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Frostkuss

Frostkuss

Titel: Frostkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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unter der zerstörten Vitrine zu finden, mit aufgeschlitzter Kehle und Blut überall.
    »Ich bin rübergegangen, um ihr zu helfen«, sagte ich mit zittriger Stimme. »Ich habe gerade an ihrer Kehle nach einem Pulsschlag getastet, als jemand … jemand mich niedergeschlagen hat.«
    Ich schaute zur Vitrine und erwartete, nichts zu sehen außer zerbrochenem Glas. Aber Jasmine war immer noch da, lag immer noch in den tiefen Pfützen ihres eigenen, roten Blutes, während ihre blicklosen blauen Augen an die Decke starrten.
    Meine Kehle wurde eng. »Ist sie …?«
    »Tot«, erklärte Trainer Ajax mit seiner rumpelnden, tiefen Stimme. »Ausgeblutet.«
    Danach herrschte für einen Moment Schweigen.
    »Bist du sicher, dass du dich an sonst nichts erinnerst?«, fragte Professor Metis. »Selbst das kleinste Detail könnte uns dabei helfen, die Person zu finden, die dafür verantwortlich ist.«
    Ich dachte noch einmal nach, versuchte mich zu erinnern, aber mir fiel nichts ein. Meine Kopfschmerzen waren einfach zu stark. Ich hob die Hand und berührte meine linke Schläfe. Unter meinen Fingern erhob sich eine Beule von der Größe eines Drosseleis, und ich verzog das Gesicht, als sofort ein scharfer Schmerz meinen Kopf durchzuckte.
    Ich ließ die Hand in den Schoß fallen, sah nach unten und entdeckte, dass ich mit Blut besudelt war – Jasmines Blut. Es klebte an meinen Turnschuhen, auf meinen Jeans und überall auf meinem T-Shirt und meiner Kapuzenjacke. Aber am schlimmsten war, dass meine Hände mit dunkelbraunem Blut überzogen waren, das abblätterte wie getrocknete Farbe.
    Ich keuchte auf und wartete darauf, dass sich meine Psychometrie einschaltete und mir Jasmines Mord zeigte, mich all die schrecklichen Schmerzen fühlen ließ, die sie empfunden haben musste. Es würde jede Sekunde anfangen. Tat es immer.
    Aber die Sekunden vergingen und wurden zu einer Minute, dann zwei. Immer noch geschah gar nichts. Ich empfing keine Visionen und auch keine Schwingungen von Jasmines Blut. Nicht das Geringste. Genauso wie ich von ihrem Körper nichts empfangen hatte. Seltsam. Selbst für mich. Vielleicht war meine Psychometrie kaputt oder irgendwas, wegen meiner schrecklichen Kopfschmerzen. Doch ausnahmsweise war ich wirklich glücklich, nichts zu sehen. Denn selbst wenn ich keine Schwingungen empfing, sorgte der Anblick von Jasmines Blut auf meiner Kleidung und meiner Haut doch dafür, dass ich mich übergeben wollte. Ich ballte die besudelten Hände zu Fäusten und wandte den Blick ab.
    »Es tut mir leid. Ich kann mich sonst an nichts erinnern«, sagte ich mit leiser Stimme.
    »Na ja, ich halte das Ganze für ziemlich offensichtlich«, erklärte Nickamedes. »Ein Schnitter ist in die Bibliothek eingedrungen und hat die Schale der Tränen gestohlen. Jasmine kam ihm unglücklicherweise in die Quere und wurde deswegen getötet.«
    Trotz allem, was geschehen war, und trotz meines schrecklichen Kopfwehs runzelte ich die Stirn. In meinen Ohren klang das falsch – vollkommen falsch. Hauptsächlich, weil Jasmine früher am Tag schon einmal in der Bibliothek gewesen war. Warum sollte sie so spät am Abend zurückkommen? Vor allem ohne ihre Freundinnen? Jasmine ging nirgendwo hin ohne ihr Gefolge aus ergebenen Walkürenprinzessinnen. Sie klebten immer an ihr wie Kaugummi.
    Aber die Gedanken, die im selben Rhythmus wie der Schmerz durch meinen Kopf schossen, waren: Warum? Warum sie und nicht ich? Warum ist sie gestorben und ich lebe? Warum wurde ich wieder verschont? Warum bin ich immer diejenige, die zurückbleibt, um die blutigen Scherben aufzusammeln?
    »Ich habe dir doch gesagt, dass du ein Risiko damit eingehst, sie auszustellen«, sagte Trainer Ajax. »Die Schale der Tränen ist etwas, das die Schnitter des Chaos unbedingt in die Finger bekommen wollen. Sie ist schließlich eines der Dreizehn Artefakte.«
    Nickamedes zuckte nur mit den Schultern. »Es gibt Dutzende Dinge hier, die die Schnitter gerne in die Finger bekommen würden, und jedes einzelne ist mit Sicherheitszaubern versehen, die dafür sorgen, dass es nicht aus der Bibliothek entfernt werden kann. Ich verstehe einfach nicht, wie der Schnitter die Schale aus der Bibliothek geschafft haben soll, ohne den Alarm auszulösen – ganz zu schweigen davon, wie er auf den Campus gekommen sein soll. Keiner der Alarmzauber an der Außenmauer, dem Haupttor oder der Bibliothek wurde ausgelöst. Ich dachte, die Grenzzauber wären stark genug, und die Zauber auf der Schale habe ich noch heute

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