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Frostkuss

Frostkuss

Titel: Frostkuss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Estep
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mir, und die Figuren bewegten sich, als wären sie real, als würde ich tatsächlich mit eigenen Augen den Kampf beobachten. Ich konnte das Blut riechen, der dichte Rauch brannte in meinen Lungen, und Lokis grausame Flüche trafen meine Ohren …
    Ich blinzelte. Das Gefühl verschwand, und ich schaute wieder nur auf eine einfache Illustration. Das war ein bisschen unheimlich. Ich schob das Buch ein Stück von mir weg. Okay, ziemlich unheimlich.
    »Nach dem Kampf legten Nike und ihr Gefolge Loki ein weiteres Mal in Ketten und verbannten ihn mithilfe der Artefakte, die sie und die Schnitter geschaffen hatten, aus dieser Welt – der Welt der Sterblichen. Bis heute weilt Loki in Gefangenschaft. Aber er hat immer noch Anhänger, seine Schnitter. Menschen, Götter und Kreaturen, die ihn befreien wollen, um die Welt in einen zweiten Chaoskrieg zu stürzen. Deswegen seid ihr alle hier.«
    Metis’ stechender, grüner Blick glitt von Schüler zu Schüler, von Gesicht zu Gesicht, bis sie jeden im Raum angesehen hatte, auch mich. »Ihr seid die Nachkommen der besten Krieger des Pantheons. Ihr seid hier, um zu lernen, wie ihr eure Magie und eure kämpferischen Begabungen kontrolliert und nutzt, um die Welt vor Schnittern zu schützen. Hier erfahrt ihr, wie ihr die Schnitter davon abhalten könnt, Loki zu befreien und uns alle in einen zweiten Chaoskrieg zu reißen …«
    Der Gong erklang und beendete Metis’ Vortrag, aber sie hatte mit ihrer Geschichte die gesamte Klasse in den Bann geschlagen. Mehrere Schüler blinzelten, als müssten sie erst den Zauber ihrer Worte abschütteln, bevor sie nach ihren Taschen griffen. Ich tat dasselbe.
    Ich stand auf und machte mich mit den anderen auf den Weg zur Tür, aber Metis winkte mich zu sich.
    »Gwen«, sagte sie. »Bleib doch eine Minute, bitte.«
    Ich folgte ihrer Bitte und ließ mich wieder auf meinen Stuhl sinken. Ein paar der anderen Jugendlichen, darunter auch Carson, warfen mir Blicke zu, weil sie glaubten, ich hätte irgendwelchen Ärger. Ich fragte mich, ob Metis wohl wusste, dass ich in Jasmines Zimmer eingebrochen war und ihren Laptop geklaut hatte. Das war das Einzige, was ich getan hatte, das mich wirklich in Schwierigkeiten bringen konnte. Aber woher sollte Metis davon wissen? Das konnte sie nicht, außer Daphne Cruz hatte mich verpetzt.
    Professor Metis rückte ein paar Papiere auf ihrem hölzernen Pult zurecht, dann kam sie zu mir und lehnte sich gegen den Tisch vor mir. »Wir hatten gestern keine Zeit mehr zu reden, aber ich wollte dich fragen, wie es dir geht, Gwen. Ich weiß, dass das, was in der Bibliothek passiert ist … dass es ein ziemlicher Schock für dich war, Jasmines Leiche zu finden.«
    Also wusste sie doch nicht, dass ich in das Zimmer der Walküre eingebrochen war. Ich bemühte mich, meine Erleichterung nicht zu zeigen. »Mir geht’s gut, denke ich. Ich versuche einfach … damit zurechtzukommen, auf meine Weise.«
    Ich erzählte ihr nicht, dass meine Weise Einbruchdiebstahl und Erpressung beinhaltete. Bis jetzt. Der Tag war ja noch nicht zu Ende.
    Professor Metis sah mich aus weichen, freundlichen Augen an. »Also, falls du darüber reden willst oder über irgendetwas anderes, was auch immer, sollst du wissen, dass ich immer für dich da bin, Gwen.«
    Für einen Moment fragte ich mich, warum sie sich solche Sorgen um mich machte. Ja, ich war irgendwie Zeugin eines Mordes geworden, und wahrscheinlich war Metis einfach nur nett. Aber ich hatte die Professorin vor dem Tag, an dem sie im Haus meiner Grandma aufgetaucht war und verkündet hatte, dass ich nach Mythos gehen solle, noch nie gesehen. Jetzt schien es, als hätte sie ein besonderes Interesse an allem, was ich sagte und tat – innerhalb und außerhalb ihrer Stunden.
    »Ähm, okay. Also kann ich jetzt gehen?«, fragte ich und rutschte auf meinem Stuhl herum. »Ich habe, ähm, eine Verabredung.«
    Metis lächelte. »Natürlich. Ich wollte nur sicherstellen, dass es dir gut geht. Ich weiß, dass es eine ziemliche Umstellung für dich war, dieses Jahr auf die Mythos Academy zu gehen, Gwen.«
    Ich schnaubte leise. Sie hatte ja keine Ahnung. Nicht den blassesten Schimmer.
    Metis ging zurück zum Pult. Ich stand auf, hob meine Tasche auf und wollte gehen. Aber dann fiel mir etwas ein, das Metis in ihrem Vortrag gesagt hatte. Etwas, das mich störte, seit ich vor zwei Monaten auf die Akademie gekommen war.
    »Professor?«
    »Ja, Gwen?«, sagte sie und drehte sich zu mir um.
    »Wenn das, was Sie gesagt

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