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Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Titel: Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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einen langen Moment später riss sie sich zusammen und streckte mir die Hand entgegen.
    Ich gab ihr die Tüte mit dem Ring darin und berührte dabei scheinbar aus Versehen ihre Hand.
    Verschiedenste Bilder von Vivian stiegen in meinem Kopf auf. Wie sie vormittags im Unterricht saß, wie sie im Speisesaal zu Mittag aß, wie sie in die Bibliothek ging. Doch hauptsächlich empfing ich ein tiefes Gefühl der Betroffenheit und Verwirrung über Savannahs Verrat. Anscheinend hatte die Sache Vivian mehr getroffen, als sie sich anmerken ließ, denn diese Gefühle blockierten alles andere.
    Ich empfing keinen Hinweis darauf, dass sie ein Schnitter war, und ich fühlte weder Hass noch Bösartigkeit in ihr. Das war ein wenig seltsam. Selbst das netteste Mädchen konnte manchmal ein echtes Miststück sein. Hätte ich gerade herausgefunden, dass meine beste Freundin mir etwas gestohlen hatte, wäre ich stinksauer gewesen. Aber Vivian empfand nur traurige, enttäuschte Verwirrung. Sie war ein viel besserer Mensch als ich. Ich an ihrer Stelle hätte inzwischen längst die Finger in Savannahs roten Haaren vergraben und hätte sie ihr in Büscheln ausgerissen, bis sie zugab, den Ring gestohlen zu haben.
    Bevor ich weitere Schwingungen empfangen konnte, zog Vivian die Hand zurück und unterbrach damit unsere Verbindung.
    »Na ja, also danke, dass du ihn gefunden hast«, sagte sie gepresst.
    »Gerne. Jederzeit wieder.«
    Vivian drehte sich um und ging zu dem Tisch, an dem Savannah und Talia saßen. Savannah fragte Vivian etwas, aber diese warf ihr einen seltsamen Blick zu und wandte sich ab.
    Daphne musterte mich vom anderen Ende der Bibliothek und zog fragend eine Augenbraue hoch. Ich schüttelte den Kopf, um ihr zu sagen, dass ich keine Schwingungen von Vivian empfangen hatte, die sie als das Schnittermädchen entlarvten. Die Walküre zuckte mit den Schultern.
    Aber ich war noch nicht fertig. Ich nahm mir ein paar Bücher zum Einräumen und wanderte in Richtung des Tisches, an dem die drei Amazonen saßen. Talia und Savannah unterhielten sich über irgendwas, aber Vivian saß einfach nur still da und starrte den Ring an, den sie sich auf den Finger geschoben hatte.
    Wieder zog ich meine Absichtlich-unabsichtlich-Nummer durch, nur dass ich diesmal ein Buch auf den Tisch fallen ließ, direkt zwischen die drei Amazonen.
    »Ups! Das tut mir ja so leid. Lasst mich das wegräumen.«
    Ich streckte den Arm nach dem Buch aus und berührte dabei Savannahs Hand. Erinnerungen und Gefühle drängten in meinen Kopf, von Savannah, wie sie im Speisesaal zu Mittag aß, bis zu einem Bild, in dem sie lächelnd zu Logan aufsah, als sie noch zusammen gewesen waren. Damit verbunden war ein weiches, warmes, kribbliges Gefühl, das mir verriet, wie sehr Savannah Logan gemocht hatte – und wie verletzt sie gewesen war, als er sich von ihr getrennt hatte.
    Dieses letzte Bild sorgte dafür, dass Schuldgefühle meinen Magen verkrampften, aber ich zwang mich dazu, sie weiterhin zu berühren, mich weiterhin zu konzentrieren und nach einem Hinweis Ausschau zu halten, dass Savannah das Schnittermädchen war.
    Ich fand nichts.
    Oh, Savannah war wegen einer Menge Dinge ziemlich sauer auf mich – weil ich ihr Logan ausgespannt hatte; wegen der Art, wie der Spartaner mich ansah; selbst weil ich ihr vor ein paar Sekunden ein Buch quasi auf den Schoß geworfen hatte. Die Amazone hätte nichts dagegen gehabt, ihrer Wut Luft zu machen, indem sie mich in der Turnhalle beim Kampftraining fertigmachte, aber sie empfand keinen kalten, mörderischen Zorn mir gegenüber, und ich fand auch keine Echos dieses Gefühls tief in ihrem Herzen.
    Verblüfft zog ich mich mit dem Buch in der Hand einen Schritt zurück. Inzwischen starrten mich alle drei Mädchen an, als wäre ich ein totaler Freak. Und im Moment war ich das wahrscheinlich auch.
    »Tut mir leid«, murmelte ich wieder und eilte davon, um die Bücher einzuräumen, wie es meine Aufgabe war.
    Die drei Amazonen beobachteten mich die ganze Zeit, steckten die Köpfe zusammen und flüsterten. Ich biss die Zähne zusammen, ignorierte sie und tat so, als sähe ich nicht, dass sie über mich redeten. Auf dem Weg zurück zum Ausleihtresen hielt ich bei dem Tisch an, an dem Daphne mit Carson und Logan saß.
    »Und?«, flüsterte die Walküre.
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe von beiden nicht viel aufgefangen. Vivian war verletzt, weil Savannah ihren Ring gestohlen hat, und Savannah war wie üblich wütend auf mich. Wenn eine von

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