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Frostherz

Frostherz

Titel: Frostherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bettina Broemme
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»Kurz und gut: Sie braucht für ein paar Tage eine Unterkunft und wir haben ja so viel Platz und da dachte ich… das ist doch in Ordnung für dich, oder?« Und dann gingen die beiden an ihr vorbei, die Maklerin schüchtern grüßend, und deponierten das Gepäck in Johanns Schlafzimmer.
    Johann hatte Pizzen mitgebracht, und als sie mit diesen auf der Terrasse saßen, wo es nach dem kurzen Gewitterschauer angenehm abgekühlt hatte, öffnete er sogar eine Flasche Wein. Anne sagte kein Wort und die Erwachsenen redeten zunächst nur über den Hausverkauf, über rechtliche Details, mögliche Optionen und die besten Strategien. Erst als Johann die Teller abräumte, lächelte Marita Jung Anne scheu an.
    »Ich hoffe, das ist okay mit dem Überfall hier«, sagte sie und Anne zuckte leicht mit den Schultern. »Ich hatte ein bisschen Ärger mit meinem, ähm, Lebensgefährten.«
    Anne nickte knapp, sich bewusst, dass es abweisend wirken musste. Sie wollte nichts hören von fremden Problemen, sie hatte genug eigene.
    »Ich gehe mal davon aus, dass du mitbekommen hast, dass ich mit Albert Brunner zusammen bin… war. Ich meine, ich möchte nicht, dass du in der Schule in irgendeine unangenehme Situation gerätst.«
    »Schon gut«, sagte Anne. »Je weniger ich weiß, umso besser ist es vielleicht.«
    »Na ja«, erwiderte die Maklerin. »Er neigt manchmal zu etwas unbeherrschtem Verhalten. Wenn die Dinge nicht so laufen, wie er sich das vorstellt.«
    »Das habe ich schon gemerkt.«
    »Ich will nur nicht, dass du da in irgendetwas hineingezogen wirst.« Sie lächelte verbindlich. »Übrigens: Sag einfach, Marita. Wenn du möchtest.« Anne nickte wieder, stand dann aber auf.
    »Ich muss noch ein bisschen lernen. Muss morgen ein Referat halten.« Und sie konnte es sich nicht verkneifen hinzuzufügen: »In Biologie.« Marita nickte.
    »Anne«, rief ihr Vater aus der Küche, wo er mit dem schmutzigen Geschirr hantierte. »Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht so überfallen damit. Aber irgendwie – es ging alles so schnell. Ich hatte gar keine Zeit…«
    »Ich konnte dich nicht erreichen«, sagte Anne mit der mechanischen Stimme eines Roboters. »Ich dachte, dir ist was passiert.« Johann sah betreten zu Boden.
    »Kommt nie wieder vor«, sagte er. »Ich verspreche es. Sie ist wirklich eine sehr sympathische Person, glaub mir. Und sie findet dich sehr nett.«
    »Na, dann. Ich muss noch etwas lernen.«
    »Ja, mein Schatz, tu das. Aber gönn dir auch mal ein bisschen Freizeit, ja? Kannst dir auch gerne den Fernseher anmachen. Vergiss nachher deine Vitamine nicht, hörst du?«
    Anne ließ ihn einfach stehen, ging in ihr Zimmer, warf sich auf ihr Bett und starrte an die Decke. So konnte es einfach nicht weitergehen.
    Auch am nächsten Morgen wachte sie früh auf, kurz nach sechs war es erst. Die Sonnenstrahlen, die durch die Rolloritzen fielen, vertrieben den Schlaf. Sie fühlte sich unruhig, hatte ebenso geschlafen. Eine Dusche würde jetzt guttun.
    Als sie in die Küche kam, war der Frühstückstisch gedeckt. Eine Pfingstrose aus dem Garten stand in einem kleinen Väschen auf dem Tisch.
    »Kaffee oder Tee?«, fragte Marita und lächelte Anne an. Die Frau strahlte mit der Morgensonne um die Wette. Ihre blonden Haare hingen ihr wirr um den Kopf, aber sie schien so munter zu sein, als sei dies ein Ferienmorgen in der Toskana.
    »Tee«, sagte Anne. »Danke.« Wäre sie jetzt lieber alleine gewesen? Sie war sich unsicher.
    »Schöne Bluse«, sagte Marita und wies auf Annes zart fliederfarbene Bluse mit den kleinen olivgrünen Blümchen darauf. Sie setzte sich zu ihr, goss heiße Milch in ihren Kaffee und pustete über den Rand. »Noch müde?«
    Anne war es nicht gewohnt, dass sie am frühen Morgen schon Konversation machen sollte, und nickte stumm.
    »Entschuldige, ich geh dir bestimmt auf den Nerv mit meinem Geplapper. Ich konnte das früher auch nie leiden, wenn meine Mutter um die Uhrzeit schon ständig auf mich eingeredet hat. Was hab ich sie angefaucht…«
    »Ist schon in Ordnung«, brummte Anne. Sie trank von ihrem Tee, schmierte langsam Marmelade auf ihr Brot. »Ist das was Ernstes zwischen Ihnen und meinem Vater?«
    Marita grinste, verdrehte die Augen und warf den Kopf in den Nacken. »Mal sehen. Ich… ich mag ihn wirklich sehr gerne, deinen Vater.«
    »Okay.«
    »Ähm, ist vielleicht etwas indiskret: Hast du einen Freund?«
    Anne stand auf, stopfte sich ein paar Bissen Marmeladenbrot in den Mund und stellte ihre Teetasse und ihren

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