes und Carsons Tisch an, um sich mit ihnen zu unterhalten. Die Walküre sprach mit Logan, aber sie starrte in meine Richtung, um zu sehen, ob ich Vivian berühren und austicken würde, wenn mir klar wurde, dass sie das Schnittermädchen war. Das konnte ich nur auf eine Art herausfinden.
»Ich habe deine SMS bekommen«, sagte Vivian und trat näher an den Tresen. »Du hast meinen Ring gefunden?«
Ich zog die Plastiktüte mit dem Schmuckstück darin aus meiner Tasche und zeigte sie ihr.
Beim Anblick des Rings leuchtete Vivians gesamtes Gesicht auf, als wäre er für sie das Wichtigste auf der Welt. Vielleicht war er das ja, wenn man bedachte, wie sehr sie an ihm hing. Ich konnte nicht glauben, dass sie das Schnittermädchen sein sollte, egal was Daphne dachte. Es war einfach unmöglich, ein solches Maß an scheuer Freundlichkeit zu spielen. Außerdem war ihre Stimme weich und angenehm. Sie klang überhaupt nicht wie der tiefe, harsche Tonfall des Schnittermädchens. Allerdings galt für Savannah dasselbe.
Vivian legte die hundert Dollar auf den Tresen, die sie mir schuldete. Ich berührte das Geld und konzentrierte mich, empfing aber nur vertraute, unterschwellige Schwingungen davon, wie der Geldschein von einer Hand zur anderen wanderte, bis er schließlich bei mir ankam. Das half mir nicht weiter, also schob ich das Geld in meine Hosentasche.
»Und, wo war er?«, fragte Vivian. »Wo hast du den Ring gefunden?«
»In Savannahs Zimmer«, erklärte ich mit ausdrucksloser Stimme.
Das war der schwerste Teil: ihr zu sagen, dass ihre Freundin etwas gestohlen hatte, das ihr gehörte – und zwar nicht aus Versehen.
Ich beobachtete Vivian genau, aber über ihr Gesicht huschten nur die zu erwartenden Gefühle. Überraschung. Bestürzung. Und schließlich die kalte Erkenntnis, was es wirklich bedeutete, dass ich den Ring in Savannahs Zimmer gefunden hatte.
»Oh«, sagte sie, während sie bleich wurde. »Oh.«
Mehr konnten viele Leute nicht sagen, wenn sie etwas Derartiges über ihre angeblich besten Freunde herausfanden. Ich wartete darauf, dass Vivian noch etwas sagte, aber sie stand einfach nur mit einem elenden Gesichtsausdruck und Tränen in den Augen vor mir. Erst
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