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Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition)

Titel: Frostherz: Mythos Academy 3 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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Das habe ich zumindest gehört, als ich hinter ihr in der Schlange im Speisesaal stand.«
    Ich war nur hier eingebrochen, weil Daphne mir erzählt hatte, was sie beim Mittagessen belauscht hatte. Denn es war ein wenig schwer, nach gestohlenen oder verlorenen Dingen zu suchen, während die Diebin im Raum war.
    Frustriert stemmte ich die Hände in die Hüften und sah mich noch einmal im Raum um. Aus irgendeinem Grund ließ mich das Gefühl nicht los, dass Vivians Ring hier irgendwo war, fast als könnte ich hören, wie er mich rief. Ich war noch nicht bereit, aufzugeben, also durchsuchte ich den gesamten Raum noch einmal, diesmal langsamer und methodischer, obwohl Daphne mit jedem Moment, den wir länger blieben, mehr und mehr Funken versprühte.
    Die Walküre stand kurz davor, mich mit Gewalt in den Flur zu zerren, als ich ein Buch packte und es beim Rausziehen aus Versehen gegen das Regal schlug – und dabei glitt der Ring heraus und fiel auf den Boden.
    Ich beugte mich vor und starrte in das Bücherregal. Ich hatte alle Bücher schon einmal herausgezogen, um hinter ihnen nachzusehen, aber der Ring war in einen kleinen Hohlraum geschoben worden, wo die Bretter nicht ganz mit dem Rahmen abschlossen. Kein allzu schlechtes Versteck. Definitiv kreativer als der Spülkasten der Toilette.
    Daphne beugte sich vor, hob den Ring auf und drehte ihn auf der Handfläche hin und her.
    »Der hier? Du glaubst wirklich, Savannah hat den gestohlen? Er ist nur aus Gold. Nicht mal mit Diamanten verziert. Keine Rubine, keine Saphire, gar nichts. Er sieht aus, als wäre er kaum mehr als ein paar Hundert wert. Und diese zwei Gesichter sind wirklich hässlich.« Die Walküre rümpfte die Nase, als sie mit ihrer Kritik fertig war, und gab mir den Ring.
    Sobald ich ihn berührte, stiegen Bilder vor meinem inneren Auge auf.
    Ich hatte damit gerechnet, ein paar Schwingungen von dem Ring aufzufangen, besonders nachdem Vivian mir erzählt hatte, wie wichtig er ihr war. Und diese Erinnerungen blitzten auch auf. Eine jüngere Vivian, die vor einem Bett stand. Eine ältere Frau, die mit zitternder, blutiger Hand den Ring übergab. Vivian, die weinte, während sie das goldene Band über ihren Finger schob. Ich konnte auch Vivians Gefühle spüren. Ihre Trauer über den Tod ihrer Mom, ihre Wut auf die Leute, die sie getötet hatten. Ich fühlte mit dem anderen Mädchen. Ich wusste genau, wie schwer es war, seine Mutter zu verlieren – besonders an die Schnitter.
    Ich sah auch andere Bilder, in denen Vivian den Ring trug, während sie mit den Jahren erwachsen wurde. Doch dann veränderten sich die Bilder und verschoben sich. Für eine Sekunde hatte ich das Gefühl, irgendetwas stimmte nicht. Als wäre ein Eindruck mit dem Ring verbunden, den ich nicht ganz fassen konnte, den meine Gypsygabe mir aus irgendeinem Grund nicht zeigen wollte. Es war dasselbe vage, unbehagliche Gefühl, das ich auch beim Berühren der Karte gespürt hatte, die das Schnittermädchen im Kolosseum hatte fallen lassen.
    Dann füllte ein neues Bild meinen Geist – von Savannah, die den Ring überstreifte.
    Die hübsche Amazone saß an ihrem Schminktisch, bewunderte den Janusring und die Art, wie das Gold glitzerte. Ich fühlte Savannahs selbstgefällige Befriedigung darüber, dass der Ring jetzt ihr gehörte, dass sie sich genommen hatte, was sie wollte, ohne dass jemand etwas davon wusste. Habsucht. Das Gefühl sorgte dafür, dass mir schlecht wurde. Also hatte Vivian recht, und Savannah hatte den Ring gestohlen. Was für eine tolle beste Freundin.
    Ich dachte, das sei das Ende der Erinnerungen, aber das Bild verblasste nicht. Stattdessen wurde es noch schärfer und pulsierte förmlich in meinem Schädel. Savannah beugte sich vor und nahm etwas anderes vom Schminktisch – eine Schnittermaske.
    Entsetzt beobachtete ich, wie Savannah die Maske überzog, um dann eine schwarze Robe vom Boden aufzuheben und um ihre Schultern zu legen. Sie musterte ihre Reflexion im Spiegel und lächelte, während ihre Augen kurz schnitterrot aufblitzten.
    Da erkannte ich sie. Wie hätte ich sie auch nicht erkennen sollen?
    Ich war so schockiert, dass der Rest der Vision verschwand, sich in Splitter auflöste, die sich tiefer und tiefer in mein Bewusstsein gruben. Ich keuchte schmerzerfüllt auf und öffnete die Augen. Der Ring glitt aus meinen zitternden Fingern und fiel wieder zu Boden.
    »Was? Was ist los?«, fragte Daphne. »Warum hast du diesen seltsamen, kränklichen

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